Glauben leben

Beten in der Familie

Der Schulanfang ist für Kinder ein großer Umbruch – und für Familien ein guter Anlass, um über das Beten neu nachzudenken. Wann wollen wir beten? Wie beginnen wir? Wie enden wir? Was sind Inhalte? Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.

veröffentlicht am 16.09.2021

„Gott hält die Zahnlücken und Zähne in seiner Hand, Gott hält die ganze Welt in seiner Hand.“ So hat unsere Schulanfängerin auf die vertraute Melodie gedichtet, als sie endlich auch ihre erste ersehnte Zahnlücke hatte. „Jetzt wird’s aber albern!“, war mein erster Gedanke. Andererseits …

Der Schulanfang markiert für Kinder einen großen Umbruch – für manche ist es der erste, den sie bewusst erleben. Der Tagesrhythmus ändert sich, das Wort „Pflicht“ hält Einzug ins Leben. Neue Bezugspersonen werden wichtig. Aus den „Großen“ im Kindergarten werden plötzlich wieder die „Kleinen“ in der Schule. Da kommen nicht nur die Zähne ins Wackeln und Wanken. Manches passt nicht mehr und muss Neuem Platz machen. Wackelzähne und Zahnlücken prägen die Identität in dieser Zeit wesentlich mit – soll ich mich da nicht freuen, dass meine Tochter diese wackelige Identität Gott anvertraut und sich in allen Veränderungen von ihm gehalten weiß?

Herausfinden, was zu uns passt

Und überhaupt: Ist dieser Umbruch nicht auch ein Anlass, neu über das Beten in der Familie nachzudenken? Den Kindern mehr Mitsprache dabei einzuräumen? Sich ein Stück weit von den standardisierten, vorformulierten Gebeten zu lösen, die bisher vermutlich die Praxis in vielen Familien prägten, und freier zu beten? Auch Rituale, die Kinder lieben und die ihnen Sicherheit vermitteln, können mit der Zeit leer werden. Schulanfänger* sind alt genug, zusammen mit den Eltern einen Rahmen zu entwickeln: Wann wollen wir gemeinsam beten? Wie beginnen wir? Wie enden wir? Was sind Inhalte? Wer sucht aus?

Das Ergebnis wird von Familie zu Familie anders aussehen – je nach Zahl und Alter der Kinder, ihren Vorerfahrungen und ihrem Temperament, dem Rhythmus des Familienlebens … Suchen Sie also bitte aus dem folgenden Baukasten heraus, was für Sie am besten passt:

  • Vor allem für den Anfang ist es hilfreich, den Gebetscharakter durch ein Kreuzzeichen zu Beginn und ein Segenskreuz zum Abschluss eindeutig zu markieren.
  • Um die Auswahl der Gebete und Lieder zu erweitern, bieten sich ein (gemeinsam gestalteter?) Symbolwürfel mit sechs Gebeten / Liedern oder Karteikärtchen zum Ziehen an.
  • Vor allem jüngere Kinder beten gern mit dem ganzen Körper. Es lohnt sich also, das eine oder andere mit Gesten begleitete Gebet einzuführen.
  • Einfache Gebete und Gesänge aus dem (Kinder-)Gottesdienst können die Gebetspraxis der Familie bereichern und eine Brücke zum Gemeindeleben schlagen.
  • Als individueller Baustein für das Abendgebet eignet sich ein Tagesrückblick mit Leitgedanken wie: Dafür möchte ich danken, darum möchte ich bitten, dafür möchte ich um Verzeihung bitten.
  • Was Kinder aktuell beschäftigt und belastet, können sie als Fürbitten formulieren: Ist jemand traurig? Hilfsbedürftig? Ungerecht behandelt? Krank? Gestorben? Für den Anfang brauchen sie dazu das Vorbild der Eltern, die dabei auch aktuelle Nachrichten aufgreifen können, die alle bewegen. Hilfreich sind auch vorgegebene Satzanfänge: „Guter Gott, ich denke an …“ oder „Jesus, ich bitte für …“. 
  • Bei Gebeten im Familienkreis kann jedes Kind einen kurzen Beitrag / eine Fürbitte beisteuern.

Ganz wichtig ist bei all dem die Devise „Learning by doing“ – Gebete müssen nicht perfekt sein. Nicht nur die Zähne,  auch alles andere, das noch wackelt, liegt in Gottes Hand.

Dieser Beitrag auf elternbriefe.de

„elternbriefe du + wir“ ist eine Initiative der katholischen Kirche. Mehr unter elternbriefe.de


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