Folgen der Pandemie
Einsatz für junge Menschen in der Corona-Zeit
Junge Menschen auch in schwierigen Situationen zu begleiten, ist der Auftrag des Don Bosco Werks in Deutschland, Österreich und weltweit. Wie das in der Corona-Krise gelingt, zeigen einige Beispiele aus den Einrichtungen.
veröffentlicht am 31.05.2020
Wien: Hilfsaktion Nachbarschaft
Mit der „Hilfsaktion Nachbarschaft“, die Mitte März 2020 begann, boten die minderjährigen Bewohner des Don Bosco Sozialwerks und Jugendliche vom Don Bosco Jugendzentrum „Come In" in Wien Menschen der Corona-Risikogruppe ihre Hilfe an. Das Angebot reichte vom Erledigen von Einkäufen über psychosoziale Beratung durch die geschulten Mitarbeiter des „Come In“ bis hin zu seelsorgerischen Gesprächen. „Ich bin so froh, endlich jemandem helfen zu können und nicht auf Hilfe angewiesen zu sein“, sagte Sayed, ein Bursche aus dem Sozialwerk und sprach damit aus, was in den Herzen der meisten vor sich ging. Auch lustige Momente kamen nicht zu kurz: Denn unsere Burschen hatten teilweise die Namen der gewünschten Lebensmittel noch nie gehört oder gesehen und mussten sie sich erst im Internet anschauen. Dafür sind die fleißigen Helfer jetzt mit österreichischen Essgewohnheiten mehr vertraut als vorher.
Köln: Zuhause bei Instagram und Facebook
„Ein Stück Zuhause in Köln-Mühlheim“ – so lautet der Leitspruch des Don Bosco Clubs in Köln. In der Corona-Krise spielte sich das Geschehen des offenen Kinder- und Jugendtreffs jedoch hauptsächlich im Internet ab: Um weiterhin mit den jungen Menschen in Kontakt zu bleiben, rief Michael Ewald, Leiter des offenen Angebots, ein neues Liveformat ins Leben. Gemeinsam mit seinen Praktikanten war der Teamleiter dreimal in der Woche eine Stunde lang live bei Instagram und Facebook zu sehen. Jugendliche, die sonst die offenen Angebote des Clubs besuchen, waren dazu aufgerufen, anzurufen, zu schreiben oder sich auf andere Weise einzubringen. Im Mittelpunkt stand zwar auch das Coronavirus, doch das Format sollte auch für Unterhaltung sorgen, deswegen wurden auch sportliche und spielerische Elemente mit eingebaut. „Wir wollten auch ein bisschen Freude verbreiten“, betont Michael Ewald.
Essen: Mitmachangebote bei YouTube
Tanzen mit Gina, Kochen mit Steffen und Sport mit Abduhl – der Don Bosco Club in Essen-Borbeck war trotz der Schließung sehr aktiv. Unter der Schirmherrschaft des Profiboxers Patrick Korte stellte der Club auf seiner Webseite sowie auf YouTube regelmäßig Mitmachangebote für Kinder und Jugendliche vor. Insgesamt 17 Videos haben Mitarbeiter und Ehrenamtliche der Einrichtung produziert, um den Kindern und Jugendlichen weiterhin Anregungen und Ideen für die Zeit daheim mitzugeben. Der Club habe sich das Know-how eines jungen Erwachsenen zunutze machen können, der dem Club sehr verbunden und dazu noch sehr videoaffin sei, berichtet Susanne Bier, die Leiterin der offenen Kinder- und Jugendeinrichtung. Einmal in der Woche gab es ein Quiz, bei dem die Teilnehmer etwas gewinnen konnten, sagte die Sozialpädagogin.
Chemnitz: Brotzeit an der Haustür
Das Don Bosco Haus Chemnitz hielt auf verschiedenen Wegen Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen, die sonst den Offenen Treff besuchen oder am Projekt „Startklar in die Zukunft“ teilnehmen. Um die Teilnehmer des Aktivierungshilfe-Projekts auch in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen weiter zu begleiten, besuchten die Sozialpädagogen und -pädagoginnen die Jugendlichen, brachten ihnen eine Brotzeit vorbei und Arbeitsblätter einer Förderlehrerin. Für die Kinder und Jugendlichen aus dem Offenen Treff gab es fast jeden Tag eine neue Bastelidee über die Facebook- und Instagram-Seite des Don Bosco Hauses. Zusätzlich erklärten die Handpuppen Don Checko und Emma in Videos, was am Händewaschen wichtig ist und wie man Freunde und Verwandte aufmuntern kann.
Berlin: Hausbesuche bei Jugendlichen und Familien
Die Mitarbeiter der Manege gGmbH im Berliner Stadtteil Marzahn-Hellersdorf wurden schnell kreativ: Hausaufgaben und Anleitungen aus den Werkstätten bekamen Jugendliche aus den Hilfsmaßnahmen in Eimern nach Hause gebracht. Onlineangebote boten sich hier laut Sr. Margareta Kühn, Leiterin der Manege gGmbH, nicht an, da die meisten der betreuten jungen Menschen zu Hause weder einen Computer noch einen Laptop besitzen. So machten sich die Sozialpädagogen mehrmals in der Woche auf den Weg, um den Jugendlichen Aufgaben und Lebensmittel vorbeizubringen, mit denen sie sich zu Hause selbst eine Mahlzeit zubereiten konnten.
Burgstädt: Sportstunde statt Langeweile
Plötzlich keine Schule, keine Ausbildung, kein Training, keine Treffen mit Freunden mehr. Die Jugendlichen aus den Wohngruppen der stationären Jugendhilfe im Don Bosco Jugend-Werk Sachsen in Burgstädt saßen fest. Im Lichthof der Einrichtung wurde Tischtennis gespielt: Die Platte dazwischen sorgte für Abstand zwischen den Spielern. „Unsere Sportstunde“ nannte Pädagoge Lars Weiß das. Außer Tischtennis spielte er mit den sechs Jugendlichen der Wohngruppe auch Badminton, Billard oder Volleyball. Eben alles, was möglichst ohne Körperkontakt auskommt. Andere Betreuer unterrichteten Deutsch und Mathe in den Gruppen, in denen die 15- bis 20-Jährigen zusammen wohnen. Es ging darum, ihnen trotz der Einschränkungen durch das Coronavirus einen strukturierten Tagesablauf zu bieten und ihnen sinnvolle Aufgaben zu geben. Auch die Jugendlichen spürten, dass es wichtig ist, weiterzumachen. Denn trotz Freiwilligkeit nahmen die meisten am improvisierten Unterricht teil.
Stams: Mit Märchen gegen Corona
Kindergarten und Hort der Don Bosco Schwestern in Stams in Tirol hätten bei Bedarf für den Notbetrieb geöffnet. Doch fürs Erste blieben die rund 60 Kinder zu Hause. Trotzdem wollten die Schwestern den Kontakt zu Eltern und Kindern aufrechterhalten. „Jeden Mittwoch schickten wir über WhatsApp ein Gedicht, ein Lied oder eine Bastelidee an die Kindergartenkinder, und am Freitag ein Märchenvideo, das die Pädagoginnen zu Hause erstellt haben“, berichtete Schwester Regina Maier, Gemeinschaftsleiterin in Stams. Anders war die Lage in den sozialpädagogischen Wohngruppen, die ebenfalls im Haus untergebracht sind. 16 Mädchen mussten vorerst in der Einrichtung bleiben, Elternbesuche wurden durch Telefonat oder Videoanruf ersetzt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuten die Mädchen rund um die Uhr. Sie unterstützten sie bei den Schulaufgaben und sorgten dafür, dass niemandem die „Decke auf den Kopf“ fiel. Der große Garten war für alle ein Segen.
Don Bosco Nothilfe Corona
Die Salesianer Don Boscos und die Don Bosco Schwestern rufen zum Spenden auf: Während die Krise in Deutschland, Österreich und der Schweiz das Gesundheitssystem an seine Grenzen bringt und für viele Projekte neue Formen gefunden werden müssen, um für benachteiligte Kinder und Jugendliche im Sinne Don Boscos da zu sein, müssen junge Menschen weltweit, die kaum oder keinen Zugang zu ärztlicher Versorgung oder Medikamenten haben, mit dramatischen Folgen dieser Pandemie rechnen. In vielen Ländern haben die Salesianer Don Boscos und die Don Bosco Schwestern deshalb Maßnahmen auf den Weg gebracht, um den besonders bedürftigen jungen Menschen zu helfen.
Mehr Informationen zur Corona-Nothilfe bei den Salesianern Don Boscos in Deutschland, der Missonsprokur der Don Bosco Schwestern und Don Bosco Mission Austria.