Selbstwertgefühl
Was Kinder stark macht
Durch eine liebevolle und unterstützende Erziehung können Eltern dazu beitragen, dass ihre Kinder zu selbstbewussten und widerstandsfähigen Menschen werden. Warum das wichtig ist, weiß Erzieher und Theologe Christian Huber.
veröffentlicht am 27.07.2023
„Ich bin der stärkste!“, „ich kann am besten malen!“ – es ist ganz normal, dass Kinder sich vergleichen, ihre Kräfte messen und danach streben, besser zu sein als die anderen. Was den Kindern im Spiel wichtig ist, zählt auch zu den Wünschen, die wir als Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen für Kinder haben: dass sie stark werden. Damit meinen wir meist weniger physische Stärke, sondern vielmehr mentale und geistige.
Was meint das eigentlich genau? Und vor allem: Wie können wir unsere Kinder dabei unterstützen, starke Persönlichkeiten zu werden?
Wenn Sie Kindern die Frage stellen, was eine Person zu einem starken Menschen macht, werden Sie ganz unterschiedliche Antworten bekommen. „Ein starker Mensch ist wie ein Superheld“, oder auch „ein starker Mensch hat vor gar nichts Angst“, „ein starker Mensch kann einfach alles machen, was er will“.
Was macht einen starken Menschen aus?
Fragen Sie sich doch einmal selbst: Was macht einen starken Menschen für Sie aus? Würden Sie sich selbst als „stark“ bezeichnen? Im Allgemeinen würden wir sagen, dass ein starker Mensch Rückgrat braucht und zu seinen Entscheidungen steht. Er soll mit beiden Beinen fest im Leben stehen und zugleich offen sein. Sich auch Schwäche eingestehen zu können, wird immer häufiger auch als Stärke angesehen. Die Liste könnte noch lange fortgeführt werden.
Kinder stehen in den frühen Lebensjahren vor vielen Herausforderungen und Entwicklungsaufgaben. Ihre Fähigkeit, diese Herausforderungen zu bewältigen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen, hängt stark von ihrer Resilienz ab. Resilienz bezeichnet die innere Widerstandsfähigkeit, schwierige Situationen zu überwinden und sich positiv weiterzuentwickeln. Resilienz bei Vorschulkindern zu fördern ist von großer Bedeutung, da sie den Grundstein für die psychische und emotionale Gesundheit legt.
Eine der zentralen Säulen, um Kinder stark zu machen, ist die Stärkung ihres Selbstwertgefühls. Das Selbstwertgefühl ist wie das Fundament für ein gesundes Selbstkonzept und beeinflusst, wie Kinder sich selbst wahrnehmen und mit anderen interagieren. Eltern sowie Erzieherinnen und Erzieher spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie den Kindern Anerkennung, Liebe und Unterstützung schenken. Lob und Ermutigung für ihre Bemühungen und Erfolge sind wichtig, um das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken und ihnen zu vermitteln, dass sie wertvoll und liebenswert sind, unabhängig von ihren Leistungen.
Ein tragfähiges Fundament entwickeln
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung eines positiven Selbstkonzepts bei Kindern. Selbstkonzept meint die Vorstellungen und Überzeugungen, die Kinder über sich selbst haben. Es beeinflusst ihr Verhalten, ihre Motivation und ihre Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen. Eltern und andere Bezugspersonen können das positive Selbstkonzept ihrer Kinder stärken, indem sie ihnen die Möglichkeit geben, sich in verschiedenen Situationen auszuprobieren und ihre eigenen Stärken und Fähigkeiten zu entdecken. Durch vielfältige Erfahrungen und Erfolge entwickeln Kinder eine realistische Selbsteinschätzung und lernen, mit Misserfolgen umzugehen, ohne ihr Selbstwertgefühl zu verlieren.
Gerade in unserer Gesellschaft, in der häufig vor allem Erfolg und Leistung zählen, ist es umso wichtiger, den Kindern die Möglichkeit zu geben, in jungen Jahren ein tragfähiges Fundament zu entwickeln und aufzubauen. Insgesamt sind Resilienz, Selbstwertgefühl und ein positives Selbstkonzept wesentliche Faktoren, die Kinder stark machen und ihnen helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Durch eine liebevolle und unterstützende Erziehung können Eltern dazu beitragen, dass ihre Kinder zu selbstbewussten und widerstandsfähigen Individuen heranwachsen, die in der Lage sind, die Herausforderungen des Lebens erfolgreich zu bewältigen.
Auch Misserfolge gehören dazu
Geben Sie Ihren Kindern Raum und Gelegenheit, positive Erfahrungen zu sammeln, sich selbst zu erleben und die Einsicht zu gewinnen: „Ich kann etwas, auch ganz alleine.“ Dazu gehört es, auch einmal zu verlieren, Misserfolge zu erleben. Enttäuschung ist etwas ganz Normales, die Frage ist jedoch, ob man danach aufsteht und weitermacht oder ob man liegenbleibt. Das „liegenbleiben“ ist dabei nicht abwertend gemeint, in jedem Lebensweg können Ereignisse vorkommen, die einen „liegenbleiben“ lassen, weil alles zu schwer wird. Dennoch wünschen wir uns für unsere Kinder, dass sie Erfahrungen machen, aus denen sie Kraft schöpfen und die sie in allen Lebenslagen Auswege und Lösungen erkennen lassen.