Heilige Tage
Ostern feiern mit Kindern
Was feiern wir eigentlich an Ostern? Und wie sollen Kinder das verstehen? Der Erzieher und Theologe Christan Huber beschreibt, was es mit dem Fest auf sich hat und wie Eltern die heiligen Tagen mit ihren Kindern begehen können.
veröffentlicht am 11.03.2022
Wir stecken zwar noch mitten in der Fastenzeit, aber die Regale in den Geschäften sind schon gut gefüllt mit Osterhasen, bunten Eiern und allerhand anderen Artikeln, die sich um das Osterfest herum gut verkaufen lassen. Dabei scheinen die Übergänge hin zu einem „Frühlingsfest“ oftmals fließend. Alles, was hell und blumig ist, ist Ostern. Dabei ist Ostern auf den ersten Blick alles andere als blumig.
Würde man in einer Fußgängerzone fragen, welches das wichtigste Fest im Kirchenjahr ist, so bekäme man gewiss häufig die Antwort „Weihnachten“ zu hören. Richtig ist: Ostern ist das wichtigste Fest des Kirchenjahres. Auch wenn manche Menschen Weihnachten viel lieber feiern als Ostern. Vielleicht wegen der Erinnerungen und der emotional aufgeladenen Atmosphäre? Oder wegen der bekannten Lieder, dem Weihnachtsschmuck und den vielen Lichtern? Vielleicht liegt es auch daran, dass die Weihnachtsgeschichte uns deutlich weniger zumutet als die Ostergeschichte und vor allem das, was sich hinter den Kartagen verbirgt. Während die Weihnachtsgeschichte, bei aller Dramatik um die Herbergssuche, romantisch anmuten kann, so dürfte dies an Ostern schwerfallen.
Was genau feiern wir an Ostern?
Aber fangen wir einmal ganz von vorne an: Was genau feiern wir an Ostern? Den Tod und die Auferstehung Jesu. Und was genau hat das mit Hasen und bunten Eiern zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Man könnte vermuten, dass es heidnische Symbole für Fruchtbarkeit sind und sonst nichts. Es gibt allerdings auch andere Deutungen. So kann das Ei beispielsweise auch als ein Bild für die Auferstehung Jesu verstanden werden: Von außen ist es kalt und wirkt tot, innen jedoch verbirgt es neues Leben. So ist es auch mit dem Grab Jesu: Zunächst ist es ein Bild des Todes, der Zerstörung aller Hoffnung, ein Ort der tiefen Trauer. Aber dann verwandelt sich diese Stelle zum Ort der Auferstehung, von dem alles neue und ewige Leben ausgeht.
Die drei heiligen Tage beginnen mit dem Gründonnerstag. Grün nicht, weil man an diesem Tag Spinat isst, sondern vom alt- bzw. mittelhochdeutschen Wort „greinen“, was so viel wie klagen oder weinen bedeutet. Jesus feiert mit seinen Jüngern das Letzte Abendmahl und schenkt der Kirche damit die Eucharistie, die in jeder Messe gefeiert wird. Und noch etwas symbolträchtiges geschieht an diesem Abend: Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße. Er, der König der Welt, dient seinen Jüngern und übernimmt die Arbeit eines Sklaven. Ein Akt, der die bedingungslose Liebe Gottes verbildlicht. Noch in dieser Nacht wird Jesus verraten. Römische Soldaten nähern sich dem Ölberg, wo Jesus betet. In vielen Kirchen findet deshalb in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag eine sogenannte Ölbergandacht oder Ölbergwache statt. Für mich persönlich steckt im Gründonnerstag so unglaublich viel, worüber es sich lohnt nachzudenken oder auf sich wirken zu lassen. Liebe, Hingabe, Gemeinschaft, Verrat und Angst.
Der Karfreitag steht klar unter dem Zeichen des Kreuzes, an dem Jesus hingerichtet wurde. „Kar“ übrigens stammt wieder aus dem althochdeutschen, wo „kara“ so viel wie Kummer und Trauer bedeutet. Die Stille des Karfreitags und des Karsamstags endet mit dem Gesang und dem Glockengeläut in der Osternacht, in der die Osterkerze entzündet wird als Bild für die Auferstehung Jesu. Ihr Licht ist ein Zeichen für das Licht, das die Dunkelheit des Todes besiegt hat. Im Exsultet, dem Osterlob, das am Beginn der Osternacht gesungen wird, gibt es einen Satz, der mir Jahr für Jahr Gänsehaut bereitet und wunderbar zusammenfast, was wir an Ostern feiern: „Dies ist die Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg.“ Wenn das kein Grund zu feiern ist!
Der Tod gehört zu Ostern, denn ohne Kreuzigung gibt es keine Auferstehung
Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen wissen viele Kinder durchaus, was wir an Ostern feiern. „Da ist Jesus gestorben und wieder auferstanden!“, ist eine der Antworten, die mir auf meine Frage hin Jahr für Jahr entgegenschallt. Dabei stellt sich immer wieder die berechtigte Frage: Wie viel dürfen wir unseren Kindern hier zumuten? Der Tod gehört zu den Erfahrungen, die oftmals schon kleine Kinder machen. Großeltern, die vielleicht schon verstorben sind, auch Tiere bzw. Haustiere können hierbei durchaus eine Rolle spielen. Auch das Wort „Krieg“ gehört leider wieder zu den Begriffen, die Kinder – trotz aller Vorsicht – hier und da mitbekommen. Der Tod gehört zur Lebenswirklichkeit dazu, auch für Kinder, die mit dieser Thematik häufig wesentlich ungezwungener umgehen als wir Erwachsene und uns damit immer wieder überraschen.
Der Tod gehört natürlich auch zu Ostern dazu. Ohne Kreuzigung gibt es keine Auferstehung. Wichtig ist: Ostern darf niemals mit dem Tod enden, auch nicht mit der Kreuzigung. Hier ist ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt. Durch Kreuzdarstellungen, Gottesdienste, Gespräche und ähnliches wissen die meisten Kinder nämlich bereits, was sich hinter diesem „Symbol“ verbirgt. Somit kann es sein, dass sie beim Thema „Kreuzigung Jesu“ stehenbleiben, weil sie aktuell dargebotene mit bekannten Inhalten verknüpfen. Umso wichtiger ist es, die Auferstehung mindestens ebenso intensiv in den Blick zu nehmen.
Wie kann das in der Kita und zu Hause gut gelingen? Ähnlich wie zu Weihnachten häufig Krippen Tag für Tag aufgebaut und ergänzt werden, könnte auch ein Weg zur Auferstehung Jesu, also zum Osterfest, dargestellt werden. Dafür eignen sich farbige Tücher oder auch andere Materialien. Eltern und Erzieherinnen und Erzieher können ihrer Fantasie freien Lauf lassen, schließlich bietet diese Zeit viel Bildliches, wie etwa Brot für das Letzte Abendmahl, Wasser für die Fußwaschung, ein Kreuz für den Karfreitag und eine Kerze für Ostern.
Feiern wir Ostern als Fest der Freude und des Glücks!
Auch das Gestalten einer Osterkerze ist eine schöne Möglichkeit, das Fest vorzubereiten. Sie das erste Mal anzuzünden, ist in jedem Fall ein besonderer Moment. Kinderbibeln oder das Erzähltheater Kamishibai bieten kindgerechte Texte und Bilder, die dabei helfen, die Ostergeschichte mit Kindern zu erarbeiten.
Alle Vorbereitungen können in einem schönen Höhepunkt enden: einem gemeinsamen Osterfest. Ich habe das Gefühl, dass Ostern oft als trauriges oder bedrückendes Fest wahrgenommen wird. Feiern wir es als das, was es ist: Ein Fest der Freude und des Glücks. Jesus lebt, er hat den Tod besiegt und ihm seine Macht genommen!