Für Eltern und Seelsorger
Junge Menschen auf dem Weg zur Firmung begleiten
Firmlinge während der Vorbereitung auf das Sakrament zu begleiten, ist nicht einfach. Zwar sind viele von ihnen offen für Glaubensfragen. Aber die Zahl an Antwortmöglichkeiten ist unendlich groß. Anregungen von Religionslehrerin Martina Reiner.
veröffentlicht am 28.03.2021
Zur Taufe haben die Eltern einst einen Taufspruch ausgewählt. Ein Wort aus der Bibel – verbunden mit dem Wunsch, dass Gott ihr Kind für immer unter seinen Schutz stelle.
Seitdem sind viele Jahre vergangen, das Kind ist nicht mehr Kind, sondern jugendlich. Es hat seinen eigenen Charakter und erste eigene Vorstellungen von einem gelingenden Leben entwickelt. Auch das Verhältnis zum Glauben hat sich individuell ausgeprägt. Viele Jugendliche sagen, sie seien nicht religiös, glaubten aber dennoch irgendwie an Gott. Religiös sein möchten Jugendliche heute nicht mehr, das klingt zu reglementierend, zu sehr an Lehrsätze und Institutionen gebunden. Das tut der Sache aber keinen Abbruch: Die Mehrheit der Jugendlichen glaubt weiterhin an Gott, erfährt sich als spirituell, als gleichermaßen suchend, vertrauend und glaubend.
Sich öffnen für den Beistand Gottes
Und da flattert eines Tages eine Einladung zur Firmvorbereitung in den Briefkasten. Das Wort Firmung geht auf das Lateinische „firmare“ zurück, was so viel wie „festmachen, stärken, kräftigen“ bedeutet. Das ist es, was der Heilige Geist mit seinen Gaben, mit der Weisheit, der Einsicht, dem Rat, der Stärke, der Erkenntnis, der Frömmigkeit und der richtig verstandenen Gottesfurcht bewirken will: die Menschen stärken und befähigen zu einem Leben aus dem Glauben, aus der Liebe und der Mitmenschlichkeit.
Die Firmung führt weiter, was die Eltern in der Taufe für ihr Kind begonnen haben. Jetzt liegt es an ihm selbst, sich dem Schutz und dem Beistand Gottes zu öffnen und ihn für sich und das eigene Leben gewissermaßen in Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig heißt Firmung aber auch, sich in Anspruch nehmen zu lassen: sich zu entschließen, mutig und stark nach dem Willen Gottes für das eigene Leben und die Welt zu fragen und das eigene Handeln daraufhin auszurichten, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Dieses „Ja!“ zu geben, ist ein Schritt ins Erwachsenenleben. Er legt nicht fest, wohin es im weiteren Verlauf gehen wird, aber er macht öffentlich sichtbar, wie der junge Mensch seinen zukünftigen Weg beschreiten will. Und ein solches Bekenntnis ist ganz sicher ein guter Grund zum Feiern!
Über den Glauben spricht es sich nicht leicht
Wie das Fest selbst, so bedarf auch das Bekenntnis einer Vorbereitung. Will Firmpastoral Jugendliche in ihrer Glaubenshaltung stärken, muss sie ihnen Möglichkeiten eröffnen, sich selbst in dieser Haltung sehen zu können. Identität muss zunehmend konstruiert werden, auch die religiöse Identität. Dies geschieht über sinnstiftende Erzählungen und Bilder. Die Jugendlichen können ihre Religiosität vor allem dann in ihr Selbstbild integrieren, wenn sie Bilder und Vorstellungen von sich entwickeln können, die für sie attraktiv sind.
Die zentrale Rolle spielt dabei die Sprache. Und es ist nicht die Sprache der Kirche, meist auch nicht die der Katechetinnen und Katecheten, die überzeugende Vorstellungen hervorbringt, sondern es ist die Sprache der Jugendlichen selbst. (Lesen Sie hier, was Jugendliche über ihre Firmung sagen.) Es ist also die zentrale Aufgabe der Firmvorbereitung, Räume zu eröffnen, in denen Jugendliche wertfrei und offen über ihren Glauben sprechen können. Dazu bedarf es Gesprächsimpulse, denn über den Glauben und das Innenleben spricht es sich nicht leicht. Es braucht kleine feste Gruppen, in denen man sich zunehmend besser kennenlernen kann und Vertrauen entsteht. Es braucht Katechetinnen und Katecheten, die den Anfang machen und dann aber auf Augenhöhe auch anderen Vorstellungen und Erzählungen lauschen. Und es braucht Eltern und Paten, die mutig und authentisch von ihrem Glauben, ihren Glaubensfragen und Zweifeln und ihren Hoffnungen und Vorstellungen erzählen. Glaube braucht die Sprache der Zeit. Die Firmung hilft, mutig, stark und frei von Angst zu sein – in jeder Zeit.
Martina Reiner ist Lehrerin für Religion und Mathematik an einem bayerischen Gymnasium.