Konsum
Mit Kindern über Geld sprechen – 7 Tipps für Eltern
Schulden entstehen oft aus Unkenntnis, falschen Idealen oder Minderwertigkeitsgefühlen. Wie Eltern ihre Kinder konsumbewusst erziehen können und wie schon die Kleinen von Anfang an lernen, verantwortlich mit Geld umzugehen.
veröffentlicht am 29.03.2023
1. Das eigene Konsumverhalten verstehen
Wir haben Geld, verdienen Geld, geben Geld aus – und irgendwann ist Ebbe auf dem Konto. Klar machen wir uns ab und zu Gedanken, haben vielleicht das Gefühl, etwas sparsamer sein zu sollen. Aber so richtig mit System gehen viele von uns nicht an die Sache ran. Dabei kann es extrem hilfreich sein, das eigene Konsumverhalten bewusst zu hinterfragen und bei Bedarf anzupassen, weiß Bloggerin Patricia aus eigener Erfahrung. „Der Gedanke, dass wir alles, was wir kaufen, im Prinzip mit Lebenszeit bezahlen, da wir diese ja zunächst eintauschen müssen, um überhaupt Geld zu verdienen, hat meine Einstellung stark verändert und dazu geführt, dass wir unsere Ausgaben deutlich gesenkt haben“, schreibt sie in ihrem Moms Blog. Ihre Familie habe damit aufgehört, Geld für Dinge auszugeben, die nicht unbedingt benötigt wurden, und wirklich jede Ausgabe, „vom Klappstuhl bis zum Latte Macchiato“, auf den Prüfstand gestellt.
Die Methode ist in Japan unter dem Namen Kakeibo bekannt. Danach sollte man sich vor jedem Kauf bestimmte Fragen stellen, unter anderem: Kann ich ohne diesen Gegenstand leben? Werde ich ihn tatsächlich benutzen? Wie ist mein emotionaler Zustand heute? Weitere Fragen helfen, die Ursachen für das eigene Konsumverhalten zu verstehen. Ist es das Glücksgefühl beim Kauf, das uns zum Konsum bewegt, der Reiz, ein Schnäppchen zu machen, oder das Gefühl, bei anderen mithalten zu wollen? Auf diese Weise lernen wir uns selbst und unser Konsumverhalten besser kennen – und können so die eigene Finanzsituation nachhaltig verbessern.
2. Über Geld sprechen
Geld ist in vielen Familien kein Thema. Oder erst dann, wenn es knapp wird. Eltern wollen ihre Kinder mit dem trockenen Thema nicht belasten. Sie fürchten, es könnte die Kinder überfordern oder sie einfach nicht interessieren. Möglicherweise haben sie auch Bedenken, dass Infos über die eigene Finanzsituation nach außen gelangen könnten – und die geht ja schließlich niemanden etwas an.
Über Geld spricht man nicht, dieser Satz steckt immer noch in vielen Köpfen. Dabei sollten gerade Kinder schon früh mit dem Thema in Berührung gebracht werden. Helfen können dabei Kinderbücher wie „Mein Geld, dein Geld. Von Mäusen, Kröten und Moneten“ von Mike Schäfer und Meike Töpperwien (Beltz & Gelberg Verlag). „Je mehr du weißt, umso besser kannst du mitreden“, heißt es im ersten Kapitel. In den folgenden erhalten Kinder gut aufbereitete, humorvoll illustrierte Informationen zu vielen Fragen rund ums Geld. Selbst Geldanlage, Aktienkauf, Zinsen und Steuern werden so erklärt, dass der Nachwuchs sie verstehen kann. Vom Verlag empfohlen für Kinder ab sieben Jahren.
3. Selbstbewusstsein trainieren
Eine wichtige Erkenntnis im Zusammenhang mit Geld und Konsum: Mangelndes Selbstbewusstsein kann ein Grund dafür sein, dass Menschen mehr Geld ausgeben als sie haben und dadurch in finanzielle Schieflagen geraten. „Menschen, die ein geringes Selbstwertgefühl haben, neigen viel eher dazu, in Konsumfallen zu tappen als Menschen, die mit sich im Reinen sind und nicht meinen, sich jedem Gruppendruck anpassen zu müssen“, weiß Christine Steinle. Die Sozialpädagogin arbeitet unter anderem für das Projekt zur Präventionsberatung „Süßes Leben – überquellende Kinderzimmer“ des Caritasverbandes der Erzdiözese München und Freising. „Selbstbewusstsein sollte aus einem selbst heraus kommen und ist etwas, das man nicht durch materielle Dinge oder Konsum abdecken kann“, so Steinle. Kinder bräuchten Zeit, um sich selbst kennenzulernen und um auszuprobieren, was ihnen Spaß macht und was nicht, was sie gut können und was weniger gut. „Daraus entsteht Selbstwertgefühl.“
Im Idealfall, betont Steinle, leben die Eltern ihren Kindern einen selbstbewussten Umgang mit Geld vor und sprechen ehrlich mit ihnen über die eigene Finanzsituation. „Kinder lieben wahre, offene Worte und können damit gut umgehen.“
4. Üben mit Taschengeld
Die Frage, ob Kinder Taschengeld bekommen sollen, wird unter Eltern immer wieder heiß diskutiert. Mit einem klaren Ja beantwortet sie die Beraterin, Autorin und Bloggerin Madame Moneypenny. „Besser können Kids eigentlich gar nicht lernen, wie sie mit Geld umgehen“, ist sie überzeugt.
Dabei sollten Eltern unbedingt darauf achten, dass sie Mädchen und Jungen gleich behandeln. Denn die Zahlen (Quelle: Statista) zeigen: Jungen der vierten Klasse bekommen pro Monat durchschnittlich 16,25 Euro Taschengeld, Mädchen nur 11,94 Euro. Jungs erhalten also durchschnittlich mehr Taschengeld als Mädchen. „Eine Tatsache, die sich mir – wie du dir sicherlich vorstellen kannst – nicht erschließt“, schreibt Madame Moneypenny in ihrem Blog. „Genau hier startet Gender Equality. Genau hier werden die Grundlagen für die allseits bekannte Pay Gap gelegt, die sich später in Gehältern noch deutlicher abzeichnet.“
5. Warten lernen
Lieber sofort einen Marshmellow essen oder auf den Erwachsenen warten und als Belohnung zwei Stück bekommen? Das war die Versuchsanordnung beim berühmten Marshmellow-Experiment mit Kindern, das um 1970 an der Stanford-Universität in Kalifornien durchgeführt wurde. Bei dem Test ging es um den sogenannten Belohnungsaufschub im Gegensatz zur Instant Gratification, der sofortigen Befriedigung. Laut dem Langzeitexperiment sollen Kinder, die gewartet hatten, später im Leben erfolgreicher gewesen sein als diejenigen, die den einzelnen Marshmellow verspeist hatten.
„Das Prinzip beim Sparen ist das Gleiche“, so Bloggerin Madame Moneypenny. Denn dabei gebe man sich nicht dem Verlangen hin, sich sofort etwas zu kaufen, sondern warte, „um später etwas noch Größeres (oder viele kleine Dinge) kaufen zu können“. In der Kommunikation mit Kindern könne das Prinzip genutzt werden, um zu vermitteln: Es lohnt sich zu warten. „Ich bin mir sicher, dass Kinder davon später immens profitieren. Spätestens dann, wenn sie selbst Geld verdienen. Denn der Dreisatz lautet: Geld verdienen, Geld sparen, Geld investieren. Wer alles, was er verdient, direkt wieder verprasst, hat langfristig ein Problem.“
6. Mit Werbung umgehen
Die Versuchung lockt überall. Essen, Spiele, technische Geräte – schon Kinder sind täglich mit Werbung konfrontiert. Unter diesen Umständen nicht schwach zu werden, ist gar nicht so einfach. „Die Werbung auszublenden ist schwer“, sagt Christine Steinle vom Projekt „Süßes Leben – überquellende Kinderzimmer“. Daher sei es wichtig, über Werbung zu sprechen. Ab einem Alter von zehn oder elf Jahren könnten Kinder zwischen Werbung und anderen Formaten unterscheiden. Daher sei es ab diesem Alter besonders relevant, ihnen durch eine Auseinandersetzung damit zu einer kritischen Meinungsbildung zu verhelfen. „Nicht sofort sagen, ja, das kaufen wir, sondern wirklich mal die Produkte anschauen und hoffen, dass dadurch bei den Kindern ein Bewusstsein entsteht“, rät Steinle. Am besten funktioniert das natürlich, wenn die Eltern ein gutes Vorbild sind.
7. Sparen mit dem 3-Dosen-Modell
Sparen ist für Kinder eine echte Herausforderung. Schließlich ist es verführerisch, das Taschengeld oder das Geldgeschenk von Opa gleich in Süßigkeiten oder Spielzeug umzusetzen. Dennoch kann Sparen gelingen und sogar Spaß machen. Zum Beispiel mit dem Drei-Dosen-Modell wie es Jasmin Höcherl von finanzkidz beschreibt.
Dabei basteln die Eltern mit den Kindern eine Spardose, eine Wunschdose und eine Spaßdose. Dort hinein werden Summen, die den Kindern zur Verfügung stehen, etwa im Verhältnis 50 – 30 – 20 aufgeteilt. Bei einem zur Verfügung stehenden Betrag von 22 Euro, rechnet Höcherl vor, würden 11 Euro in der Spardose landen, 6,60 Euro in der Wunschdose und 4,40 Euro in der Spaßdose – und dann dem jeweiligen Zweck entsprechend verwendet. „Wie genau ihr das handhaben wollt, bleibt natürlich euch überlassen“, erklärt Höcherl. „Eine behutsame Begleitung, die trotzdem Freiraum zum Experimentieren bietet, ist auch in diesem Bereich sehr wichtig. Nur so entwickeln die Kinder eine positive Einstellung über ihre Selbstwirksamkeit und natürlich zum Geld.“