Das Schloss Wohlgemutsheim als Ort der Stille und Begegnung

Schloss Wohlgemutsheim nahe der historischen Stadt Hall in Tirol ist ein Ort der Stille und der Begegnung. 1959 erwarben die Don Bosco Schwestern das Anwesen samt Garten und einer kleinen barocken Kapelle von Bernhard Graf von Galen. Es diente kurzfristig als Ausbildungsstätte für die jungen Ordensfrauen, wurde aber bald um einen Kindergarten und ein kleines Exerzitienhaus erweitert.

Nach gut 50 Jahren stand der Standort vor einer ­ungewissen Zukunft. Die finanziellen Mittel, um den Gäste­bereich grundlegend zu sanieren, waren nicht vorhanden. Man entschied sich für den Verkauf. „Gott sei Dank haben sich die Verantwortlichen im Orden dazu durchgerungen, den Beschluss zu ändern“, meint heute Bürgermeister Josef Schindl dankbar. 

2006 bekam Schwester Johanna Götsch den Auftrag, mit einer Projektgemeinschaft die Zukunftsfähigkeit des Standortes zu prüfen. Sie brachte jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Jugendarbeit mit und war damals auch Leiterin der Ausbildungsgemeinschaft für angehende Don Bosco Schwestern. Von Anfang an war es ihr wichtig, Menschen vor Ort in einen Unterscheidungsprozess einzubinden: „Wir gründeten einen sogenannten ‚Denktopf‘ und riefen den Freundeskreis ins Leben. Innerhalb von zwei Jahren wurde dann in der Provinzgemeinschaft klar, dass wir noch einmal durchstarten wollen.“

Umfassende Renovierung

Im Jahr 2009 fuhren erstmals die Baumaschinen auf. Zunächst wurde der ehemalige Gästebereich als Wohnraum für die Schwestern adaptiert und im Zuge dessen auch der Kindergarten erweitert. In einem weiteren Schritt wurde die alte Schlosskapelle, ein Bau aus den Anfängen des 16. Jahrhunderts, renoviert. Dann war Baustopp. Wie sollte es weitergehen?

Auf der Suche nach einer Möglichkeit, einen Teil des Hauses zu vermieten, kam den Don Bosco Schwestern der Wunsch des Salzburger Erzbischofs Dr. Alois ­Kothgasser entgegen. Dieser stand kurz vor der Emeritierung und war auf der Suche nach einem Alterswohnsitz in Tirol. Haus und Schwestern waren ihm aus Vorjahren vertraut und so nahm er das Angebot an. Das war ­Ansporn genug, die Renovierungsarbeiten weiter voranzubringen. Unzählige Fotos dokumentieren die aufwendigen Bau­arbeiten.

Die umsichtige Generalsanierung wurde in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt durchgeführt. Dabei wurde sorgsam darauf geachtet, alte Bausubstanz sichtbar zu machen und historische Details zu bewahren. Der Blick war aber auch nach vorne gewandt. Im Sinn der Nachhaltigkeit wurde nicht nur gut gedämmt, sondern die Ölheizung durch eine Pelletheizung ersetzt und eine Solaranlage für die Warmwasseraufbereitung errichtet. Derzeit ist eine Photovoltaikanlage im Entstehen.

Modernes Tagungshaus und Geistliches Zentrum

„Die Entscheidung im Jahr 2008, den Standort zu erhalten, war ein Sprung ins Vertrauen“, sagt Schwester ­Maria Maxwald, Leiterin des Geistlichen Zentrums und Tagungs­hauses. Bereut hat sie ihn nie. Die Gäste schätzen die wunderbare Atmosphäre, die herzliche Gastfreundschaft, das gute Essen, den liebevoll angelegten Garten und die Nähe zum Wald, wie man im Internet und im Gästebuch nachlesen kann.

Neben denen, die das Haus für Seminare und Tagungen besuchen, gibt es auch jene, die hier einen Ort für ihre Seele suchen. Sie wollen zur Ruhe kommen, zu sich selbst finden, das Fundament ihres Daseins aus dem Glauben heraus stärken. Deshalb setzen die vier Don Bosco Schwestern im Rahmen ihrer Eigenveranstaltungen das ganze Jahr über spirituelle Akzente: Jahreswechsel, Oasentage, Exerzitien, Familienurlaub und mehr.

Eine, die immer wieder gerne nach Baumkirchen kommt, ist Christine Dumont. Die Religionslehrerin aus dem Umkreis von München war auf der Suche nach geeigneten Exerzitien, hatte aber zwei kleine Kinder. Bei den Don Bosco Schwestern wurde sie fündig. Über die „Mutter-Kinder-Exerzitien“ kam sie zum ersten Mal hierher. „Exerzitien mit Kindern? Das klappt nie im Leben!“, hatte man ihr gesagt. Doch es funktionierte so gut, dass Familie Dumont mittlerweile jedes Jahr teilnimmt. „Es ist wie heimkommen“, sagt sie.

Dreifach-Jubiläum

Am Herz-Jesu-Sonntag im Juni feierten die Schwestern ein Dreifach-Jubiläum: 550 Jahre Schloss Wohlgemutsheim, 65 Jahre Don Bosco Schwestern in Baumkirchen und 10 Jahre Wiedereröffnung des Geistlichen Zentrums und Tagungshauses.

Das ganze Dorf samt Schützen und Musikkapelle war an diesem Tag auf den Beinen. Auch zahlreiche Mitglieder des Freundeskreises und Menschen aus nah und fern, die das Haus als Ort der Gastfreundschaft schätzen gelernt haben, waren gekommen. 

Der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle dankte den Schwestern für ihr vorbildliches und innovatives Wirken, und Diözesanbischof Hermann Glettler bezeichnete das Haus als „Hoffnungsort von Kirche in unserer Zeit“. Er unterstrich seine Wertschätzung für das lebendige Glaubenszeugnis der Schwestern, deren unkompliziert gelebte Gastfreundschaft und ihren Einsatz für Kinder und Familien.

Angesichts einer 550-jährigen Geschichte des Hauses sind die 65-jährige Präsenz der Schwestern und die Neueröffnung des Geistlichen Zentrums vor zehn Jahren unbedeutend klein. Doch die Hoffnung der Schwestern ist ungebrochen. Sie wollen hier noch lange „wohlgemut“ wirken – ganz im Sinne Don Boscos, dem ein froh gelebter Glaube wichtig war.