Berufswahl

Warum junge Menschen heute Erzieherin, Lehrerin oder Sozialarbeiter werden

Wir haben mit einer Schülerin, einer Auszubildenden und zwei Studierenden gesprochen, weshalb sie sich für pädagogische Berufe entschieden haben und was sie motiviert.

veröffentlicht am 25.08.2022

Menschen helfen

Portrait Simon Baron

Als Trainer bei der Wasserwacht habe ich mit 16 zum ersten Mal Jugendliche angeleitet. In Theoriestunden und Zeltlagern haben wir Spiele und Kooperationsübungen genutzt, um den Teamgeist zu stärken. Ich habe damals gemerkt, dass es mir Spaß macht, Menschen zu helfen. Aber ich habe auch gemerkt, dass ich Menschen nicht nur helfen will, wenn sie fast ertrinken.

Mein Fachabitur habe ich deshalb im Bereich Sozialwesen gemacht und habe in dieser Zeit auch zwei Praktika gemacht. In der Grundschule bei meinem ersten Praktikum war es zwar cool, aber hauptberuflich ist das nichts für mich. Im zweiten Praktikum war ich im Jugendbüro bei uns in Burghausen, wo ich herkomme. Bei den Projekten dort habe ich festgestellt: Jugendarbeit ist anders und gefällt mir einfach besser.

Aktuell bin ich im Rahmen des Jahrespraktikums, das Teil meines Studiums ist, bei der Bahnhofsmission in München. Abgesehen vom Schichtdienst gefällt mir die Arbeit dort mit Wohnungslosen und allgemein Hilfesuchenden auch sehr. Deswegen bin ich noch unschlüssig, in welche Richtung es mich nach dem Studium zieht.

Für Benediktbeuern als Studienort habe ich mich unter anderem entschieden, weil ich von Freunden gehört habe, dass an größeren Unis 200 bis 300 Gesichter im Vorlesungssaal sitzen und man sich kaum kennt. Bei uns ist es einfach familiär, klein und wir sind untereinander gut vernetzt. Man läuft sich viel mehr über den Weg, nicht nur auf dem Campus und in Vorlesungen. Und man kennt sich einfach. Natürlich ist auch die Natur hier sehr attraktiv: Ich kann praktisch von der Haustür aus auf den Berg wandern oder in den Bach hüpfen.

Simon Baron, 22 Jahre, studiert in Benediktbeuern Soziale Arbeit.

 

Fortschritte begleiten

Portrait Lea Hager

Eigentlich wollte ich eine Lehre als Mechanikerin machen. Mein Papa und mein Bruder arbeiten auch in einem handwerklichen Beruf. Mir hat es immer schon gefallen, etwas mit den Händen zu machen. Aber es hat mir auch immer gelegen, mit kleinen Kindern zu spielen. Das ist auch meinen Eltern recht früh aufgefallen. Schon mit sieben war ich zum Beispiel auf Familienfeiern immer mit den Kleinen unterwegs.

Ausschlaggebend war aber ein Erlebnis mit dem damals drei- oder vierjährigen Sohn eines Arbeitskollegen meines Vaters. Er war ein relativ schüchternes Kind und hat sich nie zu Fremden getraut. Ich habe ihn einfach gefragt, ob er mit mir spielen möchte. Da ist er aufgestanden und hat gesagt, er geht mit. Das war für seine Eltern und auch meinen Papa sehr überraschend. Deshalb haben meine Eltern mich gefragt, ob ich nicht lieber die Ausbildung zur Kindergartenpädagogin machen möchte. In der Praxis im Kindergarten hat mir das dann so getaugt, dass ich dabeigeblieben bin. Ich bin froh, dass ich mich so entschieden habe.

Nach meiner Ausbildung will ich gerne in einer Krabbelstube arbeiten. Mir gefällt, dass man bei den Kindern in diesem Alter die Fortschritte richtig sieht. Du kriegst mit, wenn sie zu laufen anfangen, wenn sie selber das Wasser ins Glas einschenken können und selber mit dem Roller fahren können. Mir ist wichtig, dass die Krabbelstube einen großen Garten hat, in dem die Kinder möglichst viel entdecken können. Das gehört zum Großwerden dazu. Und auch, dass sie in eine Drecklatsche hüpfen und dreckig werden dürfen.

Lea Hager, 17 Jahre, macht eine Ausbildung zur Elementarpädagogin an den Don Bosco Schulen Vöcklabruck.

 

Gemeinschaft stärken

Portrait Christine Pietzner

In meinem aktuellen Job als Physiotherapeutin in einer Schule für Menschen mit Behinderung in München habe ich gemerkt, dass mir etwas fehlt. Ich arbeite unmittelbar mit Pädagogen und Erziehern zusammen. So kam mir der Gedanke, noch mal einen zweiten Beruf zu lernen. Ich arbeite gerne als Physiotherapeutin. Aber der Beruf ist begrenzt auf die Probleme, Strukturen und Funktionseinschränkungen von Menschen. Ich möchte mit Gruppen arbeiten, mit den Kindern vor Ort etwas machen, anstatt mich in Eins-zu-eins-Situationen auf ein Problem zu fixieren und anschließend zu sagen: „Wir sehen uns in einer Woche wieder.“

Seit 2020 studiere ich deshalb an der Katholischen Stiftungshochschule München berufsbegleitend Soziale Arbeit. Teil des Studiums ist auch ein längeres Praktikum, das ich in einer Einrichtung der Salesianer Don Boscos im Bereich Freizeit, Bildung und Sport mache. Zehn Monate lang bin ich für achteinhalb Stunden pro Woche im Salesianum München – neben meinem Job als Physiotherapeutin.

Ich mache dort unter anderem wöchentliche Angebote für die Jugendlichen verschiedener Wohngruppen, um die Gemeinschaft zu stärken. Wir haben zum Beispiel schon zusammen Brot gebacken, das wir dann mit Aufstrichen gegessen haben. Vor Kurzem ist der Wunsch nach einer Laufgruppe aufgekommen. Außerdem plane ich mit einer Kommilitonin, die ihr Praktikum ebenfalls im Salesianum macht, Wanderungen und eine Gesundheitswoche, bei der es um Ernährung, Sport und Entspannung geht. Die Jugendsozialarbeit kann ich mir für den Einstieg als Sozialpädagogin sehr, sehr gut vorstellen.

Christine Pietzner, 29 Jahre, studiert in München berufsbegleitend Soziale Arbeit.

 

Vorbild sein

Portrait Anna Neuwirth

Ich habe früh gemerkt, dass mir Büroarbeit gar nicht gefällt. Ich bin gerne umgeben von Menschen und vor allem von Kindern. Das wusste ich schon von klein an. Deshalb habe ich in der Oberstufe den Schwerpunkt Soziales und Pädagogik gewählt. Ich bin wirklich total froh über diesen Schwerpunkt. Es ist nicht das, was es immer gibt. Wir sammeln neben der Theorie auch viele praktische Erfahrungen.

Zusammen mit zwei Mitschülern bin ich auch Vertrauensschülerin für eine erste Klasse des Gymnasiums. Täglich gehe ich in einer Pause runter zur Klasse und beschäftige mich mit den Kindern. Sie erzählen, wenn der Tag gerade blöd war, oder manchmal auch gute Sachen vom Tag. Und wenn es mal Probleme gibt, dann bin ich auch dafür zuständig. Die kleineren Kinder kommen noch eher zu uns als zu den Lehrerinnen und Lehrern.

Ich habe selbst auch Vertrauensschüler gehabt, als ich noch in der ersten Klasse war. Damals dachte ich: „Wow, so möchte ich auch mal werden!“ Die Vertrauensschüler waren wirklich ein sehr großes Vorbild für mich.

Gerade haben wir ein Sozialprojekt in der Schule und ich bin deshalb zwei Wochen im Kindergarten. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, aber ich überlege eher, Volksschullehrerin zu werden, und informiere mich dazu. Mich interessiert daran besonders, dass ich den Kindern ­etwas beibringe und eine Bezugsperson bin. Ich möchte ein Vorbild sein, das ist mir sehr wichtig. Ich möchte, dass die Kinder wissen: Sie können bei mir so sein, wie sie sind.

Anna Neuwirth, 16 Jahre, ist Schülerin am Don Bosco Gymnasium Unterwaltersdorf.


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