Gewissensfrage
Kann ich mein Kind heute noch taufen lassen?
Nicht alles läuft in der Kirche rund. Viele Eltern zweifeln daher, ob sie ihr Kind überhaupt katholisch taufen lassen sollen. Ist das die richtige Entscheidung? Pater Max Cappabianca sagt eindeutig: Ja!
veröffentlicht am 01.02.2023
Ich bin Priester, und ich taufe gern! Die Frage „Taufe, ja oder nein?“ kann ich daher nicht objektiv beantworten. Als Christ ist für mich die Taufe das großartigste, wichtigste und schönste aller Sakramente – auch wenn es von der äußeren Form der Feier meist nicht so erscheint. Hochzeiten oder auch Priesterweihen sind oft viel bombastischer, dabei sind beides nur „nachgeordnete“ Sakramente. Als Taufspender versuche ich, die fundamentale Bedeutung dieses „Grundsakraments“ in der Feier deutlich zu machen: Die Taufe ist Dreh- und Angelpunkt unserer christlichen Existenz.
Das ist der Grund, weshalb ich Eltern Mut mache, ihre Kinder trotz aller Zweifel (und manchmal Verzweiflung an der real existierenden Kirche) dennoch taufen zu lassen. Die Taufe ist größer als wir selbst und auch größer als die Institution, in die wir durch die Taufe eingegliedert werden.
„Erlösung ist nicht exklusiver Besitz der Kirche“
Wir glauben, dass Gott uns in den Sakramenten wirksame Zeichen seines Heils schenkt. An der Taufe wird dies ganz besonders deutlich, denn anders als bei den anderen Sakramenten, kann nicht nur ein ordinierter Amtsträger oder Amtsträgerin die Taufe spenden, sondern jeder und jede Getaufte, ja im Extremfall sogar jeder Mensch, selbst wenn dieser nicht getauft ist. Früher fand ich dieses Gesetz im Kirchenrecht befremdlich. Inzwischen erkenne ich in dieser eigentümlichen Regelung genau diese Unverfügbarkeit des Heils wieder, das uns in Jesus Christus geschenkt ist. Die Erlösung ist eben nicht exklusiver Besitz der Kirche, sondern sie ist geschenkt „für unser Heil“ (lateinisch: propter nostram salutem).
Jeder und jede hat ein Anrecht auf dieses „wirksame Heilszeichen“ – egal, was die Kirche sonst sagt und tut! Ob die Getauften den christlichen Glauben dann als prägend für ihr Leben erfahren, hängt dann eh von der Erziehung der Eltern, von der persönlichen Entscheidung der Heranwachsenden und letztlich vom Wirken der Heiligen Geistkraft ab.