Glaubensentscheidung
Warum Erwachsene sich taufen lassen
Wer sich als Erwachsener taufen lässt, hat bereits einen langen Weg zu Gott hinter sich. Im Don Bosco Magazin sprechen neu getaufte Christen über ihre Erfahrungen.
veröffentlicht am 01.09.2017
„Ich habe Gott gesucht und er hat mich gefunden“
"Als Krankenschwester habe ich über 25 Jahre lang Menschen sterben sehen. Viele davon habe ich persönlich begleitet. Jeder Tod eines Menschen hat mich an meine eigene Vergänglichkeit erinnert. Ich habe mich deshalb sehr für das Thema Sterben und Tod interessiert und mich oft gefragt, wie es einem Menschen möglich ist, versöhnt von dieser Welt zu gehen. Ich habe viel dazu gelesen und bin dabei auf das Thema Nahtoderfahrungen gestoßen. Die Berichte von sterbenden Menschen und solchen, die klinisch tot waren, haben mich fasziniert. Insbesondere deshalb, weil sie sich so ähneln, und das weltweit.
Die Nahtoderfahrenen berichten, dass sie durch einen dunklen Tunnel einem Licht entgegenschwebten und am Ende in dieses Licht eintauchten. Ein Licht, das Liebe und Geborgenheit ausstrahlt und die Betreffenden in einen Zustand der vollkommenen Glücksseligkeit versetzt. Dieses Licht entpuppt sich bei näherer Nachfrage nicht selten als Jesus Christus. Deshalb habe ich angefangen, mich mit der Bibel auseinanderzusetzen. Ich suchte in ihr nach Antworten und Parallelen. Und die fand ich auch in Sätzen wie: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Und: „Ich bin das Licht der Welt, wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ Die Auseinandersetzung mit der Bibel und der Person Jesu zog natürlich auch eine Auseinandersetzung mit der Kirche nach sich, an deren Ende meine Taufe, Firmung und Kommunion standen.
Viele Menschen setzen sich erst in den letzten Momenten ihres Lebens mit Glaubensfragen auseinander, aber dann ist die Zeit dafür zu kurz. Ich bin froh, dass ich früher damit angefangen habe. Und ich sehe es jetzt als meine Lebensaufgabe an, das Thema Sterben und Tod, aber auch den christlichen Glauben wieder in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Ich glaube, das ist es, wozu Gott mich berufen hat. Wenn ich also mein Leben und den Weg zum Glauben beschreiben müsste, dann würde ich sagen, ich habe Gott gesucht und er hat mich gefunden."
Christiane F. (54)
„Ich bin ruhiger und gefestigter geworden“
"Unsere Familie war lange Zeit gelebte Ökumene – meine Frau katholisch, ich Atheist und als unser Sohn 2002 auf die Welt kam, ließen wir ihn evangelisch taufen, weil wir mit dem evangelischen Pfarrer befreundet waren. Die Taufe unseres Sohnes war auch für mich ein erster Denkanstoß.
Vor drei Jahren waren meine Familie und ich dann auf Städtereise in Rom. Beim Besuch der Engelsburg konnten wir den Papst von Weitem sehen, und mich überkam sofort das Gefühl, dass ich zum Petersplatz muss. Das war meine erste persönliche visuelle Begegnung mit dem Papst. Nach der Rückkehr nach Deutschland entschied unser damals zwölfjähriger Sohn: „Ich werde jetzt katholisch!“ Und nach einem Gespräch mit dem zuständigen Pfarrer begann sein Konvertitenunterricht. In diesem Zusammenhang entschied auch ich mich dafür, mich intensiver mit dem katholischen Glauben auseinanderzusetzen. In einem Gesprächskreis mit Pater Ulrich Weiß diskutierten wir viel über das Für und Wider und wurden an den katholischen Glauben herangeführt. Nach einem Jahr entschied ich mich zur Taufe. Die Zulassung zur Taufe im Februar 2016 durch den Magdeburger Bischof Gerhard Feige und die persönliche Übergabe des Gotteslobes bestärkten mich, diesen Weg zu gehen.
Am 24. April 2016 war es dann so weit – ich wurde in einem sehr bewegenden Gottesdienst in der Barleber Kirche getauft und durfte mich ab diesem Zeitpunkt der christlichen Gemeinschaft zugehörig fühlen. Ein Leben nach den christlichen Werten liegt mir sehr am Herzen und ich hoffe, auch andere dadurch zu inspirieren. Hinzu kommt die Geborgenheit in der Kirchengemeinde. Unser Gesprächskreis von vor der Taufe besteht weiter und wir tauschen uns regelmäßig aus. Der Glaube gibt mir Halt im täglichen Leben. Ich bin ruhiger und gefestigter geworden. ICH GLAUBE – das kann ich jetzt nach außen zeigen und Sonntag in der Gemeinschaft feiern. Gottesdienste sind für mich bewegende und emotionale Momente, die ich nicht mehr missen möchte. Die christlichen Werte zeigen mir den Weg im täglichen Leben und das Gefühl des Glaubens gibt mir die Kraft, die Dinge in der täglichen Auseinandersetzung zu meistern. Außerdem ist die Liebe zu meiner Frau durch den gemeinsamen Glauben noch tiefer und intensiver geworden. Sie war letztendlich einer der Auslöser für meinen Weg in die Kirche."
Ulrich K. (46)
„Man braucht eine Religion, um den Zugang zu Gott zu finden“
"Meine Eltern stammen aus verschiedenen Kulturen: meine Mutter aus dem katholisch geprägten Portugal, mein Vater aus dem muslimischen Afghanistan. Keiner von beiden praktizierte seine Religion – doch für beide stand immer fest, dass es Gott gibt, und auch mir war klar, dass da etwas ist, aber ich konnte es nicht benennen.
Der katholische Glaube trat dann schleichend in mein Leben. Meine katholische Oma aus Portugal hat mich fasziniert. Dann wurde ich Patentante meiner katholisch getauften Nichte. Und schließlich begab ich mich letztes Jahr zu Fuß auf den Jakobsweg. Dort fand ich die Antworten, die ich suchte, und hatte meine Begegnung mit Gott. Ich kann mich noch genau an ein Schild erinnern, das ich auf dem Jakobsweg entdeckt habe: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben (Jesus).“ Ich fragte mich: Wer ist dieser Jesus und was will er mir sagen? Und je mehr ich mich mit Jesus Christus beschäftigte, desto mehr hat er mich fasziniert: seine Taten, seine Worte, seine Botschaft und was er heute noch bewirkt. Noch nie in meinem Leben hatte mich ein Thema so in den Bann gezogen.
Ich stellte mir die Frage, ob es nicht ausreicht, „nur“ an Gott zu glauben – ohne Religionszugehörigkeit. Aber ich kam zu dem Entschluss, dass man eine Religion braucht, um den Zugang zu finden. Man braucht eine Gemeinschaft. Fasziniert haben mich auch die Gottesdienste: Die katholische Liturgie ist so voller Symbolik und Mystik. Der Weihrauch, das Weihwasser, der Gesang. Und: Der Gottesdienst ist überall auf der Welt gleich. Ich kann mich in einem fremden Land befinden, dessen Sprache ich nicht beherrsche, aber da ich die Abläufe kenne, weiß ich genau, was folgt. Das erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl.
Meine Taufe fand in der Osternacht 2017 in der Liebfrauenkirche in Frankfurt am Main statt und war ein einschneidendes Erlebnis: Die Versammlung inmitten der nächtlichen Dunkelheit rund um das Osterfeuer hatte etwas ganz Mystisches, der Einzug in die dunkle Kirche und das langsame Erhellen durch ein Lichtermeer etwas Magisches. Die Lesungen aus dem Alten Testament boten mir die Möglichkeit, den Weg Gottes zu vergegenwärtigen. Und mit dem völligen Erhellen der Kirche spürte ich, dass jetzt etwas geschieht, das alles verändern wird, etwas noch nie Dagewesenes, etwas Neues.
Ich habe mir bewusst vor Augen geführt, dass ich mit der Taufe mein altes Leben verlasse und ein neuer Lebensweg beginnt. Wenn ich nun eine Kirche betrete, habe ich das Gefühl, dass ich dazugehöre und dass alle, die hier sind, dasselbe Ziel haben."
Anita M. (34)
„Ich sah die Menschen vor und nach dem Gottesdienst: Sie strahlten Frieden und Gelassenheit aus“
"Ich bin in Ostdeutschland geboren und aufgewachsen, in einem sehr faktenbetonten Elternhaus. Für uns hat Religion nie eine Rolle gespielt. Ich war aber neugierig und wollte wissen, warum die Menschen glauben. Irgendwas musste ja dran sein an den Büchern, an Gott, wenn so viele Menschen glauben können. Also habe ich der Reihe nach alle wichtigen Glaubensbücher gelesen.
Zum ersten Mal mit dem katholischen Glauben in Berührung gekommen bin ich, als ich mein Studium in Regensburg begonnen habe. Hier habe ich mir meine erste Bibel gekauft, mich an einem sonnigen Junitag unterhalb des Doms auf die Treppen gesetzt und angefangen zu lesen. Auch wenn ich vieles nicht verstanden habe und manches mich wütend gemacht hat, hatte ich doch beim Lesen ein warmes und sehr beruhigendes Gefühl in mir. Eine Mitbewohnerin nahm mich dann mit in meinen ersten Gottesdienst, katholisch und für mich völlig unverständlich. Ich konnte nicht begreifen, was da passierte. Aber ich sah die Menschen vor und nach dem Gottesdienst: Sie strahlten mehr Frieden und Gelassenheit aus.
So habe ich zum Glauben gefunden und wollte mich vor Gott auch dazu bekennen. Katholisch oder evangelisch – das hatte ich mir damals noch nicht so genau überlegt. Da ich aber in einem Altenheim eines katholischen Trägers arbeite, habe ich einfach die dortige Seelsorgerin gefragt, wie man Christ werden kann. Sie hat mir die Glaubensorientierung in der Jesuitengemeinde in München empfohlen, und dort habe ich mich sofort wohlgefühlt. Dieses Gefühl, hier willkommen und zu Hause zu sein, war es, das mich katholisch hat werden lassen.
In meiner Arbeit als Altenpflegerin habe ich außerdem viele kleine Rituale kennengelernt, die es erlauben, mit Gott in Kontakt zu treten. Da sind Ikonen, vor denen jeden Abend ein Licht angezündet wird. Da ist der Rosenkranz, der immer griffbereit unter dem Kopfkissen liegt. Da ist die Aufforderung zum gemeinsamen Gebet mit mir. Selbst wenn ich vor einiger Zeit noch gesagt habe, ich bin nicht getauft, kam meist als Antwort: „Egal, er hört Sie auch so!“ Mich hat es immer wieder tief bewegt, wie viel Zuversicht und Halt und Kraft die Bewohner aus ihrem Glauben zogen. Besonders auch im Sterben.
Meine Taufe war dann einfach unbeschreiblich schön. Ich war so aufgeregt und habe am ganzen Körper gezittert. Ich war so froh, dass ich meinen Taufpaten dabeihatte, der hinter mir stand und mir Halt gegeben hat. Mir war einfach tief in mir bewusst, dass hier etwas Besonderes passiert. Ich werde die Predigt von Kardinal Marx nie vergessen, in der er von der heiligen Teresa von Avila erzählt hat. Sie hat in Jesus einen sehr guten Freund gesehen, dem man alles erzählen kann. Bis dato hatte ich so meine Probleme mit dem Beten, ich fand weder die Ruhe dafür noch wusste ich so richtig, wie ich es anstellen sollte. Aber nach dieser Predigt war mir plötzlich klar, dass es nichts Großes oder Besonderes braucht, um mit Gott zu sprechen. Einfach erzählen reicht.
Seit ich zum Glauben gefunden habe, nehme ich das Leben und die Menschen anders wahr. Auch Entscheidungen treffe ich anders. Ich frage mich, wäre das in Gottes Sinn? Das Leben hat noch eine Dimension mehr bekommen, was es mitunter nicht einfacher, aber spannender und tiefgründiger macht.
Anke G. (34)
„Mit dem Glauben hat man etwas, woran man sich festhalten kann“
"Mit dem katholischen Glauben bin ich durch meine Frau und ihre Familie in Berührung gekommen. Meine Frau ist katholisch aufgewachsen und natürlich hat sie sich gewünscht, einmal katholisch zu heiraten und unsere Kinder im katholischen Glauben zu erziehen. Mit ihr bin ich mehr und mehr zu den Sonntagsgottesdiensten mitgegangen und bin dadurch neugierig geworden.
Es hat mich fasziniert, dass man mit dem Glauben etwas hat, woran man sich festhalten kann. Auch wenn niemand in der Nähe ist oder einem helfen kann, hat man doch das Gefühl, das einem zugehört wird. Also habe ich mich beim Dompfarramt informiert, wie man katholisch werden kann, und dann an einem fünfmonatigen Vorbereitungskurs zur Taufe teilgenommen. Meine Taufe hat in der diesjährigen Osternacht in der Liebfrauenkirche in Frankfurt am Main stattgefunden. Sie war für mich sowie für meine Familie einer der emotionalsten Momente. Das kann man in Worten nicht wirklich beschreiben, da es etwas ganz Persönliches ist.
Seit ich getauft bin, hat sich mein Leben zwar nicht groß geändert, aber ich merke, dass ich viele Dinge positiver aufnehme als früher und auch die kleinen Dinge im Leben zu schätzen gelernt habe."
Stefan M. (33)