Elternrolle
Was Väter mit der Menstruation ihrer Tochter zu tun haben
Der Journalist, Blogger und Familienvater Markus Stegmayr hat das Thema „Menstruation“ nicht allein seiner Frau überlassen. Ihm war es vor allem wichtig, dass seine Tochter ihren Körper lieben lernt und sich als etwas Einzigartiges begreift.
veröffentlicht am 25.04.2023
Wir hatten genügend Zeit, uns darauf vorzubereiten. Unsere Tochter (mittlerweile fast 15) natürlich auch. Wir hatten ihr vorab, von uns mit Gesprächen und Hinweisen begleitet, frühzeitig Bücher zum Thema gegeben. Sie wusste also Bescheid. Dennoch kam „es“ auch ein wenig überraschend.
Überraschend und zudem mit vielen unterschiedlichen Fragen verbunden. Grundlegende Dinge, etwa die Verwendung von Binden und/oder Tampons, mussten noch einmal genau erklärt werden. Damit man aus dem theoretischen Trockentraining zum ganz handfest-praktischen Tun hingelangt.
Diesen handfesten Schritt hat meine Frau mit ihr gemacht. Als Mann wäre ich mir in dieser Sache wenig kompetent vorgekommen, fast schon übergriffig. Unsere Tochter hätte es wohl auch nicht gewollt. Es gibt nämlich für mich „Frauendinge“, die vor allem in Körperfragen schlagend werden. In dieser Sache war, davon bin ich immer noch überzeugt, Diskretion wichtig.
Körperliche Tatsache und symbolischer Übergang
Wenn man es so will: Die Menstruation als weiblich-körperliche Tatsache war mir in ihrer Körperlichkeit und in ihrer Faktizität gar nicht so wichtig. Wichtiger war mir, was damit symbolisch einhergeht, nämlich der Übergang vom Kind zur jungen Frau. Mit der Menstruation geht nämlich nicht nur dieses sich monatlich wiederholende „Ritual“ einher, sondern eben auch Verantwortung, Veränderung, Transformation.
Was dabei für mich ganz entscheidend war: Sie sollte ihren Körper, der jetzt den vielleicht größten Veränderungsprozess ihres Lebens durchmachen würde, nicht nur akzeptieren, sondern vollends annehmen und bestenfalls bedingungslos lieben.
Sie sollte heranreifen als junge Frau, als selbstbestimmte Frau, als zunehmend sexuelles weibliches Wesen, das seine Bedürfnisse, seinen Wert und seine Wünsche kennt und auch formulieren kann. Die Menstruation steht nämlich für so vieles: Es ist die Tatsache, dass ihre Weiblichkeit jetzt langsam zur vollen Blüte gelangt. Es ist das nicht zu leugnende Faktum, dass sie die Menstruation ganz wesentlich von der Männerwelt unterscheidet und damit auch zu etwas ganz Besonderem macht.
Weder Schwäche noch Makel, sondern etwas Einzigartiges
Das glaube ich ihr zweifelsfrei mit auf den Weg gegeben zu haben: Die Menstruation, die einmal im Monat ihren Körper zwar tendenziell schwächt und zu Beschwerden führen kann, ist kein Mangel, keine Schwäche, kein Makel. Es ist das, was sie unterscheidet, zu etwas Einzigartigem macht, das sie heraushebt.
Das versuche ich, als Vater auch im Alltag zu leben. Ich versuche, tolerant zu sein, wenn es während ihrer „Tage“ mal nicht so gut geht und dementsprechend die Teenie-Laune absolut im Keller ist. Ich versuche, tolerant zu sein, wenn sie diesbezüglich mehr Freiraum als sonst braucht. Ich versuche, nicht launig oder befehlend zu sein, wenn sie ihre Hygieneartikel nicht wirklich adäquat wegräumt.
Sprich: Es soll so normal wie möglich vonstattengehen. Weil es ja auch ganz normal ist, zu ihrem Weiblich-Sein absolut dazugehört. In den Gesprächen darüber mit ihr habe ich und liefere ich mehr die „philosophisch-theoretische“ Ebene, meine Frau gibt ihr ganz handfeste Tipps und Hinweise. So ist die „Arbeitsteilung“ für uns perfekt und unsere Tochter kann gut heranwachsen und sich so entfalten, wie sie es für sich für richtig hält.