Ziele setzen
So lassen sich Jugendliche motivieren
Welche Arten von Motivation es gibt, wie man Jugendliche motiveren kann und welche Rolle der Glaube dabei spielt. Informationen und Anregungen von Martin Zickenrott, Psychologe im Don Bosco Jugend-Werk Sachsen.
veröffentlicht am 31.12.2018
Was ist Motivation im Allgemeinen? Und was sind ihre Quellen? Woraus kann sie gewonnen werden?
Motivation ist die Bereitschaft eines Menschen, Zeit, Energie und Arbeit zu investieren, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Wer motiviert ist, strengt sich mehr an, ist ausdauernder und hält auch nach Rückschlägen an seinem Ziel fest.
Es gibt zwei Arten von Motivation: die sogenannte intrinsische und die extrinsische. Das bedeutet vereinfacht, dass Motivation entweder von innen oder außen kommt. Geld, Lob oder Zensuren können äußere Faktoren sein. Aber auch unangenehme Dinge wie Tadel oder Kritik, die ich vermeiden will. Innere Motivation kommt aus einem selbst heraus. Ich will etwas abschließen, weil es mir selbst wichtig ist. Äußere Motivation ist notwendig, darf aber nicht zu übermäßig angewandt werden. Zu häufiges Lob wird etwa nicht mehr ernst genommen. Und sie darf nicht für sich alleine stehen. Für eine langfristige Wirkung muss Motivation verinnerlicht werden. Eine gute Beziehungsarbeit kann dazu beitragen. Dies kann etwa durch die Familie sein, die hinter einem steht – oder, wie nach der Pädagogik Don Boscos, die Beziehung der Pädagoginnen und Pädagogen. Von Menschen, die einem nahe und wichtig sind, die einen bestärken, ist man eher bereit, eine Anregung anzunehmen.
Welche Rolle spielt Glaube bei der Motivation?
Auch dieser kann motivieren. Er kann Halt und Kraft geben: etwa durch das Gemeinschaftsgefühl, das man in ihm finden kann. Oder durch Vorbilder, wie es auch die Salesianer Don Boscos sind, die sich aus ihrem Glauben heraus für die jungen Menschen einsetzen. Aber auch durch das christliche Menschenbild, das besagt: Du bist wichtig und wertvoll. Durch das Gefühl der Wertschätzung entsteht ein Ansporn, zu zeigen, was in einem steckt.
Warum fällt es gerade jungen Menschen schwer, Motivation zu finden?
Junge Menschen sind mit einer Vielzahl von Anforderungen konfrontiert. Viele sind gesellschaftlich vorgegeben – etwa einen guten Abschluss zu machen. Für einige junge Menschen ist es nicht unbedingt nachvollziehbar, wofür man das für sein Leben brauchen könnte. Äußere Anforderungen kollidieren mit dem inneren Autonomiebedürfnis.
Wenn man das Gefühl hat, wenig Einfluss zu haben auf das Umfeld, und nicht aktiv mitgestalten kann, dann zieht man sich vielleicht zurück in eigene Welten, in denen man kontrollieren kann. Bei einem Computerspiel etwa kann ich mich einbringen und schnell in der Videospielwelt vorankommen. Oder ich versuche, mir unter Gleichaltrigen einen gewissen Stand und Ansehen zu erarbeiten. Jugendliche haben ihre Prioritäten, setzen sie aber oft zum Nachteil von Schule und Ausbildung. Auch hier gilt es, sich klare Ziele vor Augen zu halten und ihnen zu zeigen, was sie erreichen können. Das ist die Entwicklungsaufgabe.
Wie ist es möglich, vor allem junge Menschen zu motivieren?
Man muss vom Ende her denken. Wofür bin ich bereit, all die Mühen auf mich zu nehmen? Wie wird mein Leben sein, wenn ich etwa die Ausbildung geschafft habe? Wem es gelingt, sich in der Vorstellung damit auseinanderzusetzen, der hat es leichter, den Weg zu gehen. Und es sollte überprüft werden, ob das Ziel auch wirklich das eigene ist – nicht etwa das der Eltern, des Umfelds oder der Arbeitsagentur. Wenn man nicht für das Ziel brennt, muss man nachjustieren. Was will ich eigentlich wirklich? Dabei sollte man den jungen Menschen kleine Schritte aufzeigen und sie das langfristige Ziel im Kleinen auch schon in der Gegenwart erlebbar machen lassen. Zum Beispiel können sie mit Praktika in den möglichen Traumberuf reinschnuppern oder anderweitig kleine Erfolge feiern. Vieles kann man erst durch Ausprobieren rausfinden. Ein Misserfolg ist kein Scheitern, sondern eine Erfahrung.
Wie kann man die motivieren, die versuchen, andere zu motivieren, zum Beispiel Pädagoginnen und Pädagogen?
Auch sie müssen ihre Arbeit als sinnvoll empfinden. Wenn man nicht liebt, was man tut, wird man oft müde und unkonzentriert. Man kann etwa auch mit den Kolleginnen und Kollegen ein eigenes Leitbild entwerfen: Wofür machen wir das? Was ist unser Ziel? Und sich dabei gegenseitig unterstützen. Man kann sich über kleine Erfolge freuen. Manchmal können diese bei jungen Menschen erst später sichtbar werden, manchmal gar nicht. Man hat ihnen aber eine Chance gegeben. Auch das kann stärken.