Gute Besserung!

Spirituelle Momente in der Familie: Mit Krankheit umgehen

Wenn jemand in der Familie krank wird, wirbelt das den kompletten Alltag durcheinander. Alle sind im Ausnahmezustand. Anregungen und Tipps, die Kranken und Gesunden helfen können. Mit Ausmal-Poster zum Bestellen!

veröffentlicht am 22.01.2024

Wenn jemand krank wird

Die Familie ist im Alltag ein eingespieltes System. Jedes Familienmitglied hat seine Rolle, seine Aufgaben. Was aber, wenn ein Rädchen im Getriebe ausfällt? Wenn die Tochter wieder nicht in die Kita kann, weil sie sich den dritten Infekt in drei Monaten eingefangen hat? Wenn Mama sich das Bein bricht? Wenn jemand eine ernste Diagnose erhält?

Krankheit bedeutet Ausnahmezustand. Für den geliebten Menschen, dem es nicht gut geht, für die anderen, die sich Sorgen machen und Lücken schließen müssen. Krankheiten durchkreuzen Pläne. Da müssen Urlaube gecancelt und Treffen verschoben, muss der Alltag umstrukturiert werden. Manchmal ist der Spuk schnell wieder vorbei, manchmal verändert eine Krankheit das ganze Leben.

 

Zusammen schaffen wir das!

Wenn jemand in der Familie krank wird, wirbelt das unseren kompletten Alltag durcheinander. Wie wohltuend, wenn dann Menschen da sind, die uns begleiten. Wenn Großeltern oder Freunde in der Nähe sind, die schnell helfen können. Wenn vertraute Menschen uns unterstützen oder es ein tragfähiges Netzwerk gibt. Wenn flexible Arbeitszeiten und verständnisvolle Arbeitgeberinnen und Kollegen Mama und Papa die Möglichkeit geben, sich nach Bedarf zu kümmern. Wenn Kommunen oder kirchliche Einrichtungen konkrete Hilfen anbieten.

Die gesunden Familienmitglieder haben oft das Gefühl, funktionieren zu müssen. Gut ist es, wenn auch sie ihre Gefühle wahr- und ernstnehmen. Wenn sie Geduld mit sich haben. Wenn sie sich erlauben, auch mal zu jammern, zu klagen, traurig oder launisch zu sein. Sich Zeit für sich zu nehmen. Und das Netzwerk der Hilfe, das andere ihnen bieten, anzunehmen.

Besondere Aufmerksamkeit brauchen Geschwister von kranken und behinderten Kindern. Sie geraten oft aus dem Blick und fühlen sich vernachlässigt. Genauso wie Kinder von (chronisch) kranken Eltern – sie leiden mit und übernehmen oft viel zu früh große Verantwortung.

Schon dich!

Mit einer Krankheit kommt oft das schlechte Gewissen. Sind wir doch in unserer Gesellschaft darauf geeicht, unser Bestes zu geben. Welche Entlastung ist es da, krank sein „zu dürfen“, weil andere und wir selbst uns das zugestehen. Es ist in Ordnung, wenn ich jetzt nicht arbeite und lerne! Ich darf, aber ich muss nicht „schnell gesund werden“! Ich darf mir Zeit geben!


Was uns guttut, wenn wir krank sind:

  • Ruhe, wenn wir sie brauchen
  • Trost und Geborgenheit
  • liebevoll umsorgt werden
  • klagen, weinen, schimpfen dürfen
  • Menschen, die Geduld mit uns haben

Unser Blick auf „Kranke“ und „Gesunde“

Ich traf einen jungen Mann,
kerngesund, modisch gekleidet, Sportwagen,
und fragte beiläufig, wie er sich fühle.
Was ‘ne Frage, sagte er, beschissen!
Ich fragte, ein wenig verlegen,
eine schwerbehinderte ältere Frau
in ihrem Rollstuhl, wie es ihr gehe.
Gut, sagte sie, es geht mir gut.
Da sieht man wieder, dachte ich
bei mir, immer hat man
mit den falschen Leuten Mitleid.

Lothar Zenetti,
entnommen aus: Lothar Zenetti, Die wunderbare Zeitvermehrung, Trier 62019, S. 41. © Paulinus Verlag, Trier

Kann Krankheit einen Sinn ergeben?

Wenn wir traurig, erschöpft, wütend oder verzweifelt sind, kommt uns diese Frage zynisch vor. Sicherlich können und wollen wir sie oft nicht mit Ja beantworten. Aber es kann sich lohnen, sie sich zumindest einmal zu stellen. Denn:

  • Krankheit kann uns sensibel machen für das, was wirklich wichtig ist im Leben.
  • Krankheit konfrontiert uns mit unserem Leben, seinen Grenzen und seiner Endlichkeit.
  • Nach einer überstandenen Krankheit machen Kinder oft einen „Sprung“ in ihrer Entwicklung.
  • Manchmal ist eine Krankheit ein Hinweis darauf, dass in unserem Leben etwas nicht stimmt. Fehlt uns die Zeit zum Durchatmen? Sind wir unzufrieden oder unglücklich? Tun wir uns schwer damit, Hilfe anzunehmen? Ernähren wir uns ungesund?

Gott geht alle Wege mit

An einen Gott zu glauben, der alle Wege mit uns geht, und an Jesus Christus, der dem Leid nicht ausgewichen ist, kann ein großer Trost sein. Das Wissen darum, dass Gott gerade dann bei uns ist, kann uns stärken und uns Gelassenheit schenken.

Trotzdem fällt es uns besonders bei schlimmen Erkrankungen vielleicht nicht leicht, Gottes Nähe wahrzunehmen. Wer in der Bibel vom Leid Jesu oder in den Klagepsalmen liest, merkt, dass die Frage nach dem „Warum“ oft nicht beantwortet wird und auch nicht beantwortet werden kann. Manchmal bleiben nur Schreien, Klagen und Fragen.

„Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort;
und bei Nacht, doch ich finde keine Ruhe.“
Psalm 22,3

Mit dem Leid und der Frage, woher es kommt und wie es sich überwinden lässt, beschäftigen sich alle Religionen. Ihre Antworten sind ganz unterschiedlich. Fest steht: Der Glaube kann uns helfen, mit schmerzhaften Erfahrungen, mit Leid und Tod umzugehen.

Texte: Themenposter „Gute Besserung! Mit Krankheit umgehen“ aus der Reihe „Spirituelle Momente in der Familie“, herausgegeben vom Don Bosco Magazin und der Initiative „elternbriefe du + wir“.


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