Resilienz fördern

Was Familien stark macht

Wie erleben Familien die Corona-Krise? Und wie kommen sie mit Hilfe von Resilienz gut durch die Wintermonate? Ein Gespräch mit Sozialpädagogin und Familientherapeutin Bettina Brockmann.

veröffentlicht am 12.10.2020

Frau Brockmann, wie hat die Corona-Krise das Familienleben beeinflusst – im positiven oder negativen Sinne?
Einige Familien, die vor der Corona-Krise Probleme hatten, haben den Lockdown als Erleichterung erfahren, weil der Alltagsstress wegfiel. Viele haben das entschleunigte Zusammensein genossen, wieder mehr zusammen unternommen oder gespielt und sind einander nähergekommen. Andere fühlten sich überlastet, weil alle aufeinanderhockten und die gewohnten Strukturen wegbrachen. Vor allem Mütter erlebten eine Mehrfachbelastung durch Homeoffice und Homeschooling. Oft verstärkte sich die klassische Rollenverteilung, obwohl der Vater im Homeoffice saß. Auch die Gewalt in Partnerschaften nahm in dieser Zeit zu. Hinzu kamen finanzielle und berufliche Ängste, die wohl auch in Zukunft noch eine große Rolle spielen werden.

Wie kann Resilienz Familien helfen?
Familien kommen besser durch solche Krisenzeiten, wenn sie sich auf gemeinsame Stärken besinnen und überlegen, welche Probleme sie schon gemeistert haben. Eltern sind immer Vorbilder für ihre Kinder, deshalb ist es gut, wenn sie für sich einen positiven Umgang mit der Situation finden, sich zur Not auch Hilfe suchen. Im besten Fall schweißt eine solche Krise die Familie enger zusammen und macht sie resilient, um künftige Herausforderungen angehen zu können.

Wie können Familien in den kommenden Monaten am besten mit der Corona-Situation umgehen?
Sie können überlegen, was ihnen wichtig ist und welche Erkenntnisse und Erfahrungen sie bisher in der CoronaKrise gesammelt haben. Auch mit Blick auf einen möglichen weiteren Lockdown kann man überlegen, was beim ersten Mal schwierig war und wie man es besser machen kann, aber auch, was gut gelungen ist. Denn darauf kann man aufbauen. Dass wir uns an die Corona-Vorgaben halten konnten, zeigt, wie anpassungsfähig wir sind. Auch dieses Wissen kann Familien Kraft geben. Zugleich schafft es Zuversicht, sich vor Augen zu führen, dass die Krise vorbeigehen wird. Vielen hilft es auch, den Blick nach außen zu lenken und zu schauen, ob andere Unterstützung brauchen. Denn etwas Sinnvolles zu tun, gibt ein gutes Gefühl. Und schließlich ist es sehr wichtig, für sich selbst zu sorgen, Stress abzubauen, etwa durch Bewegung und Entspannung. Ein Spaziergang an der frischen Luft kann guttun und Distanz schaffen.

Porträt Bettina Brockmann

Bettina Brockmann ist Sozialpädagogin und Systemische Paar- und Familientherapeutin. In der Krisenberatungsstelle Münchner Insel berät sie Menschen in familiären und persönlichen Krisen. Zudem bietet sie Weiterbildungen für Erzieherinnen und Erzieher zum Thema Resilienz an und ist Expertin im Hörfunk für familienbezogene Fragen.


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