Alleinerziehende

Schwanger und alleine

Schwanger und der Vater will das Kind nicht – eine große Herausforderung. Was Müttern in dieser Situation hilft und wo sie Unterstützung finden. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.

veröffentlicht am 24.07.2020

Nicht jede Mutter hat das Glück, einen verlässlichen Partner an ihrer Seite zu haben. Viele erleben schon früh in der Schwangerschaft, wenn sie den werdenden Vater über das bevorstehende „freudige Ereignis“ informieren, eine bodenlose Enttäuschung: Er will das Kind nicht oder „jetzt noch nicht“. Was nun?

Die Aussicht, allein für ihr Kind verantwortlich zu sein, stellt jede Frau vor eine große Herausforderung. Und gerade in den ersten Wochen nach der Geburt spüren viele, wie sehr sie bei der Fürsorge für das Baby manchmal an ihre Grenzen stoßen. Die „glück­lichen“ Mütter, die im Wehenzimmer der Geburts­klinik zusammen mit ihrem Mann die Ankunft ihrer Babys erwarten, machen ihnen das eigene Alleinsein erst recht bewusst. Und wie schön wäre es, das Kind einfach mal dem Vater in die Arme drücken und den versäumten Nachtschlaf nachholen zu können!

Vielleicht überlegt er sich's noch?

Verständlich also, dass viele Frauen die leise Hoffnung hegen: Wenn das Kind erst da ist, überlegt er sich’s vielleicht noch. Im Interesse von Kindern ist es auf jeden Fall, ihre Wurzeln zu kennen. Warum also nicht dem Vater nach der Geburt ein Foto des Kleinen zuschicken und ihn damit einladen, doch eine Beziehung zu ihm aufzubauen? Nicht unbedingt in einer „richtigen“ Familie, aber wenigstens so, dass er die Vaterschaft anerkennt und die Mutter unterstützt, den Alltag mit dem Kind zu meistern?

Für manche Frau bleibt so viel Einvernehmen jedoch ein Traum. Denn der Vater ihres Kindes möchte es am liebsten verdrängen und weigert sich sogar, Unterhalt zu zahlen. Andere fordern zwar das Sorgerecht und den Kontakt zu dem Baby ein, aber die Mutter fürchtet, dass dieser Umgang dem Kind nicht guttut. Warum auch immer: Oft entwickelt sich daraus ein Machtkampf, der allen das Leben schwer macht.

Umso wichtiger, dass Alleinerziehende sich um ein tragfähiges Netzwerk bemühen.

  • Seelischen Rückhalt und praktische Hilfe im Alltag bieten oft die eigenen Eltern, Geschwister und Freundinnen. Bei angeschlagenen Eltern-Kind-Beziehungen eröffnet die Geburt eines Enkels oft die Chance zu einem Neuanfang!
  • Das Jugendamt hilft, Ansprüche auf Unterhalt durchzusetzen oder zahlt Unterhaltsvorschuss und kann Streitigkeiten um Besuchsrechte durch „begleiteten Umgang“ entschärfen.
  • Hilfe bei Problemen aller Art leisten Schwangerschaftsberatungsstellen und Netzwerke „Frühe Hilfen“ (mehr Infos im Elternbrief 01 im Beitrag „Wir sind nicht allein“)
  • In Selbsthilfegruppen (zum Beispiel beim Verband alleinerziehender Mütter und Väter VAMV) finden Frauen Anschluss und Tipps von erfahrenen „Kolleginnen“.
  • Bei Erziehungsberatungsstellen können Mütter ihre Enttäuschung über unwillige Väter „ablassen“ und erfahren, wie sie die Kommunikation und Zusammenarbeit auf Eltern-Ebene verbessern können.

Entscheidung für das Kind kann unverhoffte Kräfte wecken

Zusätzlich ermutigen kann Frauen eine Erfahrung, die viele schon als Schwangere gemacht haben: Die Entscheidung, das Kind „trotzdem“ zu bekommen und notfalls allein großzuziehen, kann unverhoffte Kräfte wecken. Die ersten zarten Bewegungen im Bauch und die tiefen Blicke und das Lächeln, mit denen das Neu­geborene seine Mutter begrüßt, stärken ihre Entschlossenheit: Für dich werde ich mein Bestes geben!

Dieser Beitrag auf elternbriefe.de

„elternbriefe du + wir“ ist eine Initiative der katholischen Kirche. Mehr unter elternbriefe.de


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