Sport
Bundesjugendspiele: Spaß an Bewegung
Unsere Autorin hat bei den Bundesjugendspielen nie eine Ehrenurkunde bekommen. Obwohl sie gar nicht unsportlich war. Jetzt soll das Konzept der Spiele verändert werden. Gut so!, findet Stefanie Kortmann.
veröffentlicht am 06.09.2023
Meine Freundin rümpfte die Nase: „Die Bundesjugendspiele werden verändert. Es geht nicht mehr um Wettkampf, es geht nur noch um Spaß – so ein Quatsch!“ Ich hatte von dieser Reform noch gar nichts gehört, aber mein erster Reflex war: Sie hat gut reden, sie wurde früher auch stets mit einer Ehrenurkunde dekoriert, eine Auszeichnung, die ich in meiner Schulzeit nie erreichen konnte.
Obwohl ich gar nicht unsportlich war, schwankte ich mit meinen Leistungen irgendwo zwischen Sieger- und Teilnahmeurkunde. Warum ich mal die eine, mal die andere Auszeichnung bekam, war mir nie klar. Überhaupt waren die Bundesjugendspiele für mich sowas wie die jährlich wiederkehrende Black Box im Schulsport: Ohne Vorbereitung wurden wir in Sportarten gemessen, die wir sonst nie machten und erhielten Tage später Auszeichnungen – oder auch nicht – aufgrund von irgendwelchen Berechnungen, die uns nicht verständlich waren.
„Einfach ausprobieren!“
Beispiel Weitsprung: Wir standen auf dem Sportplatz und ich erinnere mich, dass es mir ein totales Rätsel war, wie ich aus vollem Lauf mit dem rechten Fuß auf diesem Stück Holz landen sollte, um dann mit den Armen rudernd in den Sandkasten zu springen. „Einfach ausprobieren!“, sagte die Lehrerin ohne weitere Anleitung. Drei Versuche gab es, mit viel Glück war einer gültig.
Nicht besser lief es beim Werfen. Dieser „Schlagball“ mit seinem abgegriffenen braunen Leder war für uns im Grunde ein unbekanntes Sportgerät, das nur zu den Bundesjugendspielen in die Hand genommen wurde. Mit welcher Technik man den Ball am Weitesten werfen kann – es blieb für viele ein Geheimnis. Die Sportlehrerin notierte stoisch die Weiten, auch ihr schien dieser Tag nicht besonders viel Vergnügen zu bereiten.
Weniger Druck
Wie ich lese, sollen jetzt die Regeln der Bundesjugendspiele ein wenig verändert werden. Gute Ergebnisse werden weiterhin ausgezeichnet, aber der Druck auf die eher unsportlichen Kinder soll genommen werden. Gut so, denke ich, denn auch eine Institution wie ein bundesweiter Sporttag darf sich verändern, wenn es der Sache dient. Und die Sache ist in diesem Fall die Begeisterung an der Bewegung – nicht nur für wenige, sondern für möglichst viele Kinder.
Sieht man von den Sportskanonen ab, die wie meine Freundin ein Abo auf die Ehrenurkunde hatten, war der Spaßfaktor für alle anderen doch eher gering. Und auch wenn ich das Ringen um Sieg oder Niederlage im Sport grundsätzlich gut und wichtig finde, so war dieser eine Tag doch eher darauf ausgerichtet, den Schwachen in den (viel zu) wenigen aktiven Minuten ihre Grenzen aufzuzeigen, erst recht, da die Disziplinen im Vorfeld nicht ausreichend trainiert wurden. Wenn die Regeländerungen das Ziel erreichen, dass sich mehr Kinder im positiven Sinn an ihre Bundesjugendspiele erinnern und vielleicht darüber sogar aktiv werden, ist es die Anstrengung wert!