Erstes Kind

Ich bin schwanger! Eine junge Mutter spricht über Schwangerschaft und Geburt

Während ihrer ersten Schwangerschaft und der Geburt ihrer Tochter erlebt Marija Grbesa eine Explosion der Gefühle. Hier erzählt sie von dieser besonderen Zeit. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.

veröffentlicht am 21.01.2022

Zu gerne hätte ich mein Gesicht gesehen, als mein Frauenarzt die Schwangerschaft freudig bestätigte: „Sie bekommen ein Kind.“ Es war wohl ein Mix aus Überraschung, Angst, Freude und einer Welle von Fragen, die sich in mir breit machte. Eine echte Gefühlsexplosion.

Es war keine geplante Schwangerschaft. Mein Partner und ich waren erst ein Jahr zusammen. Natürlich hatten wir über das Thema Kinder bereits gesprochen und konnten uns gemeinsame Kinder in der Zukunft vorstellen. Aber jetzt schon? Sind wir schon so weit? Bin ich dafür bereit? Kann unsere Beziehung so viel Verantwortung standhalten? Und was ist mit meinem Job? Wird ein Kind mich überfordern? Wie wird sich mein Leben verändern? Und: Kann ich mit dieser Veränderung leben?

Freude und Zweifel wechseln sich ab

Mein Partner freute sich für uns. Er nahm sich viel Zeit, um mit mir über meine Sorgen und Ängste zu sprechen. Er unterstützte mich vor allem in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft, in denen ich starke Übelkeit hatte und mich nur erschöpft, kraftlos und müde fühlte. Ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt. Wie sollte ich mich denn freuen, wenn ich den ganzen Tag nur damit beschäftigt war, mich nicht zu übergeben? Ich hatte ein schlechtes Gewissen meinem Baby gegenüber. Nicht nur, weil ich mich nicht freute. Auch, weil ich so viele Zweifel und Ängste hatte. Doch mein Partner, meine Familie und selbst mein Arbeitgeber zeigten viel Verständnis. Alle unterstützten mich, wo sie nur konnten.

Am Anfang der Schwangerschaft fühlte ich mein Baby noch nicht. Aber ziemlich beeindruckt war ich von dem, was mein Körper da leistete und wie schnell er sich veränderte. Nicht nur, dass er plötzlich die „ungesunden Sachen“ ganz von allein filterte und ich Kaffee und Cola, die vorher zu meinen „Lebenselixieren“ gehört hatten, schon von Weitem als unangenehmen Geruch empfand. Ich nahm meinen Körper, meine Instinkte und mich nun viel bewusster wahr. Plötzlich war ich total sensibel und feinfühlig. Gleichzeitig fühlte ich eine Kraft wie nie zuvor. Mein Beschützerinstinkt war unendlich groß: Ich hörte und konzentrierte mich voll auf mich und meinen Körper und das kleine Lebewesen in meinem Bauch.

Als die Übelkeit verschwand, begann ich, mich auf mein neues Leben zu freuen. Meine Schwangerschaft verlief sehr unkompliziert. Die Ultraschalluntersuchungen wurden zu meinen Lieblingsterminen. Ich mochte es, andere schwangere Frauen zu treffen und mich auszutauschen. Als ich die Bewegung meiner Tochter das erste Mal spürte, wurde das Schwangersein noch viel realer und greifbarer. Die Vorstellung, Mama zu sein, kam näher.

Wie umgehen mit der Angst vor der Geburt?

Am Abend, wenn wir zur Ruhe kamen, begannen wir, uns  mit unserer Tochter zu unterhalten, streichelten oft meinen Bauch und spielten ihr die Spieluhr immer wieder vor, um ihr zu zeigen: „Wir sind da  und erwarten dich sehnlichst.“ Es wurde ein Ritual während meiner Schwangerschaft und ich liebte es.

Aber je öfter ich mein Baby im Bauch spürte, umso öfter kam auch die Angst vor der Geburt. Die körperlichen Einschränkungen aufgrund der riesigen Kugel, die ich irgendwann vor mir herschob, machten mir Sorgen im Hinblick auf die Geburt. War ich fit genug? Im Geburtsvorbereitungskurs lernte ich, wie es im besten Fall ablaufen könnte. Aber das nahm mir nicht die Angst. Also entschied ich, es mit Yoga und Meditation zu versuchen. Dadurch lernte ich meinen Körper und mich neu kennen. Ich hatte das Gefühl, eine Verbindung mit meinem Inneren aufbauen zu können – und zugleich mit meinem Baby. Schließlich mussten wir als Team die Geburt meistern. Die Übungen und Gedankenreisen entspannten mich und meinen Körper. Sie halfen mir, die schlechten Gedanken wegzuschieben.

Die letzten zwei Wochen vor der Geburt waren wohl die längsten zwei Wochen meines Lebens. Mein Nestbautrieb hatte seinen Höhepunkt erreicht. Alles war vorbereitet: das Babyzimmer, die Babykleidung, die Krankenhaustasche … Ich fühlte mich bereit, voller Vorfreude und fieberte dem Geburtstag meiner Tochter entgegen.

Vertrauen in die eigene Kraft

Meine Mutter sagte mir in der Schwangerschaft oft: Hab Vertrauen. In dich, in Gott und in deine Tochter. Du wirst dich noch wundern, was du alles schaffen kannst. Und genauso war es. Als die Wehen einsetzten, war ich anfangs erstaunt, da ich mir den Schmerz viel heftiger vorgestellt hatte. Etliche Stunden im Kreißsaal vergingen. Auch wenn die Schmerzen zu ertragen waren, war ich erschöpft und kraftlos. So wie bei den Meditationen, tauchte ich mit meinen Gedanken immer wieder in mich selbst ab.  Als die Wehen ihren Höhepunkt erreicht hatten und ich dachte, ich würde es nicht schaffen, spürte ich wieder eine unbeschreibliche „innere Kraft“. Ich hatte nur ein Ziel: meine Tochter jetzt so schnell wie möglich in den Armen zu halten.

Mein Körper hatte plötzlich Superkräfte, von denen ich bis dahin nichts wusste. Die Gefühlsexplosion war wieder da. Schmerzen, Erschöpfung, Erleichterung, Stolz und ein unbeschreibliches Gefühl von Liebe und Verbundenheit. Oft wurde mir dieser Moment der Geburt beschrieben. Die Realität war noch viel schöner als alle meine Vorstellungen. Nicht nur meine wunderschöne kleine Tochter war geboren, auch eine Mama war geboren und unsere gemeinsame Reise konnte endlich beginnen. Nie wieder zweifelte ich daran, etwas anderes sein zu wollen als die Mutter meiner Tochter.

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