Urlaubserlebnis
Lachend durch den Regen
Die Wanderung in den bayerischen Bergen hatte sich Stefanie Kortmann ganz anders vorgestellt. Der Weg war weiter, das Wetter schlechter als erwartet. Die Kinder haben sich davon die Laune nicht verderben lassen – und der Mama eine wichtige Lehre erteilt.
veröffentlicht am 06.09.2021
So, das war’s. Der Sommerurlaub 2021 ist Geschichte. Was bleibt? In jedem Fall viele Bilder im Handy und damit Erinnerungen an sehr reiche Tage, weil sie so schön unbelastet und voller Leben waren. Allen voran der 3. August, ein Dienstag, an dem wir in Bayern zu einer Bergtour aufbrachen und ich nicht ansatzweise ahnte, was mich dieser Ausflug lehren sollte.
Eigentlich war die Route als Familienwanderung ausgewiesen. Die drei Kinder im Trupp sollten den Weg also schaffen, so der Plan. Tatsächlich forderte der steile Pfad entlang von Wiesen, Wäldern und Wirtschaftswegen auch mich heraus. Mein Puls stieg schnell in sportliche Höhen. Außerdem hatte ich mir beim Blick auf die Wanderkarte eingebildet, dass die anvisierte Hütte nicht weit weg sein könnte. So erwartete ich hinter jeder Kurve das Ziel unserer Tour und wurde viele Male enttäuscht. Der Kopf wird sehr müde, wenn die stets erhoffte Pause wieder und wieder nicht kommen mag...
Beste Voraussetzungen, um die gute Laune verlieren
Während ich mich in meiner Gedankenwelt verlaufen hatte, wechselte über uns unerwartet der Himmel seine Farbe von Sonnigblau auf ein bedrohliches Gewittergrau. Endlich angekommen, verputzten wir in Windeseile einen Kaiserschmarrn und machten uns auf der anderen Seite des Berges bereit für den Abstieg. Es dauerte nicht lange und ein heftiger Regen setzte ein.
Unsere kleine Gruppe teilte sich. Ich war mit den beiden siebenjährigen Mädchen vorausgegangen. Ferdi, mit drei Jahren der Jüngste, folgte mit seinen Eltern. Ein steiler Waldweg lag vor uns, bis zum Ort waren es gut zwei Stunden – eine gelungene Mischung, um allmählich die gute Laune zu verlieren, doch genau das passierte nicht. „Schuld“ waren die Kinder.
Meine Tochter und ihre gleichaltrige Freundin Rosa tanzten und giggelten und erzählten die ganze Zeit! Weil wir zu wenige Regenjacken dabeihatten, verpackte ich Rosa in einem Handtuch. Dazu hatte sie nur ein Kapuzenpulli an, der dankend das Regenwasser aufsaugte. Auch unsere Kleidung hielt dem Wetter kaum stand. Wir wurden immer nasser und erschöpfter. Egal – alles kein Grund, nicht doch lachend durch die Welt zu gehen.
Durch Hadern wird der Weg nicht kürzer
Ich war fasziniert von der Heiterkeit der beiden Mädchen. Nach fast drei Stunden waren wir wieder im Ort, der Regen hörte auf, die Sonne kam zurück. Der Himmel sah aus als ob nichts gewesen wäre. Es dauerte nicht lange und auch Ferdi mit Eltern stieß müde, aber mit einem Siegergrinsen zu uns. Geschafft!
Der 3. August war der Tag, an dem mir vor allem die zwei Siebenjährigen eine schöne Lehrstunde erteilt haben: Lache, auch wenn es regnet, denn der Weg wird auch mit viel Hadern über die Umstände nicht kürzer. Und wenn der Abend kommt und die Sonne noch mal durchbricht, bleibt nach so einer denkwürdigen Wanderung nur eins – die Erinnerung an einen sehr reichen Tag.