Jugendhilfe
Corona-Pandemie: Jugendliche brauchen mehr Unterstützung
Junge Menschen trifft die Pandemie besonders hart. Sie brauchen gezielte Aufmerksamkeit und mehr Unterstützung durch den Staat. Ein Standpunkt von Nicole Klasen, pädagogische Leiterin von Don Bosco Jünkerath.
veröffentlicht am 06.06.2021
Der bisherige Umgang mit der Corona-Krise geht sehr zu Lasten von Jugendlichen. Sie wurden ein Stück weit ihrer Jugend, ihrer Entfaltungsmöglichkeiten beraubt. Viele Vorschriften sind nicht ausreichend zu Ende gedacht und führen zu Härten. Hier braucht es dringend mehr Unterstützung für junge Menschen durch den Staat.
In unseren Wohngruppen lassen sich die entstandenen Probleme beobachten. Normalerweise sind unsere Jugendlichen nur einen Teil ihrer Zeit zusammen in der Gruppe und fahren zwischendurch nach Hause, um ihre Eltern und Geschwister zu sehen. Mit den Lockdown-Regeln zu Begegnungen zwischen verschiedenen Haushalten ist das kaum in Einklang zu bringen. In den Jugendhilfegruppen führt das zu einem Gefühl, eingesperrt zu sein – was sich in Frustration und Aggression niederschlägt.
Mehr Frust einerseits, verbessertes Vertrauensverhältnis andererseits
Obwohl man hier sagen muss, dass die Jugendlichen die Situation insgesamt sehr gut gemeistert haben. Sie haben die Corona-Regeln immer strikt eingehalten und in vielen Bereichen wurde ihre Sozialkompetenz gestärkt. Auch das Vertrauensverhältnis zum Betreuungspersonal ist durch das enge Zusammenrücken viel intensiver geworden.
Auf der anderen Seite aber funktionieren selbst elementare Dinge wie das Homeschooling keineswegs reibungslos. Gerade Jugendliche aus sozial belasteten Familien haben nicht unbedingt einen eigenen Laptop. Und auch die Internetanbindung ist nicht immer stabil. Für unsere Wohngruppen bedeutet Homeschooling zusätzlichen Betreuungsaufwand, da weggefallene pädagogische Arbeit der Schulen aufgefangen werden muss. Eigentlich benötigen wir dafür zusätzliches Personal. Fachkräfte sind aber nicht einfach zu finden. Und von staatlicher Seite kommt keinerlei Signal der finanziellen Unterstützung.
Im Ergebnis sind die Aufgaben gewachsen, das Personal arbeitet seit Monaten am Limit und alles muss mit den vorherigen Mitteln gestemmt werden. Ein Signal der Gesellschaft wäre wichtig, dass problembelastete Jugendliche einen höheren Stellenwert erhalten.