Jugendzentrum
So ein Theater bei Don Bosco in Amstetten
Das Don Bosco Heim in Amstetten ist eine Art zweites Wohnzimmer für Kinder und junge Menschen. Leiter Christian Haslauer hat nun eine Gruppe von Jugendlichen einem besonderen Projekt motiviert.
veröffentlicht am 01.01.2017
Ein trüber Samstagnachmittag im November. Während in den größeren Räumen des Don Bosco Heims in Amstetten einige Jugendliche Tischtennis spielen und eine Heimmutti mit zwei Burschen plaudert, hat Christian Haslauer die kleine Theatergruppe zur Probe zusammengerufen. In zwei Wochen steht eine Wiederholung des Stückes „Chaos GmbH“ auf dem Programm. Übrigens gab es das letzte Mal vor 30 Jahren ein Theaterstück in der Salesianerpfarre Herz Jesu. Bereits zweimal haben die Jugendlichen im Sommer die aktuelle Komödie aufgeführt. Damals im Pfarrsaal von Herz Jesu, jetzt geht es zur dritten Aufführung in das City Center Amstetten, das hier nur kurz CCA genannt wird. „Wir haben hier auf der Bühne ganz andere Verhältnisse“, gibt Christian zu bedenken. So fehlt beispielsweise der Vorhang. „Wir können mit einer Tafel über die Bühne gehen, auf der 1. Akt durchgestrichen steht“, meint der Autor und Regisseur, der auch die Rolle des Hausmeisters Malewski spielt. „Dann haben wir Zeit zum Umräumen.“
Insgesamt eine Stunde dauert die Komödie, in der ein Topfenkuchen eine Rolle spielt, aber vor allem ist der Zusammenhalt der Firmenbelegschaft wichtig. Worum geht es genau? In der Werbeagentur mit dem Titel „Toilett Werbe GmbH“ soll die Belegschaft eingespart werden und durch Computer ersetzt werden. Das stürzt alle in hektische Betriebsamkeit, um die Firmenchefin aus dem fernen Amerika vom Gegenteil zu überzeugen. Die beherzten Damen in der Firma gründen einen Betriebsrat, Chefs werden ausgeschaltet und die Computerexpertin entpuppt sich als sozial engagierte Kämpferin mit dem Herz auf dem rechten Fleck. „Ich bin eigentlich die, die gegen die Belegschaft arbeitet. Aber dann solidarisiere ich mich mit ihnen und helfe“, erzählt Karo Enengl über ihre Rolle als Trudi Megabyte. Dazu spinnen sich zwei Liebesgeschichten und am Ende geht alles für die lustige Mannschaft gut aus. Unverkennbar sind jedoch kritische Töne in den deftigen Dialogen herauszuhören, wenn es um Kündigung geht oder um Rationalisierung. Da macht die Gründung des Betriebsrates durchaus Sinn, um für die eigenen Rechte zu kämpfen.
Beachtliches Engagement
Zurück zur Probe. Im unterkühlten Pfarrsaal stehen noch Teile der Kulisse, die Akustik ist jedoch im leeren Raum nicht besonders gut. Tapfer wiederholen die jungen Schauspielerinnen ihren Text. Es gibt nur wenige Hänger oder zumindest keine auffälligen. Kurz kommen Pater Franz Kniewasser SDB und Pfarrer Pater Hans Schwarzl SDB vorbei. Als Salesianer sind sie sichtlich stolz auf die Leistung ihrer Jugend. Das Engagement ist beachtlich: „Die Stunden für die Proben können wir nicht zählen“, sagen alle. Der Text wurde gemeinsam erarbeitet und so können einige gleich mehrere Rollen, wie zum Beispiel Sophie Wahl, die immer wieder für andere einspringt. „Es war ein gruppendynamischer Prozess, bei dem wir alle viel und ständig gelernt haben.“ Als im letzten Augenblick Maria Hiesleitner, Pädagogin im Don Bosco Heim, für die Rolle des Most eingesprungen ist, hat auch Christians Frau Barbara mitgeholfen und unter dem Nussbaum wurde gemeinsam während eines Abends der Text eingepaukt. Flexibel muss man sein bei „Chaos GmbH“ – auch Christian Haslauer ist für Pfarrer Hans Schwarzl eingesprungen.
Bei dem gesamten Projekt war Christian auch wichtig, dass die Jugendlichen einiges lernen konnten: „Sie können das sogar in ihren Lebenslauf aufnehmen. Sie haben neue Kontakte und hätten einige Leute gar nicht kennengelernt.“ Vieles wurde selber gemacht, wie die Maske und die Ideen für die Kulisse – Teambuilding ist hier unerlässlich gewesen. Die Mädels wissen auch genau, warum sie mitgemacht haben. „So viele Besucher sind zur Premiere gekommen und wir waren viel besser bei der Aufführung als bei den Proben und der Applaus am Ende war schon cool und eine Bestätigung für unsere Arbeit!“
Wie ist das Stück eigentlich entstanden? Christian selbst hat auch eine theaterpädagogische Ausbildung und hat nach einigen Ideen das Stück zusammengestellt und das richtige Lokalkolorit gegeben. So heißt der Bösewicht in Anlehnung an das Mostviertel „Mosti“. Es gibt Verweise auf die Salesianer und die Zentrale ist in Preinsbach, einem Ortsteil von Amstetten. Sprachlich ist einiges zu bewältigen: Da gibt es Hedda aus Norwegen mit entsprechendem Deutsch, Trudi ist eine Berlinerin, Hausmeister Malewski spricht im breitesten niederösterreichischen Dialekt und die kapitalistische Firmeninhaberin Pii.Wii. mischt ständig deutsche Begriffe mit englischen: „He is fired. He is gefeuert!“
Davor muss die Toilett Werbe GmbH noch einige Wendungen bewältigen, bevor es heißt: „Ja, wir haben ja keinen Text mehr. – Ok, moch ma Schluss!“ Nachsatz: Im nächsten Jahr kann sich Christian Haslauer vorstellen, mit den Jugendlichen aus dem Don Bosco Heim wieder die Bretter, die die Welt bedeuten, zu betreten. Ein Lustspiel hat er schon im Auge …