Wie Kinder lernen, Entscheidungen zu treffen

Ich will keinen Pullover anziehen, sondern ein T-Shirt! Magst du lieber Käse oder Wurst auf dein Brot? Alltägliche Szenen, wie sie sich bei vielen Familien morgens abspielen. Aber wer trifft letztendlich die Entscheidung?

Von Klein auf sind Kinder von Entscheidungen umgeben. Anfangs mögen die Auswahlmöglichkeiten und -prozesse trivial erscheinen, aber im Laufe der Zeit werden die Entscheidungen bedeutender und komplexer. Die Frage, wie Kinder lernen, Entscheidungen zu treffen, ist von entscheidender Bedeutung für ihre Entwicklung und ihre Fähigkeit, im Leben erfolgreich zu sein.

Vorbilder sind wichtig

In den frühen Jahren nehmen Kinder an Entscheidungen teil, die ihr unmittelbares Umfeld betreffen. Dies können einfache Dinge sein, wie die Auswahl ihrer Kleidung oder die Entscheidung darüber, mit welchem Spielzeug sie spielen möchten. Diese frühen Erfahrungen ermöglichen es Kindern, ein grundlegendes Verständnis für den Entscheidungsprozess zu entwickeln und erste Fähigkeiten zur Selbstbestimmung zu erlangen.

Mit zunehmendem Alter und wachsender Reife werden die Entscheidungen, vor denen Kinder stehen, komplexer und haben weitreichendere Folgen. Es ist wichtig, dass Kinder in diesem Stadium lernen, wie sie fundierte Entscheidungen treffen können. Hier spielen zwei wesentliche Faktoren eine entscheidende Rolle: Vorbilder und Erfahrungen.

Vorbilder sind für Kinder von großer Bedeutung, wenn es darum geht, den Umgang mit Entscheidungen zu erlernen. Eltern, Lehrkräfte, Geschwister und andere Bezugspersonen dienen als Modelle, an denen sich Kinder orientieren können. Es ist wichtig, dass diese Vorbilder den Kindern zeigen, wie man Entscheidungen trifft, indem sie transparent sind und ihre eigenen Entscheidungsprozesse offenlegen. Indem Kinder sehen, wie Erwachsene mit Herausforderungen umgehen und Entscheidungen treffen, können sie wichtige Fähigkeiten und Strategien für sich selbst entwickeln.

Die Folgen des eigenen Handelns erleben

Erfahrungen spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Entscheidungsfähigkeiten von Kindern. Kinder müssen die Möglichkeit haben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen ihrer Handlungen zu erleben. Sowohl positive als auch negative Erfahrungen sind dabei lehrreich und ermöglichen es Kindern, ihre Entscheidungskompetenz kontinuierlich zu verbessern.

Selbstverständlich ist es enorm wichtig, je nach Alter und Entwicklungsstand bzw. Reifegrad der Kinder darauf zu achten, Kinder nicht bewusst „ins Messer laufen zu lassen“. Das beginnt schon bei vermeintlich belanglosen Dingen und zieht sich durch bis hin in wirklich essenzielle Bereiche. Ein Beispiel: Ein Kind möchte mit dem Pyjama in den Kindergarten gehen. Nun könnte jemand sagen, dass das Kind selbst entscheiden darf, was es anzieht, damit wäre das in Ordnung. Was wird aber passieren? Die anderen Kinder werden fragen, warum es im Schlafanzug unterwegs ist, oder sogar lachen. Keine schöne Situation. Entstanden ist diese Situation, weil das Kind die Tragweite seiner Entscheidung nicht abschätzen konnte. Kinder sollen mitentscheiden, sie brauchen hierfür jedoch dringend einen Rahmen innerhalb dessen sie ihre Freiheiten ausprobieren können.

Kinder ernst nehmen

Es ist wichtig zu betonen, dass Kinder ernst genommen werden müssen, wenn es um ihre Entscheidungen geht. Selbst wenn ihre Entscheidungen nicht immer die richtigen sind oder zu unerwünschten Ergebnissen führen, ist es wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, aus ihren Fehlern zu lernen und ihre Entscheidungskompetenz weiterzuentwickeln. Dabei ist es die Aufgabe der Eltern, immer im Blick zu haben, ob das unerwünschte Ergebnis, das möglicherweise im Raum steht, innerhalb des Rahmens ist, der vorab gesteckt wurde.

Insgesamt ist die Entwicklung von Entscheidungsfähigkeiten bei Kindern ein kontinuierlicher Prozess, der Vorbilder, Erfahrungen und die Möglichkeit zur Selbstbestimmung umfasst. Indem Kinder die Chance bekommen, Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen zu erleben, können sie wichtige Fähigkeiten für ihr späteres Leben entwickeln. Es liegt an uns als Erwachsene, sie auf diesem Weg zu begleiten und sie dabei zu unterstützen, selbstbewusste und verantwortungsbewusste Entscheidungsträger zu werden.