Sport als Therapie
„Sie blicken optimistischer in die Zukunft“
Bei einem Fußballspiel in der Schweiz sah Mykhailo Chaban zum ersten Mal integrative Fußballmannschaften. Der Salesianerpater gründete daraufhin den FC Pokrova, die erste Fußballmannschaft für amputierte Soldaten in der Ukraine. Ein Interview.
veröffentlicht am 29.05.2024
Warum ist Fußball für Kriegsversehrte so wichtig?
Fußball ist eine wichtige Rehabilitationsmaßnahme, denn im Sport können die jungen Männer vieles vergessen. All die Tragödien, die sie erlebt haben. Der Sport inspiriert sie und gibt ihnen die Willenskraft zurück, zu kämpfen, vorwärtszugehen und nicht zu verzweifeln. Im Sport haben sie Ziele, die sie gemeinsam mit den anderen Spielern erreichen wollen. Man kann tatsächlich sehen, wie sie sich durch das regelmäßige Training verändern. Sie blicken optimistischer auf ihr Leben und in die Zukunft. Der Sport hilft ihnen unter ganz vielen Aspekten, ihr Leben zu bewältigen.
Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Unser Trainer lud einen Fußballspieler in unsere Mannschaft ein, den er von einer lokalen Meisterschaft kannte. Dieser hatte durch den Krieg ein Bein verloren. Jetzt trainiert er in unserer Amputierten-Fußballmannschaft. Für einige ist das ein neuer Lebensabschnitt, vor allem für die, die vor der Verletzung sportlich waren und Fußball spielten. Für sie war die Amputation das Ende von allem, das Ende ihrer Karriere. Einer der Spieler sagte mir: „Ich wollte meine Sportschuhe an den Nagel hängen und nie wieder Fußball spielen. Aber als uns dann gesagt wurde, dass wir weiter Sport treiben können, nur auf eine andere Art und Weise, da habe ich wieder Hoffnung gehabt.“ Diese Aussage inspiriert viele Menschen mit dem gleichen Handicap.
Warum ist es so wichtig, die Soldaten wieder in die Gesellschaft zu integrieren?
Die ehemaligen Kriegsversehrten haben uns und unser Land verteidigt. Vor dem Krieg führten sie ein ruhiges, normales Leben. Jeder von ihnen hatte einen Job und eine Arbeit. Sie mussten ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. Sie haben viel aufgegeben, um ihre Familien zu verteidigen. Und es ist unsere Pflicht als Ukrainer, sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren, ihnen zu helfen, ein normales Leben zu führen. Sie müssen sehen und spüren, dass sie respektiert werden, dass man sie braucht und dass man sie unterstützt – moralisch, psychologisch und auch spirituell.
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