Schöne Tradition

Mit Kindern Namenstag feiern

Früher war der Namenstag in vielen Familien ein Festtag, heute wissen viele gar nicht mehr, was das ist. Eigentlich schade! Denn es lohnt sich, die alte Tradition neu zu entdecken und den Namenstag feierlich zu gestalten.

veröffentlicht am 12.08.2020

Was ist der Namenstag und wann findet er statt?

Ihren Namenstag feiern Katholiken am Gedenktag ihres Namenspatrons, also des Heiligen, nach dem sie benannt sind. Wann der Gedenktag gefeiert wird, ist im liturgischen Kalender der katholischen Kirche festgelegt. Oft entspricht der Gedenktag dem Sterbetag des oder der Heiligen. An ihrem Gedenktag werden die Heiligen besonders verehrt.

Wer den eigenen Namenstag feiern möchte, muss also wissen, nach welchem Heiligen er benannt ist und wann dessen Gedenktag ist (siehe auch „Wer hat heute Namenstag?“). Wer es nicht weiß, kann bei Eltern oder Großeltern nachfragen. Ansonsten hilft eine Recherche in einem Heiligenlexikon, zum Beispiel online im Ökumenischen Heiligenlexikon oder im Heiligenkalender von katholisch.de.

Warum überhaupt Namenstag feiern?

Jahrestage werden begangen, um einmal im Jahr besonders auf ein Thema aufmerksam zu machen. Das gilt auch für den Namenstag. „Der Name ist etwas ganz Besonderes. Er macht jede Person, jedes Kind einmalig“, erklärt Ursula Pies-Brodesser, Referentin für Kinder- und Familienpastoral im Erzbistum Köln. Eltern machten sich viele Gedanken bei der Namenswahl, der Name habe für sie eine große Bedeutung. Er stifte Identität und begleite Menschen ein Leben lang. All das sei ein Grund, den Namen und die Person, die ihn trägt, einmal im Jahr bewusst zu würdigen. „Das Wichtige am Namenstag ist, den Kindern Kraft zu vermitteln, sie zu stärken und zu sagen, du bist etwas Besonderes, du bist so angenommen, wie du bist“, sagt die Sozial­pädagogin.

Die Eltern können deutlich machen, warum ihnen die oder der gewählte Heilige besonders wichtig war. Auch die Bedeutung des Namens kann besprochen werden. Hinzu kommt: Im Namen steckt eine Zusage Gottes. Im Buch Jesaja heißt es: „Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ Diese Worte werden oft bei Taufen zitiert. Und passen auch wunderbar zum Namenstag.

Wie lässt sich das Fest gestalten?

Kuchen, Kerzen, Blumenstrauß, Geschenke. Ob und wie der Namenstag gefeiert wird, kann jede Familie für sich entscheiden. Besonders persönlich wird‘s, wenn Eltern und Kinder gemeinsam eigene Rituale für das Fest entwickeln.

Familienpastoralreferentin Ursula Pies-Brodesser hat einige Anregungen parat:

  • Die brennende Taufkerze des Namenstagskindes wird auf den Tisch gestellt. Alle anderen Familienmitglieder können ein Teelicht an der großen Kerze entzünden, sodass es hell, warm und gemütlich wird. Die Taufkerze steht für den Heiligen und das Kind, das nach ihm benannt ist.
  • Namenstagsurkunden zum Ausfüllen und Ausdrucken gibt es unter www.heilige.de, einem Angebot des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken.
  • Aus einer Schnur und Buchstabenperlen können Eltern und Kinder zusammen Namensketten basteln.
  • Unter www.familien234.de, einer Website der Familienpastoral des Erzbistums Köln, steht (bei den Anregungen zum Fest Allerheiligen) ein Heiligen-Memory® zum Download zur Verfügung, bei dem jedem Heiligen ein Attribut zugeordnet ist. Zusätzlich gibt es leere Karten zum Selbstgestalten.
  • Mit kleinen Kindern kann man ein Bilderbuch anschauen, das die Lebensgeschichte ihres Namenspatrons erzählt.
  • Auch passende Lieder dürfen nicht fehlen. Gut geeignet sind „Viel Glück und viel Segen“, das Lied „Ich schreibe meinen Namen“ von Ludger Edelkötter oder auch der Kanon „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“.

„Wichtig ist, dass der Namenstag anders gefeiert wird als der Geburtstag“, meint Pies-Brodesser. Wenn es einen Kuchen gibt, kann der Name draufstehen. Auch eine Krone mit dem Namen des Kindes sei denkbar, so die Expertin. Ob es Geschenke gibt und ob Gäste eingeladen werden, sei Sache der Familie: „Jede Familie kann ihre eigene Tradition finden!“

Wie ist der Namenstag entstanden?

Die Tradition, dass Christen ihre Kinder nach Heiligen benennen, hat ihren Ursprung im vierten Jahrhundert. Der Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus empfahl damals, sich bei der Namenswahl an christlichen Märtyrern zu orientieren. Auf diese Weise erklärte man den jeweiligen Heiligen zum Vorbild für die nach ihm benannte Person und grenzte sich von den Heiden ab. Ab dem Mittelalter war es üblich, einem Kind bei der Taufe den Namen des jeweiligen Tagesheiligen zu geben. Namenstag und Tauftag fielen damit zusammen. Das Datum der Geburt wurde oft gar nicht vermerkt. Während der Reformation im 16. und 17. Jahrhundert wurde der Namenstag genutzt, um sich von den Protestanten abzugrenzen. Der Römische Katechismus forderte damals, die Namen von Heiligen bei der Namenswahl vorzuziehen.

Bis in die 1960er Jahre hatte der Namenstag bei Katholiken einen hohen Stellenwert. In vielen Familien wurde nicht der Geburtstag gefeiert, sondern der Namenstag. Inzwischen hat der Geburtstag dem Namenstag in der westlichen Welt klar den Rang abgelaufen – auch bei Katholiken. In einigen Regionen und Ländern, darunter Polen, Spanien und Ungarn, wird er immer noch gefeiert.

Was tun, wenn’s keinen Namenspatron gibt?

Wenn eine Person nicht nach einem Heiligen benannt ist, gibt es offiziell auch keinen Namenstag. „Feiern kann die Familie trotzdem“, sagt Familienpastorareferentin Pies-Brodesser, „sie kann einfach selbst einen Tag festlegen, den sie für passend hält.“ Das Fest Allerheiligen am 1. November böte sich beispielsweise als Termin an oder der Frühlingsanfang. Entscheidend, so die Expertin, sei die Würdigung und die Zusage der individuellen Namensgebung. Und die kann man mit jedem Menschen feiern, auch wenn er keinen Heiligen als Namensgeber hat.

Die beliebtesten Vornamen

Hannah und Noah waren die beliebtesten Vornamen in Deutschland im vergangenen Jahr. In der Liste der am häufigsten vergebenen Namen lagen sie an der Spitze, wie die Gesellschaft für deutsche Sprache im Mai mitteilte. Auf den folgenden Plätzen der am häufigsten vergebenen Vornamen landeten bei den Mädchen Emma, Mia und Emilia sowie Ben, Paul und Leon bei den Jungen. Die Experten beriefen sich bei ihrer Auswertung auf Daten aus rund 700 Standesämtern bundesweit. In Österreich waren  Sara und Alexander die beliebtesten Namen.



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