Ukraine
Mit Fußball gegen Traumata
Je länger der Krieg in der Ukraine dauert, desto mehr Kriegsversehrte gibt es. Schwere Traumata sind die Folge. Don Bosco hilft jungen Männern mit amputierten Beinen oder Armen, sich mit Fußball zurück ins Leben zu kicken.
veröffentlicht am 29.05.2024
Wie erklärt man einem jungen Soldaten, dass sein Leben weitergeht, obwohl er gerade einen Arm oder ein Bein verloren hat? Pater Mykhailo Chaban hat eine mögliche Antwort darauf: mit Fußball. In der westukrainischen Stadt Lwiw hat Pater Mykhailo im Jahr 2023 den FC Pokrova gegründet – das erste Amputierten-Fußballteam der Ukraine. Heute trainieren beim FC Pokrova etwa 25 amputierte Sportler, die meisten von ihnen sind Soldaten. Die Idee zum Amputierten-Team kam ihm auf einem Jugend-Fußballturnier in der Schweiz. Dort war unter anderem die inklusive Mannschaft des französischen Erstligisten Olympique Marseille vertreten. Als Pater Mykhailo sah, wie Männer mit Amputationen im Team mitspielten, wusste er, dass auch die Ukraine ein solches Team brauchte.
Denys ist einer der Spieler im Team Pokrova. Im Krieg Russlands gegen die Ukraine verlor er ein Bein. Bei der Verteidigung von Mariupol wurde der ukrainische Soldat schwer verwundet und geriet in russische Gefangenschaft. Wieder in Freiheit schickte man ihn in ein Rehazentrum in der Westukraine. Dort sollen Kriegsversehrte wie der 38-Jährige lernen, trotz Traumata und Amputationen wieder ins Leben zu finden. Fußball ist Teil des Rehabilitationsprogramms und hilft den jungen Männern bei der physischen und psychischen Genesung.
Schon vor dem Krieg Fußball gespielt
Denys hat durch den Fußball sein Selbstvertrauen wieder zurückgewonnen. „Ich möchte Vorbild sein für andere Menschen mit Behinderungen. Und ich habe vor, weiterzutrainieren, mich zu verbessern und natürlich auch in die ukrainische Nationalmannschaft des Amputierten-Fußballs zu kommen“, erklärt der Familienvater stolz. Die Familie von Denys unterstützt seine Pläne. Durch den Sport sollen die jungen Männer ein Stück Normalität erfahren, so der ukrainische Provinzial des Salesianerordens Pater Mykhailo Chaban. „Die meisten haben schon vor dem Krieg Fußball gespielt. Natürlich gibt es ein Vor und ein Nach der Amputation, aber durch den Sport ist der Einschnitt im Leben weniger hart.“ Eigentlich liege der Fokus der Salesianer nicht auf inklusivem Sport. Aber bei der Vielzahl an Kriegsversehrten gebe es einen höheren Bedarf als früher.
Deshalb ließ den Pater der Gedanke, ein solches Team in der Heimat zu gründen, nicht mehr los. Mit Experten wie dem ukrainischen Trainer der polnischen Nationalmannschaft plante er das Projekt. „Keiner von uns hatte Erfahrung mit einem solchen Team und niemand kannte uns. Deshalb gingen wir in die Rehazentren, um unser Projekt vorzustellen“, erklärt Pater Mykhailo. Auch einige Spieler des Teams fuhren mit in die Krankenhäuser. Sie wollten zeigen, was mit Amputationen alles möglich ist. Das Team spielte auch bei einer polnischen Meisterschaft für „Amp-Fußball“ mit, in der die Ukrainer gegen acht Mannschaften aus Polen antraten.
Hoffnung und Zuversicht
Der Traum des Salesianerpaters ist eine eigene ukrainische Liga mit Teams aus dem ganzen Land. Zudem möchte er ein großes Rehazentrum in Lwiw gründen. Mit einer Fußballabteilung, psychologischer Betreuung und Gästezimmern für die Familien der Spieler. Pater Mykhailo hat noch viel vor und hofft, in Zukunft auch große Fußballclubs wie Real Madrid für das Don Bosco Projekt gewinnen zu können. „Es ist unsere Pflicht, den jungen Männern wieder ein normales Leben zu ermöglichen, ihnen Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln. Denn sie haben unser Land verteidigt und fast alles dafür aufgegeben.“
Sie möchten das Projekt unterstützen? Hier finden Sie weitere Informationen und Spendenmöglichkeiten
Mehr Informationen über die Arbeit der Salesianer Don Boscos und der Don Bosco Schwestern in der Ukraine bei Don Bosco Mission Bonn, Don Bosco Mission Austria und der Missionsprokur der Don Bosco Schwestern.
Don Bosco Nothilfe in der Ukraine
Am 24. Februar 2022 begann der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Der Krieg dauert bis heute an und ein Ende ist nicht in Sicht. Von Beginn an unterstützten die Salesianer Don Boscos und die Don Bosco Schwestern die Menschen in dem osteuropäischen Land. Don Bosco ist in acht Städten in der Ukraine mit Schulen, Kinderheimen, Berufsausbildungszentren und Freizeiteinrichtungen vertreten.