Ort der Ruhe

Ein kleines Paradies bei den Salesianern in Klagenfurt

Unsere Autorin hat den Gemeinschaftsgarten des Franz von Sales Zentrums in Klagenfurt besucht. Inmitten von Wohnblöcken entstand hier innerhalb weniger Jahre eine 4.000 Quadratmeter große Oase.
  • Sophie Lauringer

veröffentlicht am 30.06.2019

Der erste warme Maitag mit viel Sonnenschein ist ideal für den Besuch im Franz von Sales Garten. Salesianerpater Herbert Salzl führt über den Fußweg von der ruhigen Straße hinter dem Gemeindezentrum direkt in den Garten zum Treffpunkt mit Julia Leitner. Die kleine Gruppe hat auf einem schattigen Plätzchen beim Pavillon in der Mitte des Gartens Platz genommen. Pater Salzl ist zwar kein Gärtner, aber die Pfarre St. Josef Siebenhügel begleitet mit sehr viel Wohlwollen das Projekt. Die jährliche Segnung ist ein Fixpunkt im Jahreskreis. Weitere spirituelle oder seelsorgliche Ideen müssen erst entwickelt werden, aber auch das, was bisher gewachsen ist, kann sich durchaus sehen lassen.

Begonnen hat alles 2013, als hier ein brachliegendes Grundstück einer aufgelassenen Gärtnerei war. Es stand im Raum, dass in der beliebten Wohngegend eine neue Anlage gebaut wird. Julia Leitner, ausgebildete Heilpraktikerin und erfahrene Gärtnerin, entwickelte für das Gelände im Besitz der Kirche als Antwort auf die Baupolitik das Urban-Gardening-Projekt, gemeint ist damit ein Gemeinschaftsgarten in der Stadt. Insgesamt sind so 128 Beete entstanden. Der Pachtpreis für ein zehn m2 großes Beet ist mit 120 Euro für eine Saison fair bemessen. „Das Projekt trägt sich aber auch finanziell“, freut sich Julia Leitner. Zusätzlich werden drei Sozialprojekte unterstützt. Diese sind kostenfrei in den Garten integriert. Noch ein statistisches Detail ist interessant: 17 Nationen garteln hier gemeinsam – eine internationale Gemeinschaft.

„Alle Gärtner finden Platz für Blumen“

Rundherum blüht und gedeiht es mittlerweile, „auch, wenn heuer alles fast zwei Wochen verspätet auswächst“, wie Julia Leitner bemerkt. Dem Engagement der Gärtnerinnen und Gärtner tut das keinen Abbruch. Da wird Spargel gestochen, ja, man hat sogar einen eigenen Spargelstecher anfertigen lassen, erklärt ein engagiertes Paar. Höchst zufrieden sind die beiden außerdem mit dem Wachstum einer seltenen Sorte Erdäpfel. Diese haben sie von der Tauschbörse mitgebracht. Es gibt Radieschen, Kürbis, Salatköpfe, Erbsen, diverse Kräuter und Zucchini. Julia Leitner weiß außerdem: „Alle Gärtnerinnen und Gärtner finden Platz für Blumen.“ Nur Bäume dürfen in den Beeten nicht gesetzt werden. Diese würden den Pflanzen zu viel Licht nehmen. Jedes Beet trägt übrigens einen Pflanzennamen. Manch liebevoll ausgesuchtes Dekostück hat hier seinen Platz gefunden. Es stehen Flamingos, eine Keramikschnecke, Gartenzwerge und selbst gestaltete Kunsthandwerke in den Beeten. Auch ein Bienenhotel ist aufgestellt. Im Vorjahr haben leider zwei Bienenstöcke nicht überlebt. Dafür summt es jetzt wieder über den Blüten. Einige Bienen sind auf der Suche nach Nektar. Vielleicht kann man einen Imker für den Franz von Sales Garten interessieren?

Julia Leitners Kinder, Maria und der jüngere Vinzenz, kennen sich bestens im Gartenparadies aus und pumpen Wasser am Brunnen. Ganz der Selbstverpflichtung entsprechend, wird der mit Grundwasser gespeist. Das ist übrigens richtig anstrengend, wie Marie Moser meint, die mehrere Jahre ein Beet gepachtet hat: „Die volle Gießkanne fasst einige Liter und hängt sich beim Hin- und Hergehen ganz schön rein.“ Die administrative Mitarbeiterin des Gemeindezentrums kümmert sich jetzt um den größeren Garten rund ums Gebäude. Den Franz von Sales Garten schätzt sie weiterhin sehr.

Beim Rundgang zeigt Julia Leitner die verschiedenen Komposthaufen. Regeln im ausschließlich ökologischen Gartenbau erleichtern das wohltuende Miteinander. Verwendung von Dünge- und Spritzmitteln bedeutet gesünderes Essen und einen nachhaltigen Umgang mit der Natur. Radiogeräte sind nicht erlaubt. Plastik kommt weitgehend nicht zum Einsatz. Und Hunde dürfen nicht in den Franz von Sales Garten, sind aber auf der Wiese beim Gemeindezentrum willkommen. Dort rasten sie gemütlich unter dem großen, Schatten spendenden Baum.

Austausch mit anderen Urban-Gardening-Projekten

Julia Leitner ist das Vermitteln von Kenntnissen ein Anliegen oder, wie Marie Moser, die administrative Mitarbeiterin im Franz von Sales Zentrum, bemerkt: „Die Julia ist die Seele des Gartens.“ Darum gibt es Workshops wie zur Kräuterkunde oder auch zum Seifensieden. Das Projekt ist mit anderen durch eine Urban-Gardening-Plattform im Internet vernetzt. Untereinander tauscht man sich mit Tipps vor Ort aus, aber auch die WhatsApp-Gruppe klappt zur internen Kommunikation. Alle Beteiligten wissen: „Es ist vor allem körperlich eine irre Arbeit.“

Auf der anderen Seite ist das rege Sozialleben ein zusätzlicher Pluspunkt: Im Garten gibt es eine Feuerstelle. Es wird zu Grillfesten eingeladen, und im Pavillon haben einige Damen Gläser deponiert. Man trinkt ab und zu ein Glas Wein zusammen. Natürlich menschelt es in dem Projekt, aber ebenso sind Freundschaften entstanden. Der Ort hat sich so rundherum zu einer Wohlfühloase entwickelt oder, wie Marie Moser bemerkt: „Es ist wie eine Insel. Man geht aus dem Garten anders hinaus, als man reingegangen ist. Das tut gut.“

Der Franz-von-Sales-Garten in Klagenfurt

Der Gemeinschaftsgarten „Franz von Sales“ wurde 2013 in Klagenfurt gegründet. Der Biogarten bietet Menschen in der von den Salesianern betreuten Pfarre St. Josef Siebenhügel die Möglichkeit, Obst, Gemüse und Blumen anzubauen. Die Pacht für ein zehn Quadratmeter großes Beet beträgt pro Saison 120 Euro. Weitere Information beim Netzwerk der Gemeinschaftsgärten