Gespräch
Zuhören wie Momo
Angst, Ärger, Neid, Trauer – manchmal brauchen Kinder Hilfe dabei, ihre Gefühle zu sortieren. Dann ist es gut, wenn die Eltern sie ernstnehmen und aktiv zuhören. Ein Beitrag unseres Kooperationspartners „elternbriefe“.
veröffentlicht am 29.09.2023
„Sie konnte so zuhören, dass ratlose oder unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten … Oder dass unglückliche und bedrückte zuversichtlich und froh wurden.“ So zuhören zu können wie die kleine Titelheldin in Michael Endes Roman Momo: Das wäre für Eltern (und ihre Kinder) eine traumhafte Vorstellung.
Zuallererst müssten sie sich dazu die spontanen Reaktionen verkneifen, die sich im Alltag oft aufdrängen, wenn Elena zum Beispiel mosert: „Frau L. ist doof. Ich geh’ nicht mehr zur Flötenstunde!“ „Natürlich gehst du. Wir haben die Stunden doch schon bezahlt!“ Oder: „Hast du wieder nicht geübt?“ Bei solchen Reaktionen fühlen Kinder sich nicht ernst genommen, unverstanden, allein gelassen. Eltern müssen ihren Kindern auch nicht – das andere Extrem – gleich alles abnehmen („Ich rede mal mit Frau L.!“). Vielmehr brauchen sie Hilfe, ihre Gefühle zu sortieren und selbst Lösungen für ihr Problem zu finden. Genau das, versichern Fachleute für Kommunikation, bewirkt verständnisvolles „aktives“ Zuhören.
Aktives Zuhören
Das gehört dazu:
- die eigene Arbeit unterbrechen, sich dem Kind zuwenden
- seine Stimmung aufgreifen (Eine hilfreiche Reaktion auf Elenas Eröffnung wäre zum Beispiel: „Du bist ja richtig sauer. Was ist denn passiert?“)
- offene Fragen stellen, die zum Erzählen einladen (keine Ja / Nein- und Warum-Fragen – „Willst du mal erzählen?“ „Du überlegst also … ?“)
- ab und zu zusammenfassen („Frau L. hat also …“)
- seine Gefühle klären („Warst du da … ?“ „Das hört sich so an, als ob du dich … gefühlt hast.“)
- nach seinen Wünschen und Lösungs-Ideen fragen
- gemeinsam überlegen, ob sie wirklich zum Ziel führen oder vielleicht unerwünschte Wirkungen haben
- eigene Vorschläge möglichst zurückhalten
Alle Gefühle sind erlaubt
Es fällt nicht immer leicht, dem eigenen Kind unerfreuliche Gefühle wie Ärger, Neid, Angst oder Trauer zuzubilligen. Doch es geht darum, die Welt durch seine Brille zu sehen, und ihm dann zu helfen, akzeptables und hilfreiches Verhalten zu entwickeln. Alle Gefühle sind erlaubt, aber nicht jedes Verhalten.
Keine Frage: So miteinander zu reden, erfordert Zeit und Geduld. Manchmal, wenn sie selbst unter Druck stehen, muten Eltern ihren Kindern deshalb besser zu, kurz zu warten, und verschieben das Gespräch auf später. Aber der Aufwand lohnt sich. Aktives Zuhören festigt die Eltern-Kind-Beziehung, stärkt das Selbstvertrauen der Kinder und hilft ihnen, auch mit anderen Menschen besser auszukommen.
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