Persönlichkeitsentwicklung

Wettkämpfe unter Kindern

Viele Eltern sind beunruhigt, wenn sie mitbekommen, dass ihr Kind sich und seine Fähigkeiten mit anderen vergleicht. Sie sorgen sich, dass solche Wettbewerbe negative Folgen haben könnten. Erzieher und Kita-Leiter Christian Huber kann sie beruhigen.

veröffentlicht am 19.07.2024

Wer ist der größte, schnellste, beste? Ich bin schon fünf, du bist noch vier! Ich kann höher springen! Meine Tasse ist neuer als deine! Wettbewerbe wie diese finden im Kindergarten oder in der Grundschule täglich statt. Die meisten Eltern kennen ähnliche Situationen von zuhause, vom Spielplatz oder anderen Gelegenheiten. Wettkämpfe gehören für Kindern zum Alltag dazu.

Und ich kann Sie beruhigen: Es ist ganz normal, dass Kinder Spaß daran haben, sich zu messen und zu vergleichen. Von klein auf zeigen sie ein natürliches Interesse daran, ihre Fähigkeiten sowohl körperlich als auch geistig mit denen ihrer Altersgenossen zu in Bezug zu setzen. Wettkämpfe sind dabei nicht nur eine Quelle von Freude und Spannung, sondern spielen auch eine wichtige Rolle in der persönlichen Entwicklung von Kindern. Sie trainieren die Frustrationstoleranz der Kinder und verleihen ihnen Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.

Angst vor Frust

Warum haben viele Eltern dann ein Problem damit, wenn ihre Kinder an Wettkämpfen teilnehmen? Und ab wann wird das gegenseitige Vergleichen ungesund?

Viele Eltern sorgen sich, dass Wettkämpfe für ihre Kinder stressig oder frustrierend sein könnten. Die Angst, dass das eigene Kind verlieren und dadurch an Selbstwertgefühl einbüßen könnte, spielt oft eine zentrale Rolle. Manche Eltern befürchten auch, dass ein zu starkes Konkurrenzdenken negative Verhaltensweisen wie Aggressivität oder Eifersucht fördern könnte. Zudem besteht die Sorge, dass Kinder unter dem Druck, ständig erfolgreich sein zu müssen, psychisch leiden könnten.

Umgang mit Siegen und Niederlagen 

Grundsätzlich sind Wettkämpfe und Vergleiche in Ordnung und gesund, solange sie in einem förderlichen und unterstützenden Umfeld stattfinden. Kinder lernen durch Wettkämpfe, mit Siegen und Niederlagen umzugehen, was wichtige Lektionen für das spätere Leben sind. Dabei ist es entscheidend, dass der Fokus nicht nur auf dem Gewinnen liegt, sondern auch auf dem Spaß an der Teilnahme und dem Lernen aus den Erfahrungen. Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen sollten daher den Wettkampfgeist der Kinder in positive Bahnen lenken und ihnen vermitteln, dass es nicht nur um das Ergebnis geht, sondern auch um den Weg dorthin.

Ungesund werden können Vergleiche und Wettkämpfe dann, wenn sie zu einem ständigen Konkurrenzkampf führen und Kinder sich ständig unter Druck gesetzt fühlt. Wenn Kinder das Gefühl entwickeln, nur über Siege Anerkennung und Wertschätzung zu erfahren, kann dies langfristig zu einem gestörten Selbstwertgefühl führen. Es ist wichtig, dass Kinder auch in anderen Bereichen Anerkennung erfahren und dass ihre Bemühungen, unabhängig vom Ergebnis, gewürdigt werden. Ein ungesundes Maß an Vergleichen liegt auch dann vor, wenn Kinder aufgrund von Wettkämpfen anfangen, sich über andere zu stellen oder sich minderwertig zu fühlen.

Wertvolle Erfahrung

Kinder brauchen Vergleiche und Wettkampfsituationen, um ihre Fähigkeiten realistisch einschätzen zu können und ihre Grenzen auszutesten. Durch den Wettkampf lernen sie, sich Ziele zu setzen, sich anzustrengen und auch mit Rückschlägen umzugehen. Diese Erfahrungen sind wertvoll und tragen zur Entwicklung von Resilienz bei. Vergleiche helfen ihnen zudem, ein gesundes Maß an Ehrgeiz zu entwickeln und sich selbst immer wieder zu verbessern.

Wettkämpfe und Vergleiche sind also ein natürlicher und wichtiger Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Sie fördern Selbstvertrauen, Frustrationstoleranz und die Fähigkeit, mit Erfolgen und Niederlagen umzugehen. Unterstützen Sie diese Aspekte und achten Sie darauf, dass der Wettkampf in einem positiven und ermutigenden Umfeld stattfindet! Dabei ist es wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass der Spaß und das Lernen im Vordergrund stehen, und nicht nur das Ergebnis. So können Wettkämpfe zu einer wertvollen und bereichernden Erfahrung für Kinder werden.


Verwandte Themen

Kinderfüße auf Skatebord, Kinderfüße auf Fußball
Selbstbewusstsein
Ich kann schneller rennen. Meine Noten sind besser. Meine Mama hat den tolleren Beruf. Wettbewerbe aller Art stehen bei Fünfjährigen hoch im Kurs. Viele Eltern fragen sich: Ist das normal? Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.
Kinderfüße in der Luft beim Weitsprung auf dem Sportplaz, im Hintergrund wartende Kinder
Sport
Unsere Autorin hat bei den Bundesjugendspielen nie eine Ehrenurkunde bekommen. Obwohl sie gar nicht unsportlich war. Jetzt soll das Konzept der Spiele verändert werden. Gut so!, findet Stefanie Kortmann.
Bunte und schön verzierte Schultüten werden von Kindern gehalten
Einschulung
Das ältere Kind wird eingeschult, das jüngere ist eifersüchtig. Was Eltern jetzt tun können und wie der erste Schultag ein schönes Erlebnis für alle wird. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.