Meine Zeit bei Don Bosco in Würzburg
Chris Keller: „Nie gedacht, dass ich als Ausbilder zurückkehre“
Für die Teilnehmenden des Caritas-Don Bosco-Bildungszentrums in Würzburg ist er ein Vorbild. Aus gutem Grund: Vor knapp 20 Jahren war Chris Keller selbst Auszubildender in der Einrichtung. Heute leitet er die Ausbildung zum Industrieelektriker.
veröffentlicht am 15.03.2021
Eigentlich habe ich an meine Schulzeit nur gute Erinnerungen. Von meinen Lehrern habe ich durchaus Wertschätzung erfahren. Nur das Pendeln war unangenehm. Denn im Bus saßen fast nur Kinder aus der „höheren Schule“. Ich gehörte zu den Wenigen, die aufgrund von Lernschwierigkeiten eine Förderschule, damals noch Sonderschule genannt, besuchten. Ich habe mir viele blöde Sprüche und Hänseleien anhören müssen. Trotzdem bin ich eigentlich immer gerne zur Schule gegangen. Vor allem, als plötzlich mein Talent für Mathematik und Technik entdeckt wurde.
Schon als Sechsjähriger habe ich mein Kinderzimmer verkabelt, Schaltkreise gebaut, Blinklichter und Alarmanlagen installiert oder Videorekorder zerlegt. Um das Jahr 2000 begann ich dann eine Ausbildung zum Elektrogerätezusammenbauer beim Caritas-Don Bosco-Bildungszentrum. Nie und nimmer hätte ich damals gedacht, dass ich mal als Ausbilder an den Schottenanger zurückkehre. Aber immerhin war ich der Erste, der die auf drei Jahre verkürzte Ausbildung zum Nachrichtengerätemechaniker anhängte.
Als Spezialist für Windräder im In- und Ausland unterwegs
Meine nächsten Berufsjahre waren dann nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Ich installierte Audioanlagen in Autos oder SAT-Schüsseln in Wohnhäusern. 2004 fand ich dann eine Stelle in einem Unternehmen für Windräder. Zuständig für die Inbetriebnahme, Wartung und Reparatur war ich anschließend 17 Jahre lang als Experte für Windräder unter anderem in Deutschland, Frankreich und Kroatien unterwegs. Durch meinen Plan, nebenberuflich den Industriemeister in der Fachrichtung Elektrotechnik zu absolvieren, kam ich 2019 zurück zum Caritas-Don Bosco-Bildungszentrum. Dort durfte ich die Leitung des Elektrobereichs übernehmen und bilde heute rund 20 Teilnehmende aus. Den Meister habe ich inzwischen erfolgreich abgeschlossen. In Kürze werden meine Teilnehmenden ihre Prüfung zum Industrieelektriker ablegen.
Es ist toll, dass ich von dem, was ich selbst erlebt habe, etwas an die Auszubildenden weitergeben kann. Das Argument „Ich habe nur einen Hauptschulabschluss“ zählt bei mir nicht wirklich. Was mich total freut, ist, dass der Zusammenhalt unter meinen Teilnehmenden besonders ausgeprägt ist. Es bilden sich freiwillige Lerngruppen und es existiert ein echtes Wir-Gefühl.