Erwartungen
Kindergeburtstag – Schnitzeljagd oder Mega-Party?
Unsere Autorin gestaltet die Kindergeburtstage ihrer Tochter üblicherweise eher einfach. Um sie herum sieht das ganz anders aus. Stefanie Kortmann fragt sich: Große Party, Gastgeschenke – muss das sein? Und erklärt, worauf es ihr bei den Feiern ankommt.
veröffentlicht am 04.10.2023
Noch mehr als Weihnachten sehnt meine Tochter jedes Jahr ihre Geburtstagsparty herbei. Neulich war es wieder mal so weit. Dabei steht sie gar nicht so gerne im Mittelpunkt. Trotzdem. Geschenke bekommen und dabei mit den Freundinnen etwas unternehmen, das macht den Tag auch für die jetzt Neunjährige immer noch sehr besonders. Inhaltlich habe ich immer versucht, das Programm schlicht und übersichtlich zu gestalten: Dosenwerfen, Erdbeeerkuchen, Schnitzeljagd und, wenn es passt, ein kleiner Ausflug. Am Ende waren alle happy.
„Wo ist das Gastgeschenk?“, fragte mich bei einem der letzten Kindergeburtstage die Nachbarin. „Es gibt keins“, flüsterte ich ihr zu. „Wir hatten einen schönen Tag und jetzt gehen wir nach Hause.“ Sie nickte verständnisvoll und fragte nie wieder nach Extra-Süßigkeiten, die ich nicht verteilen mag, weil die Kinder ohnehin ausreichend Süßkram daheim haben. Und Gastgeschenke im Sinne von echten Geschenken? Diesen Sinn habe ich bis heute nicht verstanden. Warum bitte macht man so was?
Gastgeschenke als Must-have
Ich bin mit dieser Einstellung eine Ausnahme. Um mich herum sind die kleinen oder auch mal größeren Mitgebsel ein absolutes Must-have. Und nicht nur das. Während bei uns die Regel gilt, pro Lebensjahr ein Gast (plus/minus), steigen andernorts Partys mit mehr als 20 Kindern. Ich ziehe meinen Hut vor den Müttern, die diese Riesen-Rasselbanden betreuen – Väter beobachte ich da eher selten –, aber ich frage mich auch, warum tun die Mütter das? Geht es wirklich um das Kind, oder kompensiert man hier eventuell eigene Kindheitsbedürfnisse?
Auf unserem letzten Kindergeburtstag besuchten wir ein Salzmuseum, ohne genau zu wissen, was uns erwartete. Die leitende Pädagogin gab sich sichtlich Mühe und band die Kinder ganz lebhaft und mit viel Geschick in die Geschichte der Salzgewinnung ein. Alle Mädels waren begeistern, nur meine Tochter Christina fand es langweilig. Erst der Abschluss auf einem großen Klettergerüst traf ihren Geschmack. „Tja“, sagte ich „nicht jede Party ist ein persönliches Highlight. Das wird dir noch öfter passieren.“
Schöne Erinnerungen im Kopf
Wie viele Kindergeburtstage wir noch feiern werden? Das ist ungewiss, schließlich wird so ein Festtag im Teenie-Alter noch mal ganz anders bewertet. Für das nächste Jahr jedenfalls steht eine Schatzsuche im naheliegenden Stadtwald auf ihrem Wunschzettel. „Okay, können wir machen“, stimme ich zu. In dem Fall gäbe es dann sogar Gastgeschenke: Stöcke in den Händen, Steine in den Hosentaschen, Matsche an den Gummistiefeln und hoffentlich viele schöne Erinnerungen im Kopf.