Endspurt
Grundschul-Finale – und was kommt dann?
Die ersten Schuljahre von Stefanie Kortmanns Tochter waren geprägt von der Corona-Pandemie. Jetzt beginnt die vierte Klasse und damit die Frage, wie es danach weitergeht. Unserer Autorin geht das alles viel zu schnell.
veröffentlicht am 05.07.2023
In wenigen Wochen startet für meine Tochter das letzte Jahr in der Grundschule. Grundschule, so war meine Vorstellung, unterteilt sich gefühlt in die Phase der Einschulung, die Phase der Erstkommunion und schließlich die Zeit, in der es um die Frage geht, welche Schule die nächste sein wird. „Unsere“ Schulkarriere aber hatte noch zwei weitere Kapitel: die Zeit mit und ohne Corona. Unser Schulstart war speziell, in Teilen chaotisch und hoffentlich – mit Blick auf die kommenden Generationen – absolut einmalig.
Die Pandemie begleitete uns von Tag eins an. Das obligatorische Foto zur Einschulung ist ein schlecht beleuchtetes Bild, auf dem 29 Kinder mit maximalem Abstand auf ihren Plätzen verstreut im Klassenzimmer sitzen. Meine Tochter ist, wie viele Kinder, aus der Entfernung gar nicht zu erkennen. Geradezu symbolisch steht diese Aufnahme für die ersten beiden Schuljahre: Aufgrund der ungewissen Situation herrschte wenig Durchblick und wer links oder rechts neu ins Leben trat, war lange unklar, denn eine Klassengemeinschaft konnte zwischen Wechselunterricht und Online-Lernen gar nicht entstehen.
Endlich wieder Ausflüge und Klassenfahrten
Auch wir Eltern, die wir während der Pandemie vielfach gefordert waren, blieben uns fremd, weil ein persönlicher Austausch so gut wie nicht stattfand. Das ist schade, denn eigentlich bietet die Kindergarten- und Grundschulzeit sehr gute Vernetzungsmöglichkeiten. Für unsere Jahrgänge aber trifft das nicht zu. Schulanfang und Pandemie, so das Fazit heute, das passte weder bei den Kleinen noch bei den Großen zusammen.
Deutlich wird das auch, wenn die Schule jetzt wieder Angebote außerhalb des Lehrplans organisiert. Ausflüge, AGs, Sportveranstaltungen, Klassenfahrten – manche bewerten das als überflüssig. Meine Erfahrung aber ist, dass genau diese Veranstaltungen wichtig sind, weil hier Gruppen- und Leistungshierarchien eingerissen werden und so Kinder aufblühen können, die sich im klassischen Schulalltag schwer tun. Um eine Gemeinschaft zu bilden, sind solche Erfahrungen unverzichtbar. Wie gut, dass sich das Schulleben normalisieren konnte und die Kinder doch zueinander fanden!
Auf Sicht fahren
Wie geht es nun weiter? Gefühlt viel zu schnell – natürlich – sind wir an dieser Frage angekommen. Schon jetzt kreisen die Gedanken um die Wahl nach der passenden weiterführenden Schule. Ein gutes Zeugnis soll her, so ist der Wunsch, der in den Familien mehr oder wenig offen ausgesprochen wird, damit, wenn möglich, der Sprung auf das Gymnasium gelingt. Auch bei uns ist das ein Thema, dabei finde ich die Aufteilung der Kinder in so jungen Jahren grundsätzlich falsch, aber so ist das System.
Zum Glück sind, anders als zu meiner Schulzeit, die Wege der Berufsausbildung viel offener geworden: Auch ohne Abitur ist alles möglich. Vor diesem Hintergrund will ich die Schulwahl gelassen angehen. Es soll nicht meine Entscheidung werden, sondern die meiner Tochter. Und weil völlig unklar ist, wie sich ihre Interessen in den kommenden Jahren entwickeln werden, will ich auf die Erfahrungen aus der Pandemie zurückgreifen und auf Sicht fahren. Mehr lässt sich für den Moment ohnehin nicht planen.