Jubiläum in Westafrika
25 Jahre Salesianer Don Boscos in Ghana
Michael Karikunnel war einer der fünf Salesianer, die 1992 nach Ghana entsandt wurden, um dort die neue Mission aufzubauen. Heute ist er Provinzial der Provinz Englischsprachiges Westafrika. Ein Interview über 25 Jahre Don Bosco in Ghana.
veröffentlicht am 01.11.2017
Pater Michael, was braucht es, um eine neue Mission in einem fremden Land aufzubauen?
Man braucht Abenteuergeist, um als Pionier in ein unbekanntes Land zu gehen und eine Gemeinschaft mit Menschen aufzubauen, die man nie zuvor getroffen hat. Wir fünf Salesianer kannten uns kaum, denn zwei kamen aus Deutschland, einer aus Venezuela, einer aus Kroatien und ich aus Indien. Der Anfang war eine Herausforderung, aber unser Glaube und unsere gemeinsame Vision halfen uns.
Bitte erzählen Sie uns etwas von dieser Zeit.
Wir kamen damals in einem Haus mitten im Busch unter, und die häufigsten Besucher waren Schlangen, Skorpione und Ameisen. Bei den Menschen fühlten wir uns von Anfang an willkommen und wir lernten die ersten sechs Monate ihre Sprache und Kultur. Wir besuchten die Dörfer, trafen uns mit den Häuptlingen und Ältesten und diskutierten die Situation der Jugend vor Ort. Dank der Vermittlung des katholischen Bischofs von Sunyani gaben uns der Häuptling und die Ältesten von Odumase schließlich 60 Hektar Land, auf dem wir das Berufsbildungszentrum bauen konnten.
Wie sehen Sie die Entwicklung in den vergangenen 25 Jahren?
Natürlich sieht man im Rückblick immer Dinge, die man besser oder anders hätte machen können, aber insgesamt können wir mit der Arbeit der Salesianer Don Boscos in Ghana sehr zufrieden sein. Sowohl Odumase und Umgebung als auch Ashaiman sind soziale Brennpunkte, und wir haben unsere Kontaktpunkte für Straßenkinder in Vierteln aufgebaut, die von anderen aufgrund der hohen Kriminalität gemieden wurden.
Die salesianische Mission in Ghana wurde von den deutschsprachigen Provinzen initiiert und unterstützt. Welche Rolle spielte diese Kooperation?
Die Unterstützung war immens wichtig. Vor dem Start in Sunyani und Ashaiman waren jeweils Vertreter der deutschsprachigen Provinzen für vorbereitende Gespräche in Ghana und auch später besuchten die Provinziale aus Süddeutschland und Österreich die Missionen. Die Gelder, die wir für den Bau der Berufsschulen sowie für die laufenden Kosten der Gemeinden bekamen, wurden alle über das Missionsbüro in Bonn geleitet.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit der Salesianer Don Boscos in Ghana?
Durch unser Programm „Youth for Life“ in Schulen und Pfarreien haben wir Tausende erreicht, und mit unserer beruflichen Ausbildung haben wir Hunderten ehemaligen Straßenkindern geholfen. Verschleppte Kinder konnten aus der Zwangsarbeit befreit werden, um eine Ausbildung zu bekommen. Wir unterstützen auch Kinder aus benachteiligten Familien mit Stipendien. Wichtig ist mir dabei: Was wir in den vergangenen 25 Jahren erreicht haben, hätten wir ohne die Großzügigkeit unserer Unterstützer in Deutschland, Österreich und der Schweiz niemals alleine erreicht. Dafür sind wir sehr dankbar.
Was sind die größten Herausforderungen in Ghana heute?
Unsere wichtigste Aufgabe ist, die Qualität der pastoralen Arbeit zu erhalten und zu steigern. Die Armut in der Gesellschaft steigt erschreckend an, junge Leute wandern aus, der Menschenhandel hat alarmierende Ausmaße erreicht und wir sehen einen moralischen Verfall bei Jugendlichen und ihren Familien. Gleichzeitig werden die Mittel für unsere Arbeit knapper. Finanzielle Nachhaltigkeit und die Zusammenarbeit mit der Regierung sind daher große Themen für uns.
Mehr Informationen über die Arbeit der Salesianer Don Boscos und der Don Bosco Schwestern in Ghana bei Don Bosco Mission Bonn, Don Bosco Mission Austria und der Missionsprokur der Don Bosco Schwestern.