Freude und Achtsamkeit
Erntedank feiern in der Familie
Rund um Erntedank gibt es viele kirchliche Bräuche. Und auch Familien können die Botschaft des Erntedankfests ganz einfach zu sich nach Hause holen. Unsere Tipps, um als Eltern und Kinder gemeinsam Danke zu sagen.
veröffentlicht am 11.09.2023
Es sind nur fünf Buchstaben, doch die haben es in sich: Danke. Der amerikanische Psychologe Robert Emmons hat in einem Experiment nachgewiesen, dass Dankbarkeit die Lebensfreude erhöht und die Gesundheit fördert. Und es gibt viele Gründe, dankbar zu sein. Doch im oft chaotischen und hektischen Familienalltag gehen sie zuweilen unter. Das Erntedankfest ist für Klein und Groß eine gute Möglichkeit, innezuhalten, durchzuschnaufen und gemeinsam zu überlegen, wofür Eltern und Kinder Gott danken können.
„Das Schöne am Erntedankfest ist, dass man es in jedem Alter thematisieren kann“, findet die Erziehungswissenschaftlerin Daniela Albert. In ihrem Blog „Eltern sein, Familie leben“ greift sie immer wieder christliche Feste auf und gibt Tipps, wie sie in der Familie gestaltet werden können. „Selbst Kleinkinder können schon gut verstehen, worum es bei Erntedank geht, denn es ist ein Fest, das man sichtbar machen kann. Die Felder sind abgeerntet, die Blätter fallen von den Bäumen, die Balkonkästen sind leer. Das sehen und erleben die Kinder.“
Ran an Schere und Töpfe!
An diese Erfahrung können Eltern sehr gut anknüpfen. Denn Erntedank ist nicht nur ein Fest für den Kindergarten oder den Gottesdienst. Daniela Albert hat drei Vorschläge, um Erntedank kreativ als Familie zu feiern:
1. Ein Dankbarkeitsfenster oder einen Dankbarkeitsstrauß basteln
In der Woche vor Erntedank schneiden die Eltern mit ihren Kindern Gemüse und Obst aus Tonpapier aus: Kürbisse, Äpfel, Tomaten, Gurken, Trauben. „Je bunter, desto besser“, weiß Daniela Albert, die diese Bastelaktion schon mehrmals mit ihren eigenen drei Kindern umgesetzt hat. „Jeder sucht sich ein paar Obst- und Gemüsestücke aus und schreibt darauf, wofür man in den vergangenen Monaten besonders dankbar war. Dann klebt man das gemeinsam auf und hat gleich ein schönes herbstliches Fensterbild.“
Wer zu Erntedank Gäste eingeladen hat, kann das Gemüse und Obst aus Tonpapier auch mit Stiften auf dem gedeckten Tisch verteilen. In die Mitte wird ein Strauß aus Zweigen gestellt. Jeder, der mag, kann seinen persönlichen Dank auf das Tonpapier schreiben und an den Herbststrauß hängen.
2. Gemeinsam kochen
Erntedank ist eng mit den Themen „Ernährung“ und „Nachhaltigkeit“ verbunden. Daniela Albert empfiehlt Eltern, mit ihren Kindern auf den Wochenmarkt zu gehen und bewusst zu schauen, welches Obst und Gemüse aus der Region gerade angeboten wird. Vielleicht gibt es auch aus dem eigenen Garten oder dem Balkonkasten noch das eine oder andere Gemüse oder ein paar Kräuter. Daraus kochen alle zusammen eine Gemüsesuppe. „Eine Erntedanksuppe, die man gerne so benennen kann“, erklärt die Eltern- und Familienberaterin aus der Nähe von Kassel. „Da kommen wirklich nur Zutaten hinein, die in den letzten Wochen von den Feldern geholt wurden. Und beim gemeinsamen Kochen wird darüber geredet, woher diese Lebensmittel kommen, wer alles daran beteiligt war und wie wir respektvoll mit unserer Natur umgehen können.“
3. Pflanzen und ernten
Im Herbst ist die Zeit der Ernte. Doch gerade bei kleinen Kindern sollte die Geduld nicht allzu sehr auf die Probe gestellt werden. Kresse säen ist bei Kindern beliebt und funktioniert immer. Eine Alternative dazu sind sogenannte Microgreens. Sie wachsen ohne Probleme auf der Fensterbank und sind meist schon nach ein paar Tagen erntereif. „Auf diese Weise haben die jungen Gärtnerinnen und Gärtner schnelle Erfolge und können in der Erntedankwoche miterleben, wie es nach und nach grünt.“ Für Daniela Albert ein Dreifachtreffer: „Es macht Spaß beim Anpflanzen, die Kinder sind stolz, wenn sie ihr eigenes Radieschen beim Abendbrot essen dürfen, und es ist total gesund. Wenn das mal kein Grund ist, sich zu freuen und Danke zu sagen.“
Und schon ist die Botschaft des Erntedankfests in den eigenen vier Wänden angekommen. Doch Erntedank in der Familie feiern bedeutet nicht nur, die Kinder dafür zu sensibilisieren. Wie oft fallen Mütter und Väter abends müde und erschöpft ins Bett und haben das Gefühl, dass der Tag einfach nur anstrengend war? An Erntedank können Eltern diesen Kreislauf durchbrechen und anfangen, eine Dankbarkeitsliste zu schreiben. Denn jeder Tag hält auch viele schöne Momente bereit – und seien sie manchmal nur kurz. Mamas und Papas können dankbar sein für die Großeltern, die spontan vorbeikommen, um mit den Enkeln auf den Spielplatz zu gehen, oder für die ersten Minuten am Morgen, wenn die Kinder mit zerzausten Haaren und Schlaf in den Augen aus ihren Betten tapsen, oder für die Umarmung nach einem Streit. All diese Momente der Dankbarkeit können auf einzelne Zettel geschrieben und in ein schönes Glas geworfen werden – und nächstes Jahr an Erntedank ist die Fülle der schönen Momente im Familienalltag noch sichtbarer.
Gott sei Dank!
Ob für Eltern oder Kinder, an Erntedank geht es auch und vor allem darum, Gott bewusst in die Familienmitte zu nehmen und ihm zu danken. Das kann beispielsweise beim Tischgebet geschehen. Manche tun sich vielleicht schwer, die richtigen Worte zu finden, und kramen in ihrem Gedächtnis nach passenden Gebeten aus der eigenen Kindheit. Doch einfache Sätze genügen schon: „Gott sei Dank, dass ich heute gesund und munter aufgewacht bin.“ – „Danke, lieber Gott, dass ich genug zu essen habe.“ – „Gott, wir danken dir dafür, dass wir einander als Familie haben.“ Wer noch mehr Anregungen braucht, kann sich an das bekannte Kirchenlied „Danke für diesen guten Morgen“ halten und ganz explizit Gott dafür danken, dass er als steter Begleiter an unserer Seite ist: „Danke, dass ich all meine Sorgen auf dich werfen darf.“ – „Danke, dass deine Hand mich leiten will an jeden Ort.“ – „Danke, dein Heil kennt keine Schranken. Danke, ich halt mich fest daran.“
Der Sommer ist vorbei, der Herbst ist da. Erntedank ist für Familien ein wunderschönes Fest im Kirchenjahr, um einen Boxenstopp im turbulenten Familienleben einzulegen, aber auch um sich wieder daran zu erinnern, dass Gott uns Menschen als sein Ebenbild geschaffen und uns einen Auftrag mitgegeben hat: auf die Schöpfung zu achten, verantwortlich mit ihr umzugehen und uns an ihren vielen Wundern zu erfreuen.
„Dankbarkeit ist das Gefühl des Staunens und der Feier des Lebens“, so formuliert es der Psychologe Robert Emmons. Und genau dieses Staunen und die Freude am Leben ploppen nicht nur an Erntedank auf und verschwinden danach wieder. Erntedank kann das ganze Jahr über sein. Die staunenden Kinderaugen machen uns vor, wie’s geht.