Partnerschaft
Wie Paare ihre Beziehung pflegen können
Die Münchner Ehe-, Familien- und Lebensberaterin Sabine Rusnak erklärt, was Paare zusammenhält und wo sie Hilfe bekommen, wenn es mal nicht so gut läuft.
veröffentlicht am 30.04.2019
Was sind die häufigsten Gründe, weswegen Paare zu Ihnen kommen?
Viele Paare sagen, sie hätten sich auseinandergelebt. Sie seien zu gegensätzlich. Dies alleine ist für mich aber kein Trennungsgrund. Denn im Prinzip findet man Gegensätze ja auch anziehend. Sie können auch der Grund gewesen sein, weswegen man sich in den anderen verliebt hat. Eine schwierige Zeit ist in einer Beziehung auch die Phase, in der aus dem Paar eine Familie wird. Diese Zeit stellt man sich eigentlich als sehr erfüllend vor. Aber sie überfordert viele auch, denn der Partner muss oft dem Kind den Vortritt lassen. Außerdem müssen neue Absprachen getroffen werden: Wie verbinde ich Beruf und Familie? Stress im Allgemeinen ist für Beziehungen ein Problem.
Die Paare, die zu uns kommen, sind sehr unterschiedlich: Ein Paar ist frisch verheiratet. Manche kommen schon vor der Hochzeit, weil sie sich uneinig sind. Viele kommen bei Umbruchphasen im Leben. Das kann die Pubertät der Kinder sein oder, wenn ein Partner in Rente geht.
Worüber sollten sich Paare im Klaren sein, bevor sie eine Ehe eingehen?
Eine gute Voraussetzung für eine lange Beziehung ist, dass man am Anfang verliebt ist. Davon bin ich überzeugt. Je ausgiebiger das ist, desto größer ist das „Fettpolster“, wenn es doch einmal schwierig wird. Wichtig ist auch, dass man eine ausreichende Schnittmenge hat an gemeinsamen Werten. Und sehr zentral ist, dass man die Bereitschaft und Fähigkeit hat, miteinander zu reden und sich auseinanderzusetzen. Das ist auch etwas, das man lernen kann. Was das Leben bringt, das weiß man nicht. Aber egal, was es ist, wenn man sich auf den anderen einlässt und offen kommunizieren kann, dann ist viel gewonnen. Selbstverständlich ist natürlich Respekt vor dem anderen. Wenn man dem anderen sagen kann, ich will dir das ganze Leben in Liebe und Wertschätzung verbunden bleiben, ist das zwar eine Riesenherausforderung. Aber auch eine Motivation, daran zu arbeiten.
Was gehört Ihrer Meinung nach zu einer guten Ehe?
Zu einer guten Ehe gehört, Zeit miteinander zu verbringen – eine verlässliche Paarzeit. Dazu gehört natürlich auch Zeit für Sexualität, aber auch Zeit zum Reden über die Beziehung, oder auch einfach Zeit zu zweit auf der Couch nebeneinander. Eine Beziehung muss man pflegen, so, wie man sich auch regelmäßig die Zähne putzt. Das bedeutet nicht, dass man ständig aufeinandersitzt. Denn eine gute Beziehung braucht auch Luft und, dass man sich gegenseitig Raum gibt und Vertrauen schenkt.
Was sollte man tun, wenn es doch einmal Schwierigkeiten gibt?
Ich plädiere dafür, dass man sich so bald wie möglich Unterstützung sucht. So, wie man auch zum Arzt geht, wenn man krank ist, sollte dies normal sein. Es ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Und man sollte dies rechtzeitig tun. Je kleiner die Hoffnung darauf ist, dass sich noch etwas ändert in der Beziehung, desto geringer ist die Chance auf eine Veränderung durch die Beratung.
Manchmal hilft es, wenn man sich selbst versteht, weiß, wieso man sich so fühlt – und, dass man in der Lage ist, dies dem anderen gegenüber auch zu formulieren. Es ist aber auch wichtig, sich in den Partner hineinzuversetzen. Es gibt immer zwei Sichtweisen auf eine Situation. Das muss man anerkennen Und auch, wenn man nicht derselben Meinung wie der Partner ist, ist die gegenseitige Wertschätzung die Grundlage. So kann man gemeinsam eine Lösung erarbeiten. Zudem muss man sich die Frage stellen: Was läuft eigentlich gut zwischen uns? Warum haben wir uns verliebt? Was verbindet uns? Das ist wie ein Schatz, den man bei sich hat, aber nicht hebt. Es kann auch ein Ritual werden, dass man regelmäßig zurückschaut und gemeinsam dankbar dafür ist, was man alles bewältigt hat.