Wahre Liebe
Die Schöne und das Biest
Ein Vater zieht den Zorn eines abscheulichen Biests auf sich. Es droht ihm und verlangt, der Vater solle seine Tochter schicken. Diese lässt sich auf den Handel ein... Märchen aus Frankreich, von Disney verfilmt.
veröffentlicht am 10.01.2021
Es war einmal ein Kaufmann, der hatte drei Töchter. Eines Tages ging er auf Reisen. Da fragte er seine Töchter, was er ihnen mitbringen sollte. Die Erste wünschte sich schöne Kleider, die Zweite Schmuck und die Dritte, die Bella hieß, weil sie so schön und freundlich war, sagte nur: „Ich möchte eine Rose!“
Der Kaufmann reiste ab und als er seine Geschäfte erledigt hatte, kaufte er die Geschenke für seine beiden älteren Töchter und machte sich auf den Heimweg. Nachdem er schon eine ganze Weile geritten war, überraschte ihn plötzlich ein schweres Unwetter. Der Kaufmann musste Schutz suchen. In einiger Entfernung leuchteten die Fenster eines Schlosses durch die Bäume. Der Kaufmann beschloss, dort um Unterkunft zu bitten. Doch seltsam, die Tür des Schlosses stand offen, und niemand schien dort zu sein. Da es einen reich gedeckten Tisch und eine einladende Schlafkammer gab, fasste er sich ein Herz, setzte sich an den Tisch und aß und trank und legte sich anschließend in das feine Bett.
Ein schreckliches Abenteuer
Der Kaufmann schlief friedlich, und am nächsten Morgen fand er wieder einen reich gedeckten Tisch vor. Nachdem er gefrühstückt hatte, beschloss er, weiterzureiten. Draußen im Schlossgarten wuchsen die schönsten Rosen, die der Kaufmann je gesehen hatte. Da fiel ihm ein, dass er Bella eine Rose versprochen hatte. Er bückte sich, um sie zu pflücken, da kam plötzlich aus dem Rosenbusch eine grauenvolle Bestie hervor, edel gekleidet, aber mit blutunterlaufenen Augen. Voller Zorn drohte sie ihm: „Du undankbarer Mensch! Du warst mein Gast und zum Dank stiehlst du meine Lieblingsblumen? Töten will ich dich dafür!“
Der Kaufmann flehte: „Verzeih mir! Lass mich leben! Die Rose war nicht für mich, sie war für meine Tochter bestimmt.“ Die Bestie beruhigte sich und sprach: „Ich werde dich ziehen lassen, wenn du mir deine Tochter bringst!“ Der verängstigte Kaufmann versprach es und zog eilig weiter. Voller Angst kehrte er heim und erzählte seinen drei Töchtern von seinem schrecklichen Abenteuer. Bella aber war mutig und entschlossen. Sie beruhigte ihn: „Vater, mach dir keine Sorgen! Bring mich zum Schloss, ich werde dort an deiner Stelle bleiben!“ Der Vater umarmte seine Tochter und dankte ihr für ihre Tapferkeit.
Die Bestie empfing Bella sehr freundlich und sanft. Bella fürchtete sich vor seinem Zorn, aber mit der Zeit gewöhnte sie sich an seinen Anblick. Sie bekam das schönste Zimmer im Schloss. Gern saß sie mit der Bestie am Kaminfeuer und stickte. Mit der Zeit vertieften sich die beiden immer mehr in Gespräche, und Bella bemerkte, dass sie gern mit dem Biest sprach. Eines Tages sagte es: „Bella, nimm mich zu deinem Mann.“ In ihrer Überraschung wusste Bella anfangs nicht, was sie antworten sollte. Ein so scheußliches Wesen heiraten? Das konnte sie nicht! „Ich kann nicht einwilligen“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. Die Bestie blickte zu Boden und sprach: „Ich verstehe! Ich hege deswegen keinen Groll gegen dich!“ Und sie lebten miteinander, wie sie es bisher getan hatten.
Das Wunder der Liebe
Eines Tages aber schenkte die Bestie ihr einen Zauberspiegel: Sobald Bella in ihn hineinschaute, konnte sie ihre Familie sehen. In Tränen aufgelöst saß sie vor dem Zauberspiegel. „Was ist geschehen?“, fragte das Biest. „Mein Vater ist schwer krank und liegt im Sterben! Oh, ich möchte ihn so gerne sehen!“ Das Biest erschrak und rief wutschnaubend: „Niemals! Du wirst mich nicht verlassen!“ Doch bald kehrte es zurück und sagte: „Wenn du versprichst, in einer Woche wieder zurückzukehren, lasse ich dich gehen!“ Bella fiel ein Stein vom Herzen und sie rief: „Ich verspreche es! Ich danke Euch!“
Der Vater, der aus Trauer um seine Tochter erkrankt war, fühlte sich sogleich besser, als er seine Tochter wieder in die Arme schließen konnte. Bella pflegte ihn und verbrachte viele Stunden mit ihm. Die Zeit verging im Fluge, und endlich konnte der Vater das Bett verlassen. Bella war glücklich und hatte gar nicht bemerkt, dass die versprochenen sieben Tage bereits verstrichen waren. Eines Nachts schreckte sie nach einem schrecklichen Traum aus dem Schlaf auf: Das Biest lag in seinem Schlossgarten an einen Baum gelehnt im Sterben und flehte leise: „Komm zurück, Bella!“ Sie spürte, wie sehr die sterbende Bestie ihr Herz berührte, sattelte ihr Pferd und ritt zum Schloss.
Dort angekommen, rannte Bella in den Garten. Ihr Herz klopfte laut und eine furchtbare Ahnung ermächtigte sich ihrer: Die Bestie lag da, gegen einen Baum gelehnt, mit geschlossenen Augen und sah aus wie tot. Bella umarmte das Biest und rief: „Du darfst nicht sterben! Du darfst nicht sterben! Ich werde dich heiraten ...“ Bei diesen Worten öffnete das Biest seine Augen, und diese Augen waren nicht mehr blutunterlaufen und furchterregend, sondern die Augen eines jungen Mannes. Voller Verwunderung sah Bella, wie aus dem Biest ein schöner Jüngling wurde. Liebevoll schaute er sie an und sagte: „Wie lange habe ich darauf gewartet. Eine böse Hexe hat mich in ein scheußliches Ungeheuer verwandelt, und nur die Liebe eines Mädchens, das mich so, wie ich war, zum Mann nehmen würde, konnte mich in einen Menschen zurückverwandeln!“ Er küsste sie innig und nahm Bella zu seiner Frau.