Große Gefühle
Erste Liebe
Manchmal verlieben sich schon Fünf- oder Sechsjährige. Ihre Umwelt hat dafür allerdings oft wenig Verständnis. Wie können Eltern reagieren? Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.
veröffentlicht am 05.11.2020
Jeden Morgen warten die beiden vor der Schule aufeinander. Bei Ausflügen gehen sie Hand in Hand. Kaum ein Nachmittag, an dem sie sich nicht treffen. Nach den Ferien schenkt er ihr die schönste Muschel, die er am Strand gefunden hat. Nur ihm verrät sie, was sie der Mama zum Geburtstag basteln will.
Manchmal erleben schon Fünf- oder Sechsjährige eine große Liebe. Die eine oder andere Sandkastenbeziehung hat sogar bis ins hohe Alter Bestand. Ihre Umwelt hat dafür allerdings oft wenig Verständnis. Gleichaltrige Kinder singen Spottverse über das „verliebte Ehepaar“ (und beneiden es insgeheim um seine besondere Freundschaft). Erwachsene lächeln häufig milde, nehmen die Zuneigung des Pärchens aber nicht wirklich ernst, machen sogar Witze. Oder runzeln die Stirn: Was machen die beiden jetzt schon miteinander? Und versuchen, sie mit sanften Mitteln „auf andere Gedanken zu bringen“.
Diese Missachtung verletzt die Kinder. Sie erschüttert ihr Vertrauen in die eigenen Gefühle, aber auch in die Großen, die ihr Glück und ihren Kummer unterschätzen. Vielleicht versuchen sie deshalb, ihre Gefühle zu verstecken – und fühlen sich dabei einsam und unglücklich.
Pärchen in diesem Alter brauchen also Rückenstärkung, vor allem von ihren Eltern. Dazu gehört nicht nur verständnisvolles Zuhören. Die Eltern können den beiden auch ganz praktisch zeigen, dass sie ihre Gefühle anerkennen – zum Beispiel, indem sie die kleine Freundin ihres Sohns bei Familienausflügen mitnehmen.
Gleichzeitig tun sie gut daran, ihr Kind nicht einseitig auf diese eine Beziehung festzulegen und sie ständig und überall zum Thema zu machen. Es lohnt sich, auch Kontakte und Freundschaften zu anderen Kindern zu fördern, nicht gegen-, sondern miteinander. Umso weniger muss das Pärchen Angst haben, auf Schulhof oder Spielplatz allein zu zweit gegen den Rest der Welt zu stehen.
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