Dabei sein
Ein Handy unterm Weihnachtsbaum – das unerwünschte Geschenk
Die zehnjährige Tochter unserer Autorin wird dieses Jahr zu Weihnachten ein Smartphone bekommen. Keine große Sache? Oh doch! Denn die Mama hadert sehr mit der Entscheidung – und sieht doch keine andere Möglichkeit.
veröffentlicht am 02.12.2024
In drei Wochen ist es so weit: Weihnachten! Ein besonderes Fest, denn meine Tochter wird ihr erstes eigenes Handy bekommen. Es ist ihr sehnlichster Wunsch. Seit Wochen! Ich wiederum tue mich schwer damit, denn ich meine, diese Geräte kommen viel zu früh in das Leben unserer Kinder.
Christina ist gerade mal zehn Jahre auf dieser Welt. In vielen Momenten verhält sie sich noch wie ein Kind: unbedarft, spontan, neugierig und manchmal auch wahnsinnig albern. Gut so! Sie darf gerne zwischen den Stofftieren und der Straßenmalkreide in ihrer rosa Barbiewelt versinken. Die Realität kommt noch früh genug.
Australien verbietet Social Media für Kinder unter 16
Ginge es nach mir, würde sie auch in den nächsten Jahren kein Smartphone haben. Warum auch? Es gibt in – wohlgemerkt unserem (!) – Alltag weder für die Schule noch für die Freizeitplanung einen wirklichen Grund für ein Handy. Eher im Gegenteil: Ihr Gymnasium hat erst im Sommer eine neue Hausordnung erlassen, demnach Handys nicht mehr erwünscht sind. Vor wenigen Tagen zog der Schulleiter begeistert ein erstes Fazit: Die Kinder würden in den Pausen wieder miteinander spielen. Ach guck!
Nahezu zeitgleich vermeldet Australien, dass die Regierung Kindern unter 16 die Nutzung von Social Media-Plattformen gesetzlich verbietet. Meine Interpretation dazu: Offensichtlich hat man auch hier erkannt, dass die Kleinsten unter uns mit diesen Bilderfluten nicht gut zurechtkommen und erst ein gewisser Grad von Lebenserfahrung vorhanden sein sollte, bevor man sich in den digitalen Welten mitsamt ihren Filtern und Fake News bewegt.
Die Gesellschaft hat entschieden
Warum also wird Weihnachten trotzdem ein Handy für meine Tochter unter dem Baum liegen? Weil es zum ersten Mal in den zehn Jahren meiner Erziehung wirklich nicht um mich und meine Vorstellungen geht. Die Gesellschaft, in der wir leben, hat entschieden: In ihrer Klasse gibt es nur noch zwei Kinder ohne Handy. Auch in ihrer Tanzgruppe ist Christina die Einzige ohne Smartphone in der Hosentasche.
Rede ich mit den Eltern, ernte ich nur Achselzucken. Es sei halt so, sagen viele, die sich bei der Handy-Frage ebenfalls gegängelt fühlen. „Sei froh, dass ihr noch kein Handy habt! Bei uns wird jeden Tag diskutiert!“, höre ich eine Mutter klagen, deren Zehnjährige schon jetzt freien Zugriff auf alle gängigen Social Media-Kanäle hat.
Was zum Geschenk dazugehört: eine Kindersicherung, ein Vertrag und Gespräche
Ich möchte keine täglichen Diskussionen in meiner Familie. Und ich möchte meine Tochter nicht zur Außenseiterin machen. Also wird zur Bescherung ihr großer Wunsch in Erfüllung gehen – aber nicht einfach so! Neben Panzerglas und Handyhülle wird es eine Kindersicherung, einen Vertrag zur Nutzung des Geräts und noch so manches Aufklärungsgespräch geben. Auch für sie gilt damit: Manchmal liegen halt auch Sachen auf dem Gabentisch, die man sich nicht gewünscht hat...