Sprache

Dada, wauau, buh! – Wie Kinder sprechen lernen

Ist das nicht peinlich, wie wir mit unseren Babys sprechen? Von wegen! Der Babytalk beweist, wie gründlich die Natur Erwachsene auf ihren Job als Sprachlehrer der Kleinsten vorbereitet hat. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.

veröffentlicht am 14.10.2021

Wenn sie sich selbst bei einem alltäglichen Dialog mit ihrem Baby beobachten könnten, wären viele Erwachsene peinlich berührt. Diese künstlich gehobene Stimme, die Singsangartige Betonung, endlos wiederholte kurze Sätze, dazu die weit aufgerissenen Augen und das übertriebene Mienenspiel – eine einzige Karikatur? Hoffungslos kindisch? Von wegen: Tatsächlich beweist die „Ammensprache“ (oder moderner: der „Babytalk“), in die Erwachsene und sogar Kindergartenkinder im Gespräch mit Babys unwillkürlich verfallen, wie gründlich die Natur sie auf ihren Job als Sprachlehrer der Kleinsten vorbereitet hat.

Denn ihre Übertreibungen sind ideal an das Aufnahmevermögen von Babys angepasst. Gebannt schauen sie ihren Eltern auf die Lippen, betasten sie vielleicht sogar, als wollten sie die Entstehung dieser Laute genauestens untersuchen. Und schon nach wenigen Wochen gurgeln, glucksen oder lallen sie die ersten Antworten.

Auch wenn sie noch kein Wort verstehen, die Tonart begreifen die Winzlinge oft schon sehr gut

Diese ersten Dialoge machen Babys (und ihren Eltern) nicht nur Freude; sie haben auch handfeste Konsequenzen. „Unnütze“ Laute aus fremden Sprachen, die Neugeborene noch unterscheiden und bilden könnten, verschwinden allmählich – wie bei kleinen Japanern das R. Dafür entdecken Eltern in Babys Gebrabbel manchmal typische Betonungsmuster ihrer Muttersprache, die zum Beispiel Zorn oder Trost ausdrücken. Und auch wenn sie noch kein Wort verstehen, die Tonart begreifen die Winzlinge oft schon sehr gut – und fangen an zu weinen, wenn die verärgerte Mama die große Schwester zusammenstaucht.

Auf Babys erstes „richtiges“ Wort müssen Eltern zwar noch ein halbes oder auch ein ganzes Jahr warten. Aber das Tolle daran ist: Ihr Kind erreicht dieses Etappenziel und verinnerlicht in den folgenden vier, fünf Jahren das riesige, komplizierte System „Deutsch“, ohne dass es selbst und seine Eltern dazu irgendeinen erkennbaren Lern- oder Lehraufwand betreiben müssten! Das Einzige, was es dazu braucht, sind Menschen, die sich intensiv mit ihm beschäftigen und über die gemeinsamen Erlebnisse mit ihm sprechen. Dann versteht es nach und nach ganz von alleine, was „Ball“, „lecker“ und „Müllauto“ bedeuten.

Dieser Beitrag auf elternbriefe.de

„elternbriefe du + wir“ ist eine Initiative der katholischen Kirche. Mehr unter elternbriefe.de


Verwandte Themen

Kleinkind schläft im Elternbett
Durch die Nacht
Nachts im Dunkeln aufzuwachen, ist für fast alle Kinder erst einmal erschreckend. Wie und wo schlafen die Kleinen dann am besten wieder ein? Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.
Hände von Erwachsenem und Kindern in Gebetshaltung
Glauben leben
Der Schulanfang ist für Kinder ein großer Umbruch – und für Familien ein guter Anlass, um über das Beten neu nachzudenken. Wann wollen wir beten? Wie beginnen wir? Wie enden wir? Was sind Inhalte? Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.
Tochter auf Arm von Vater hält Blatt mit rotem Herz in der Hand
Beziehung
Phasenweise wenden Kinder sich besonders einem Elternteil zu. Das ist völlig normal und kann verschiedene Ursachen haben. Was Mamas tun können, wenn das Kind nur noch Papa will. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.