Austausch

Was tun, wenn das Kind fragt, ob es das Christkind gibt?

In der Schule des Sohnes wird heftig diskutiert, ob es das Christkind gibt oder nicht. Das Kind ist verunsichert und wendet sich an die Eltern. Wie jetzt am besten reagieren? Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.

veröffentlicht am 02.12.2022

„Unser Sohn Finn kam neulich aus der Schule (1. Klasse) zurück und erzählte, es habe dort eine heiße Diskussion darum gegeben, ob die Kinder an das Christkind glauben oder nicht. Dann erklärte er uns, wie er das Christkind verteidigt habe. Sein Freund Paul fand das wohl kindisch, da er an gar nichts glaubt. Im Moment scheint das für Finn völlig in Ordnung zu sein, aber mich hat es verunsichert. Sollte ich etwas unternehmen?“
Lina, 29 Jahre

Ihr Sohn glaubt an das Christkind – und dass einige seiner Mitschüler*innen andere Vorstellungen haben, scheint kein Problem für ihn zu sein. Mehr noch: Er ist offenbar stolz darauf, das Christkind verteidigen zu können. Das hört sich so an, als ob für Ihren Sohn alles okay ist. Also können Sie es unbesorgt dabei belassen, sofern Finn keine weiteren Fragen zu dem Thema hat. Für (einige, nicht alle) Kinder seines Alters existiert durchaus noch der Glaube an magische Dinge. Nach und nach lässt dies dann nach.  

Ansprechen oder nicht?

Wichtig ist, ihn weiterhin aufmerksam im Blick zu behalten. Ändert sich sein Verhalten, ist er grüblerisch, zweiflerisch oder traurig, wenn es um das Weihnachtsthema geht, fragen Sie behutsam nach, was ihn beschäftigt. Geben Sie dabei seinen Gedanken und Vorstellungen genug Raum. Kinder signalisieren meist sehr deutlich, ob sie über ein Thema sprechen wollen oder nicht. Und sie äußern auch, wann es ihnen genug ist.  

Fantasie und Realität

Übrigens: Viele Erwachsene, die als Kinder an das Christkind (oder an den Weihnachtsmann) geglaubt haben, geben diese Fantasievorstellung an ihre eigenen Söhne und Töchter weiter. Befragungen  zufolge kann sich die Mehrzahl von ihnen nicht mehr bewusst daran erinnern, wann ihnen dieser „Kinder-Glaube“ abhanden gekommen ist. Entscheidend ist: Die Symbolgestalten dürfen keinen strafenden Charakter bekommen. Drohungen wie: „Der Weihnachtsmann sieht alles, was du gemacht hast!“ oder: „Wenn du nicht brav bist, bringt das Christkind dir keine Geschenke“ sollten tabu sein.  

Fragen und philosophieren

Wenn Ihr Sohn – wann auch immer –  mit Ihnen darüber sprechen will, ob es das Christkind gibt oder nicht, ist es hilfreich, eine fragende Haltung einzunehmen. Anders als bei Wissensfragen, die eine klare Antwort brauchen (zum Beispiel, wie weit der Mond weg ist), geht es bei Glaubensfragen eher darum, miteinander zu philosophieren. Um zu verstehen, was Finn zum Thema Christkind fühlt und denkt, können Sie im Laufe eines Gesprächs darüber beispielsweise folgende Fragen anbringen:

  • Wie stellst du dir das Christkind vor?
  • Wen kennst du, der oder die an das Christkind glaubt?
  • Und was denken diese Kinder über das Christkind?
  • Was wäre, wenn es das Christkind nicht mehr gäbe?
  • Was magst du an Weihnachten?  

Nachdenken und erzählen

Ein solches Gespräch fordert auch uns als Erwachsene heraus, uns Gedanken zu machen und einen eigenen Standpunkt zu finden: Erzählen Sie Ihrem Sohn also auch, was das Christkind für Sie bedeutet, was es für Sie symbolisiert und wieso es für Sie zu Weihnachten dazugehört. So kann ein spannender Austausch entstehen.

Sabine Maria Schäfer, Erziehungsberaterin, systemische Familientherapeutin und „Kess-erziehen“-Kurs-Referentin

Dieser Beitrag auf elternbriefe.de

„elternbriefe du + wir“ ist eine Initiative der katholischen Kirche. Mehr unter elternbriefe.de


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