Sakrament der Liebe

Ein Versprechen für das ganze Leben

Leonie Laux (24) und Jelke Möck (28) bereiten sich auf die kirchliche Trauung vor. Die Eheschließung soll ihre Liebe auf immer besiegeln. Ein Besuch beim Traugespräch mit Salesianerpater Aloys Hülskamp.
  • Christine Wendel

veröffentlicht am 01.05.2019

Er darf dabei sein an ihrem größten Tag. Das sei für ihn eine Ehre. So sieht es P. Aloys Hülskamp, der im August Leonie Laux (24) und Jelke Möck (28) trauen wird. Wenn er dann die Stola um die Hände der beiden legt, dann, glaubt Leonie, werde das ein sehr besonderer Moment. „Wenn ich jetzt schon daran denke, dann kribbelt alles in mir“, sagt die junge Frau und strahlt. „Es ist Freude, Glück.“ Ihr Verlobter Jelke sitzt neben ihr an ihrem gemeinsamen Wohnzimmertisch und lacht sie spitzbübisch an. Die beiden sind bereits seit acht Jahren ein Paar. Und nun soll die Eheschließung ihre Liebe auf immer besiegeln. „Die kirchliche Trauung gehört für uns dabei einfach dazu“, sagt Leonie. „Es ist nicht nur ein Versprechen für sich selbst, sondern auch vor einer höheren Instanz“, ergänzt Jelke.

Auf dem Weg dorthin begleitet sie der Salesianerpater Aloys Hülskamp, der seit 2004 in Trier in einer Pfarrei als Pfarrer wirkt. Leonie kennt er schon aus seiner Kaplanszeit. Umso mehr freut es ihn, dass er von Leonie für die Hochzeit angefragt worden ist. „Für mich war schon immer klar, dass ich einmal kirchlich heiraten will und, dass Pater Aloys dabei sein soll“, sagt Leonie und lächelt P. Aloys Hülskamp an. Er sitzt dem zukünftigen Brautpaar gegenüber und führt mit ihnen ein Traugespräch. „Euer Hochzeitstag wird sicher ein besonderer Tag für euch“, erklärt er den beiden. „Ich habe immer einen total großen Respekt, wenn sich zwei versprechen: Ich will dich lieben, achten und ehren. Als meinen Mann, als meine Frau nehme ich dich an. Ich verspreche dir die Treue. In guten und in bösen Tagen. Alle Tage meines Lebens.“ Es gebe keine schönere Liebeserklärung, ist er überzeugt.

Eins werden, zwei bleiben

P. Aloys Hülskamp hat in seinen rund zwei Jahrzehnten als Priester schon viele Hochzeiten begleitet. Rund 650, schätzt er. Und da er mit den meisten der Paare und deren Angehörigen noch in Kontakt ist, kann er sagen, dass die meisten dieser Ehen harmonisch sind. „Rund 90 Prozent der Paare sind noch zusammen“, kann er anhand seiner Aufzeichnungen und Kontakttabellen feststellen. Rund 1.000 Kinder seien aus diesen Beziehungen ­hervorgegangen, von denen er sehr viele auch selbst getauft hat.

Jedes Lebensereignis, das er begleitet, ist trotz der Vielfalt einzigartig. So bekommt etwa jedes Paar von ihm zur Vorbereitung personalisierte Informationen und eine Textauswahl für den Hochzeitsgottesdienst. „Liebe Leonie, lieber Jelke, ganz herzlich grüße ich euch. Schön, dass ihr am 31. August kirchlich heiraten möchtet“, hat er etwa für die beiden formuliert. „Mit euch den Festtag vorzubereiten, zu gestalten und zu feiern, darauf freue ich mich.“

Auch Symbole sind P. Hülskamp wichtig. Einmal habe er etwa zwei Apfelbäumchen zu einem Traugottesdienst mitgebracht. „Da habe ich gesagt, ich komme morgen und pflanze sie“, berichtet der Pater. Die beiden Bäume würden nah beieinander wachsen. „Sie sollen eine Krone miteinander bilden.“ Denn Ehe, das bedeute eins werden, aber zwei bleiben – in der Ehegemeinschaft.

Das wollen Leonie und Jelke. „In 50 Jahren sehe ich mich mit den Enkeln angeln“, sieht der junge Koch seine Zukunft. „Jetzt müsst ihr leise sein“, würde er dann zu den Kindern sagen, ist er in seiner Vorstellung überzeugt. „Aber Opa, es ist Windstärke sieben!“, könnten sie sagen, und er: „Pscht!“ Jelke macht gerne Scherze. Und Leonie lacht gerne. Das ergänzt sich gut. Auch in der Küche sind sie ein gutes Team. Jelke kocht und Leonie, die von Beruf Kinderkrankenschwester ist, hat durch ihn ihre Leidenschaft fürs Backen entdeckt. Ihre große Küche ist gut ausgestattet. Leonie hofft, dass sie zur Hochzeit nicht so viele Küchengeräte bekommen. „Oder sechs Teeservice“, scherzt Jelke.

Von der ersten Begegnung zur großen Liebe  

Im Herbst 2018 hat er seiner Freundin den Heiratsantrag gemacht. Am Ostseestrand. „Wir sollten heiraten“, sagte Jelke beim Strandspaziergang. „Ja, das sollten wir“, meinte Leonie. „Dann sollten wir es festmachen, wir brauchen auch Ringe“, sagte sie. Und da zog er die Schachtel mit dem Ring hervor, den er schon seit Monaten besaß, heimlich gekauft nach einem gemeinsamen Schaufensterbummel und einem: „Der würde mir aber gefallen.“ Beim Überreichen des Ringes habe er zu ihr gesagt: „Du darfst jetzt nicht weinen.“ Und sie habe ihr Gesicht zu einem Dauergrinsen verzogen, erinnert sich Jelke.

Am Ostseestrand haben sich die beiden auch kennengelernt. Sie war 16, er 20. Er lag an einem warmen Tag im Sand, machte Mittagspause von seiner Kochausbildung. Sie war im Urlaub mit der Familie da. Und weil sie neue Leute kennenlernen wollte, stupste sie ihn mit dem Fuß an: „He, du!“, sagte sie, erinnert sich Jelke, macht ihre Stimme nach und lacht. Aus der Freundschaft wurde Liebe. An ihrem 17. Geburtstag besuchte er sie in Trier, es begann eine Fernbeziehung. Zwei Jahre später zog er in ihre Stadt. „Einen Koch können sie überall gebrauchen“, hat er sich gedacht. Und seit vier Jahren wohnen sie zusammen. „Mir war irgendwie immer klar, dass wir einmal heiraten werden“, sagt Leonie.

Das Wort Ehe geht auf das althochdeutsche „ewa“ zurück, das so viel wie „Recht“ oder „Gesetz“ bedeutet. Auch heute heiraten 85 Prozent der Paare in Deutschland, um ihrer „Partnerschaft einen festen Rahmen“ zu geben, stellt das Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend fest. Das katholische Verständnis von Ehe geht darüber hinaus. „Das Sakrament der Ehe ist nicht eine gesellschaftliche Konvention, ein leerer Ritus oder das bloße äußere Zeichen einer Verpflichtung“, schrieb Papst Franziskus in seinem nachsynodalen ­Apostolischen Schreiben „Amoris Laetitiae“. Die Ehe sei eine „Berufung“, ein „gegenseitiges Geschenk“ und: „Die christliche Ehe ist ein Zeichen, das nicht nur darauf hinweist, wie sehr Christus seine Kirche in dem am Kreuz besiegelten Bund geliebt hat, sondern das diese Liebe in der Gemeinschaft der Gatten gegenwärtig werden lässt.“ Obwohl sich die Zahl katholischer Trauungen nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz im Vergleich zu 1990 zu heute fast halbiert hat (Ende 80er-Jahre: über 110.000, 2017: 42.523), ist sie in den letzten Jahren ­konstant geblieben (2010: 48.524; 2013: 43.728; 2016: 43.610). Um diese Menschen auf ihren gemeinsamen Weg vorzubereiten und zu begleiten, gibt es in den Bistümern und Pfarreien viele unterschiedliche Angebote der Ehevorbereitungsseminare, in denen das Paar sich etwa befasst mit Themen wie Partnerschaft, Kommunikation und Konfliktlösung, Traditionen, Familienplanung, Rollenverständnissen, dem Verständnis der christlichen Ehe und Glauben. In Benediktbeuern etwa bietet das salesianische Aktionszentrum neben „klassischen“ Vorbereitungswochenenden mit Gesprächen auch erlebnispädagogische Angebote mit Hochseilgarten oder Kanutour, um das Paar im Ganzen in seinen Stärken und Begabungen zu fördern. Die Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung bietet Paaren, die vorhaben, in den nächsten zwölf Monaten zu heiraten, eine App unter www.ehe-wir-heiraten.de mit Informationen und Impulsen an. Viele Priester setzen auf tiefgründige Gespräche mit dem Paar. Aber auch praktische Fragen rund um die Trauung gilt es, zu klären.

Insgesamt 50 Gäste – Familie und enge Freunde – sind eingeladen, wenn Jelke und Leonie sich im Sommer in der kleinen Markuskapelle in Trier das Sakrament der Ehe spenden. „Ich würde euch bitten, ein Lied für den Beginn des Gottesdienstes rauszusuchen, das alle kennen und mitsingen können. Das trägt zum Gemeinsamen bei“, sagt P. Aloys Hülskamp zu dem jungen Paar. „Lobet den Herren“ käme dafür vielleicht in Betracht. Oder „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“. Die beiden könnten ihre Gäste fragen, welche Lieder ihnen dazu einfielen. „Und worüber ihr euch auch Gedanken machen müsst, das ist die Lesung.“

Es geht nicht um Klamotten oder Feier, sondern um das Eheversprechen

Neben den praktischen Fragen zur Gestaltung des Gottesdienstes gibt es noch Bürokratisches zu klären. Die möchte P. Aloys aber mit dem Paar in einem anderen Rahmen besprechen. „Für das Ehevorbereitungsprotokoll kommt ihr zu mir, und dann machen wir es uns gemütlich“, schlägt er vor. „Oder wir gehen einfach in die Eisdiele.“ Das Ehevorbereitungsprotokoll umfasst Daten wie Name, Geburtstag und Taufort. Es wird geschaut, dass keine Ehehindernisgründe wie etwa schon eine bestehende Ehe existieren. Und die Paare bestätigen formal, dass sie die Ehe aus freiem Willen heraus eingehen. Es dient der Verwaltung, sodass die Ehe auch aktenkundig geschlossen werden kann. Doch viel wichtiger sei das Eheversprechen bei der Trauung, sagt der Pater. „Es geht nicht um Klamotten oder darum, wie nachher gefeiert wird. Sondern es geht um das, was ihr euch im Gottesdienst versprecht: dass ihr euch gegenseitig annehmt. Das ist eine Riesendimension.“

Der Rahmen dieses Eheversprechens, der sei zweitrangig. „Ich hatte einmal eine Hochzeit, da war nur das Paar und die Trauzeugen und deren Kinder anwesend.“ Dies sei auch sehr schön und festlich gewesen. Und obwohl es ihm wichtig sei, dass die Trauung in einer Kirche stattfindet, gibt es auch dafür Ausnahmen. Eine Hochzeit ist dem Salesianerpater besonders in Erinnerung. „Das war total anrührend“, sagt er. Die Trauung fand statt im Garten eines Hospizes. Die Frau war in ihren 30ern und schwer an Krebs erkrankt. Ihr großer Wunsch war es, vor ihrem Tod noch ihren Partner kirchlich zu heiraten. „Da haben wir alles vorbereitet in dem Garten.“ Es gab eine Band, Freunde dekorierten alles festlich. „Es war wirklich schön.“

Der Trend bei den meisten Hochzeiten gehe seiner Erfahrung nach aber eher zu größeren Feiern und viel Drumherum. Auch Hollywood habe da einen Einfluss, glaubt P. Aloys Hülskamp. Etwa, wenn es um die Vorstellung gehe, dass der Vater der Braut diese in die Kirche führt. „Ich sage da immer: Ihr schaut zu viel Fernsehen.“ Schließlich gehe die Frau nicht vom Vater an den Bräutigam über. „Ihr seid beide Kinder Gottes. Und als solche spendet ihr euch das Sakrament.“ Aber wenn das Paar dies verstehe und dennoch wünsche, stelle er sich auch nicht in den Weg. „Ich sehe es immer als eine große Chance, als Kirche präsent zu sein bei diesem großen Ereignis und Tipps und Hinweise zu geben. Und einzuladen, den Weg in den Glauben zu gehen und zu sagen: Schaut, dass Gott einen Platz in eurem Leben hat.“

„Darf ich„, „Danke“ und „Entschuldigung“

Ihm sei es wichtig, dass es ihr großer Tag sei, sagt P. Hülskamp  auch zu Leonie und Jelke. „Und, dass Gott auch weiterhin einen Platz in eurer Beziehung und eurem Leben hat.“ Neulich habe er mit einem Paar gesprochen, das seit 50 Jahren verheiratet ist. Der Ehemann berichtete dem Pater: „Wir zwei haben in all den Jahren niemals das gemeinsame Abendgebet vergessen.“ P. Hülskamp sei überzeugt, wenn man sich jeden Tag die Hand reiche, sei dies ein wichtiges Zeichen, ein schönes Ritual. Oder auch ein Küsschen oder ein Gebet: „Lieber Gott, schön, dass wir uns haben.“

In ihrer Beziehung sei natürlich auch nicht immer alles „Friede, Freude, Eierkuchen“, gibt Leonie zu. „Aber das Geheimnis ist Toleranz und Akzeptanz“, sagt Jelke. „Es gibt überall ein Gewitterchen, dann kommt wieder Sonne“, sagt Leonie ohne Übergang, und dann Jelke: „Sonst wäre es natürlich irgendwann langweilig.“ In der Familie, so schreibt auch Papst Franziskus, sei es nötig, drei Worte zu gebrauchen. „Darf ich?“, „Danke“ und „Entschuldige“.

Leonie und Jelke freuen sich auf die Hochzeit und das gemeinsame Leben. Das Brautkleid hat Leonie schon, Jelke darf aber noch nicht wissen, wie es aussieht. Eine ungefähre Vorstellung hat er: klassisch, schön, nicht kitschig. Er werde mit Mokassins, offenem Hemd und Goldkette kommen, droht Jelke Leonie scherzhaft an. „Dann werde ich ihm sagen, er soll sich umziehen“, zwinkert P. Hülskamp Leonie verschwörerisch zu. Auch die Ringe haben sie schon: Silber, für sie mit kleinen Steinchen. Nach der Befragung zur Bereitschaft zur christlichen Ehe wird der Pater im August die Ringe segnen. „Trag diesen Ring als Zeichen der Liebe und Treue im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Nach dem Trauversprechen folgen die Bestätigung der Trauung und der Trausegen. Dann die Feier und der Beginn des gemeinsamen Ehelebens. Leonie und Jelke sind überzeugt: „Es wird schön.“

Multimedia-Reportage des Don Bosco Magazins: „Lieben, achten, ehren – Das Sakrament der Ehe“

Das Sakrament der Ehe

Die Ehe ist eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche. Die Besonderheit ist, dass die Brautleute es sich gegenseitig spenden. Kern der Trauung ist daher das Eheversprechen, vor dem Traugeistlichen und den Trauzeugen. Die christliche Ehe gilt als Zeichen für Gottes Bund mit den Menschen. (Eph 5, 21-33). Sie ist eine Verbindung, durch die Mann und Frau miteinander die Gemeinschaft des ganzen Lebens begründen, unauflöslich und ausgerichtet auf das gegenseitige Wohl und das der Kinder.



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