Fest der Gemeinschaft
Wie Eltern Kinder auf die Erstkommunion vorbereiten
Während der Erstkommunionvorbereitung ihrer Kinder beschäftigen sich häufig auch Eltern wieder mehr mit dem Glauben, zum Beispiel bei der Leitung einer Vorbereitungsgruppe. Wir haben eine dieser Gruppen besucht.
veröffentlicht am 28.02.2019
Simone Beck legt ein Bild auf den Tisch. Es zeigt den Schattenriss eines Baumes mit breiter Krone und fast ebenso breitem Wurzelwerk. Dazu liest ihre Gruppenleiterkollegin eine Geschichte vor. Um den Tisch herum sitzen fünf Kinder, die gespannt zuhören. „Wisst ihr, wer diese Geschichte erzählt?“, fragt sie schließlich. „Ein Baum!“, ruft ein Junge. „Was braucht denn so ein Baum zum Wachsen?“ Die Kinder überlegen einen Moment, dann sprudeln die Ideen: Ein Baum braucht Wasser, Rinde, Sonne … Simone Beck sammelt die Begriffe auf einem Plakat. Sie schmunzelt ein wenig, als die Kinder loslegen und immer neue Begriffe nennen. Geduldig und mit gezieltem Nachfragen leitet sie das Gespräch. In einem anderen Workshop geht es um das Wasser. Hier überlegen Sabine Zach* und ein Vater mit einer weiteren Kindergruppe, warum Wasser so wichtig für das Leben ist.
Die vier Eltern gehören zu einem Team, das Jungen und Mädchen aus der Pfarrei Sankt Gabriel in München auf ihre Erstkommunion vorbereitet. An diesem Themenwochenende mit zwei Übernachtungen in einem Jugendbildungshaus führen sie die Kinder mit Spielen, verschiedenen Workshops und Bastelaktionen an ihr Erstkommunionmotto „Der ist wie ein Baum, der an Wasser gepflanzt ist“ heran. Die Eltern wirken entspannt und haben sichtlich Freude daran, sich mit den Achtund Neunjährigen Gedanken darüber zu machen, was sie selbst im Leben zum Wachsen brauchen und was ihnen Halt gibt, wie Wurzeln einem Baum.
Neuer Zugang zum Glauben
Für Sabine Zach ist die Erstkommunionvorbereitung auch ein Anreiz, sich selbst wieder mehr mit ihrem Glauben zu beschäftigen. „Meine Erstkommunion liegt ja nun schon lange zurück und ich möchte mich dem Thema wieder neu öffnen“, erklärt sie. „Mir gefällt es, durch die Begleitung meiner Tochter wieder einen Zugang zum Glauben zu bekommen und ihn mit ihr zusammen auch wieder intensiver zu leben.“
Deshalb ist es auch dem Pastoralteam von Sankt Gabriel wichtig, möglichst viele Eltern der Erstkommunionkinder in die Vorbereitung miteinzubeziehen. Sei es als Mitwirkende an dem Themenwochenende, bei der Vorbereitung der Beichte oder als Leiter oder Leiterin einer Erstkommuniongruppe. Besonders die Gruppenleiterinnen und -leiter werden von Gemeindereferentin Barbara Ploch eng begleitet. Bei regelmäßigen Treffen bespricht sie mit den Katecheten die Inhalte der nächsten Gruppenstunden. Sie sind so konzipiert, dass bis zur Erstkommunionfeier Stück für Stück der Ablauf einer Messe erklärt wird: von der Eröffnung des Gottesdienstes bis hin zum Schlusssegen. Passend dazu wird in jeder Stunde eine Bibelgeschichte besprochen.
Auch über die Möglichkeiten, wie die Themen vermittelt werden können, sprechen die Gruppenleiter bei ihren Treffen. Die meisten Fragen haben die Katechetinnen und Katecheten, wenn es um die Eucharistie geht. „Viele wollen wissen, wie man die Wandlung am besten erklären kann“, erzählt Barbara Ploch. „Aber man kann es eigentlich nicht erklären – es bleibt einfach ein Geheimnis des Glaubens.“ Für die Gemeindereferentin ist die Erstkommunionvorbereitung auf diese Weise auch eine Art Erwachsenenkatechese. „Ich setze nicht voraus, dass die Eltern alles kennen“, sagt Barbara Ploch. „Manche von ihnen haben einen engen Kontakt zur Kirche und bräuchten die Gruppenleiterstunden nur wegen der Methode. Aber man sieht einen Gottesdienst mit anderen Augen, wenn man die Teile einzeln in den Blick nimmt. Das nehmen die Eltern, denke ich, auch für sich selbst mit.“
Das Gefühl von Gemeinschaft weitergeben
Der Wunsch der Eltern, sich in der Kommunionvorbereitung zu engagieren, hat ganz unterschiedliche Gründe. Einige möchten ihr Kind begleiten, weil es eine andere Schule als die meisten Kinder aus der Gruppe besucht. Andere erinnern sich gerne an ihren eigenen Kommunionunterricht zurück, wie Simone Beck. „Meine Mutter war damals auch Gruppenleiterin, und mir haben die Stunden viel Spaß gemacht“, erzählt sie begeistert. „Als Kind fand ich es toll, dass alle Erstkommunionkinder aus unserem Dorf zu den Stunden zusammengekommen sind. Wir haben durch die Vorbereitung viel gemeinsam erlebt und geschaffen.“ Dieses Gefühl von Gemeinschaft möchte sie gerne auch ihrem Sohn und den anderen Kindern in ihrer Gruppe mit auf den Weg geben.
Ihre Erstkommuniongruppe mit zehn Kindern leitet Simone Beck gemeinsam mit zwei weiteren Müttern. So können sie sich die Aufgaben aufteilen. Meistens treffen sich die Frauen noch einmal vor den Stunden, um den Ablauf genauer zu planen. Zum Einstieg in die Stunde zünden sie beispielsweise eine Kerze an, die sie in der ersten Stunde gebastelt haben. Dann singen sie ein Lied und legen jedes Mal ein Puzzle, von dem jedes Kind der Gruppe ein Teil hat. „Damit möchten wir zeigen, dass jeder Einzelne Teil eines großen Ganzen ist“, erklärt Simone Beck. Zusammengesetzt wird zunächst nur die weiße Rückseite des Puzzles. Das Motiv – ein Jesusbild – bleibt so in den ersten Stunden noch verborgen. Erst einige Stunden vor der Erstkommunion wird das Puzzle umgedreht.
Damit sich alle besser kennenlernen konnten, haben Simone Beck und ihre Gruppenleiterkolleginnen mit den Kindern in der ersten Stunde ein Fadenspiel gespielt: Einer hielt ein Ende eines Wollknäuels fest und warf das Knäuel weiter zum Nächsten. Der hielt auch wieder den Faden fest und warf die Wolle weiter, bis auf diese Weise ein dichtes Netzwerk entstand. „Mir hat gut gefallen, dass die Kinder über dieses Spiel so schnell zusammengefunden haben, obwohl sich nicht alle aus der Gruppe kannten“, erzählt Simone Beck. „Jeder musste seines dazu tun und das Netz halten“, erklärt sie weiter und macht zur Verdeutlichung eine greifende Geste mit der Hand. Dass die Erstkommunionkinder schnell zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen, lässt sich während des Themenwochenendes auch beim Mittagessen beobachten. Lachend sitzen die Kinder beieinander und erzählen sich, wie sie sich in der Nacht gegenseitig wachgehalten haben. Auch bei den Spielen funktioniert der Zusammenhalt. In einem der Workshops müssen mehrere Kinder gemeinsam mithilfe von Seilen, die die Wurzeln darstellen sollen, einen Pfahl aufrichten, bis er senkrechtsteht. Wer dabei in welche Richtung ziehen muss, ist schnell abgesprochen.
„Für Kinder ist es wichtig, dass sie selbst etwas tun können“
Von dem Wochenende nehmen Kinder und Eltern am nächsten Tag nicht nur viele neue Eindrücke und Erfahrungen mit nach Hause. Mit im Gepäck haben sie auch kleine Gaben für eine Erstkommunion-Schatzkiste daheim: eine Papiertüte mit einer Geschichte und einer kleinen Baumscheibe, die sie im Wachsen-Workshop bemalt haben, eine Mini-Kinderbibel und ein kleines Tontöpfchen, in das sie einen Sonnenblumenkern gepflanzt haben. Ihn sollen die Kinder weiter pflegen, damit bis zur Erstkommunion im Juni eine Sonnenblume daraus wächst. Für den Familiengottesdienst, in dem die Erstkommunionkinder sich offiziell der Gemeinde vorstellen, haben die Kinder Blüten mit ihren Namen aus Krepppapier gebastelt und Blätter aus Tonpapier ausgeschnitten. Damit werden sie im Gottesdienst einen symbolischen Baum schmücken.
„Ich finde es toll, wie die Kinder sich dem Thema Glauben stellen. Sie gehen ganz unbelastet damit um“, berichtet Sabine Zach über ihre Beobachtungen vom Themenwochenende. Ein wenig Bewunderung schwingt in ihrer Stimme mit. „Ich habe die Erstkommunionvorbereitung und die Planungen bis zum Fest bisher als sehr positiv erlebt. Ich wünsche mir für unsere Kinder und für meine Tochter, dass sie den Glauben auch so positiv weiterleben können.“
Um die Gemeinschaft weiter zu erhalten, die durch die Erstkommunionvorbereitung unter den Kindern entstanden ist, bietet die Pfarrjugend von Sankt Gabriel Gruppentreffen für Kinder und ein jährliches Zeltlager im Sommer an. Einige der Erstkommunionkinder jedes Jahrgangs schließen sich auch den Ministranten an. Den Kontakt zu den Familien versucht Barbara Ploch über E-Mail-Listen aufrechtzuerhalten. Sie lädt die ehemaligen Kommunionkinder und ihre Eltern regelmäßig zu den Kinder- und Familiengottesdiensten in der Pfarrei und auch zu Festen ein. Die Gemeindereferentin möchte den Kindern und ihren Eltern so zeigen, dass sie in Sankt Gabriel einen Ort haben, an dem sie miteinander feiern können und an dem sie sich einbringen können. „Denn für Kinder ist es wichtig, dass sie nicht nur Zuhörer sind, sondern dass sie auch selbst etwas tun können.“ Von den Eltern hört Barbara Ploch nach der Erstkommunion manchmal lange nichts. „Doch dann sind sie beim Familiengottesdienst oder beim Pfarrfest plötzlich da, darüber freue ich mich immer“, erzählt die Gemeindereferentin und lacht.
Auch die Eltern wünschen sich für ihre Kinder, dass das Gemeinschaftsgefühl aus der Erstkommuniongruppe weiter bestehen bleibt. „Ich hoffe, sie finden eine Festigkeit in diesem Netzwerk, das sich da gerade entwickelt“, sagt Sabine Zach und neigt nachdenklich den Kopf. „Ich finde es gut, wenn diese Erfahrungen rund um die Erstkommunion dazu führen, dass jedes Kind im Glauben seinen eigenen Weg gehen kann und dort auch offen und ehrlich einen Platz für sich findet.“
*Name von der Redaktion geändert
Erstkommunion
Mit der Erstkommunion werden Kinder in die Mahlgemeinschaft der katholischen Christen aufgenommen, das heißt: Ab der Erstkommunion dürfen sie den Leib Christi in Form einer Hostie erhalten und kommen Jesus Christus auf diese Weise nah. Die Erstkommunionkatechese umfasst den Vorbereitungsunterricht, Gespräche, gemeinsame Wortgottesdienste und ein Themen- oder Kennenlernwochenende zur Gemeinschaftsbildung. Die Erstkommunionvorbereitung findet in den meisten Pfarreien in Kleingruppen statt, die von Eltern geleitet werden. In wenigen Pfarreien übernehmen der Pfarrer, ein Kaplan oder eine Gemeindereferentin oder ein Gemeindereferent diese Aufgabe selbst.
Praxistipps und Geschenkideen
Anregungen für die Erstkommunionvorbereitung und Ideen zur Gestaltung des Festtages bietet die Seite erstkommunion.de. Eltern, Verwandte und weitere Interessierte finden dort auch Antworten auf die meistgestellten Fragen zur Erstkommunion und eine Auswahl an passenden Geschenken.