Aufklärung
Mutter-Tochter-Gespräche über die Periode: In der Regel alles klar?
Die Bloggerin Daniela Gaigg will den weiblichen Zyklus enttabuisieren. Wer ohne Scham und unverkrampft über die Menstruation redet, trägt wesentlich dazu bei, dass Mädchen die Blutung als ganz normalen körperlichen Vorgang erleben.
veröffentlicht am 25.04.2023
Als Mama von zwei Mädchen ist das Thema „Menstruation“ oft präsent. Mit den ersten Aufklärungsbüchern wurde bei uns auch recht schnell offen und ehrlich über die Regelblutung gesprochen. Ich habe das Menstruationsthema wenig aktiv angesprochen, sondern immer auf Fragen so lange geantwortet, bis keine mehr kamen, und dann war das meist erst wieder ein paar Wochen oder Monate später präsent.
Ich finde es wichtig, den weiblichen Zyklus komplett zu enttabuisieren – mehr noch, wir Frauen haben die große Chance, mit der Energie unserer Hormone zu leben, statt gegen sie anzukämpfen oder uns dafür zu schämen. Damit das gut gelingt, ist es wichtig, Kindern (Mädchen und Buben gleichermaßen) frühzeitig die aufkommenden Fragen zu beantworten und ihnen so einen komplett natürlichen Zugang zum eignen Körper zu ermöglichen.
Fragen offen und ehrlich beantworten
Im Gespräch stellt sich rasch heraus, wie viel das Kind gerade wissen will, und genau das versuche ich, zu beantworten. Um den 10. Geburtstag herum war die erste Menstruation sehr präsent und wir haben häufig darüber gesprochen. Ich habe meine Tochter viel erzählen lassen und so gemerkt, wie es für sie immer normaler wurde. Wir sind dann zusammen in den Drogeriemarkt gegangen und ich habe ihr eine Auswahl an dünnen Einlagen und ein kleines Täschchen besorgt, das sie jetzt verwenden kann.
Leider stehen immer noch viele junge Mädchen ihrer Menstruation negativ gegenüber oder empfinden Scham dabei. Meine Tochter erzählte von einem Ereignis in der Schule, als eine ihrer Freundinnen extrem heimlich versuchte, sich eine Binde zu borgen, weil sie von ihrer Blutung überrascht wurde. „Ich verstehe nicht, warum einem das peinlich sein sollte“, erzählte meine Tochter – und weiter, dass „die Jungs sowieso über alles lachen“. Und auch, dass sie in der Schule im Sexualkunde-Unterricht nicht wirklich davon gesprochen haben.
Durch Aufklärung eine Zukunft mit Gleichberechtigung ermöglichen
Da die Aufklärung in der Schule immer noch nicht behutsam genug und umfassend stattfindet – bzw. man sich darauf nicht verlassen kann – ist eine gute Gesprächsbasis zum eignen Kind extrem wichtig. Das gilt im Übrigen auch für die Buben! Wenn wir für unsere Mädchen eine Zukunft mit Gleichberechtigung wollen, können wir den wichtigen Aspekt der Verhütung und das dafür notwendige Wissen rund um den weiblichen Körper und die wundervollen biologischen Vorgänge nicht unwissend lassen. Es liegt also nahezu ausschließlich bei uns Mamas, die Kinder dahingehend offen zu begleiten, indem wir unsere eigenen Erfahrungen schildern.
Ich sehe es als meine Verantwortung, meinen Töchtern die Angst vor Blut zu nehmen, und finde ehrliche Aufklärung sehr wichtig.
Die erste Regelblutung sollte schon vorher als ein Anlass zur Freude kommuniziert werden und nicht als Schreckensmoment. Vielleicht freut sich die Tochter dann über ein kleines Fest in Form vom Lieblingsessen oder Kino. Von all zu viel Esoterik, Ritualen oder ähnlichem rate ich ab, das verunsichert eher.
Ich versuche, sie natürlich daran teilhaben zu lassen, wie ich meinen Zyklus gerade erlebe und auch welche Schwankungen für mich spürbar sind – und wie ich im Alltag damit umgehe.
Meine Buchtipps zum Thema
„Mut zum Blut“ von Chella Quint (Zuckersüß Verlag, € 24,90)
„Lina, die Entdeckerin“ von Katharina Hotter, Lisa Charlotte Sonnberger, Flo Staffelmayr (Achse Verlag, € 22,00)