Entwicklungszusammenarbeit
Ein starkes Netzwerk für die Jugend der Welt
Seit mehr als 40 Jahren setzt sich der Verein „Jugendhilfe Weltweit“ für junge Menschen ein. Ein Gespräch mit Pater Toni Rogger und Geschäftsleiter Markus Burri.
veröffentlicht am 30.06.2019
Von einem Einzelkämpfer zu einem Team mit acht engagierten Fachleuten: Die Don Bosco Jugendhilfe Weltweit hat sich in den letzten Jahrzehnten immer stärker profiliert. Den Grundstein legte Pater Alfred Fleisch 1980 mit der Jugendhilfe Brasilien, 1997 wurde diese zur Jugendhilfe Lateinamerika und seit 2012 ist das Hilfswerk weltweit tätig.
Wo liegen für Sie im Moment die größten Herausforderungen in der Entwicklungszusammenarbeit?
Markus Burri: Die Gesellschaft verändert sich permanent. Ich sehe es als Herausforderung, in den Antworten auf die Fragen unserer Zeit aktuell zu bleiben. An gewissen Orten gelingt das, an anderen setzt man Dinge um, die schon vor 50 Jahren so gemacht wurden.
Pater Toni Rogger: Ein Beispiel: Früher hat man Elektriker, Schreiner und Schlosser ausgebildet. Das sind aber nicht mehr die Zukunftsberufe. Wir müssen mit unseren Partnern überlegen, welche Berufe heute gebraucht werden. Da kommt die ganze Informatik dazu, auch die Solartechnik. Das sind die Herausforderungen – immer wieder zu prüfen, welche fachlichen Kenntnisse unsere jungen Leute benötigen, damit sie später eine Arbeit erhalten.
Was motiviert Sie, diese Herausforderungen anzunehmen und sich für die Jugend der Welt einzusetzen?
Rogger: Was mich natürlich immer bewegt, sind die zum Teil sehr eindrücklichen Begegnungen mit den Menschen vor Ort. Wenn man diese große Not sieht, ist das sehr ergreifend und motiviert einen, etwas zu tun.
Burri: Mich motivieren junge Leute wie Augusta aus Sierra Leone. Eine ehemalige Prostituierte, die dank Don Bosco von der Straße weggekommen ist. Sie hat eine Ausbildung gemacht und besitzt jetzt ihr eigenes kleines Geschäft. Dass das möglich ist, ist meine Motivation.
Welche Schwerpunkte hat die Jugendhilfe Weltweit?
Burri: Der erste große Schwerpunkt heißt „Jugend, Bildung und Beruf“. Das geht vom Kindergarten, der Schul- und Berufsbildung bis hin zur universitären Bildung. Den zweiten Schwerpunkt nennen wir „Jugend, Familie und Gesellschaft“. Hier fallen die ganze Familiensozialarbeit hinein und unsere Aktionen zu Kinder- und Frauenrechten. Ein zunehmend wichtiger Schwerpunkt ist für uns „Jugend, Umwelt und Gesundheit“, bei dem wir jungen Menschen zum Beispiel helfen, Ideen zu entwickeln, wie dieser Planet nachhaltiger bewirtschaftet werden kann. Und als Viertes ist für uns die Handlungsfähigkeit nach Katastrophen eine wichtige Aufgabe – sprich Nothilfe und Wiederaufbau.
Sie reisen und erleben viel. Haben Sie ein bestimmtes Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Rogger: Für mich ist das in Brasilien das Werk in Itaquera, einem Vorstadtquartier von São Paulo. Ein riesiges Zentrum, in dem jeden Tag 5.000 junge Menschen ein- und ausgehen und in dem seit seinen Anfängen vor 40 Jahren mittlerweile 40 Millionen Mahlzeiten gratis ausgegeben wurden.
Burri: Bei mir ist das die Handwerksschule in Peru. Da fertigen verarmte Landbuben aus Holz und Stein Altäre, Chorgestühle und Möbel in modernstem Design an. Das ist für mich so das Sinnbildliche von Don Bosco: Jungs, denen man nichts zugetraut hätte und die heute Kunst machen. Das ist einfach phänomenal.
Mehr Informationen über die Don Bosco Jugendhilfe Weltweit