Große Herausforderung
Wie Familien damit umgehen können, wenn Mama oder Papa unheilbar krank sind
Es ist eine schreckliche Vorstellung, die von einem Tag auf den anderen Wirklichkeit werden kann: Ein Elternteil erfährt, dass es sterbenskrank ist. Gedanken, Tipps und Empfehlungen für eine solche Situation von dem Theologen und Erzieher Christian Huber.
veröffentlicht am 15.01.2024
Eine Horrorvorstellung, die uns in Filmen oder Büchern immer wieder mitnimmt: Die Mutter oder der Vater einer Familie wird unheilbar krank – was nun? Was uns im Kino oder beim Lesen betroffen macht, kann, wie wir wissen, von einem Tag auf den anderen traurige und schreckliche Realität werden.
Wenn ein Elternteil unheilbar krank wird, ist dies oft ein Schock für die gesamte Familie. Die damit verbundenen Herausforderungen und Emotionen können überwältigend sein und eine große Veränderung in der Dynamik und im Alltag der Familie verursachen. Es ist eine Zeit der Unsicherheit, in der der Fokus oft darauf liegt, wie man mit der Situation umgehen kann, während gleichzeitig das Bedürfnis besteht, die Kinder in diesen schwierigen Momenten zu unterstützen.
Offen mit den Kindern sprechen
Für den zurückbleibenden Elternteil ist der Verlust des Partners oder der Partnerin und gleichzeitig die Übernahme aller Verantwortlichkeiten eine enorme Belastung. Plötzlich muss dieser Elternteil nicht nur den Alltag bewältigen, sondern auch die Rolle des fehlenden Elternteils übernehmen. Der Schmerz des Verlustes kann die täglichen Entscheidungen und den Umgang mit den Kindern beeinflussen. Es ist wichtig, dass dieser Elternteil Unterstützung erhält, sei es von Verwandten, Freunden oder professionellen Helfern, um durch diese schwierige Phase zu navigieren.
Ganz entscheidend in einer solchen Situation ist ein offener und ehrlicher Umgang mit den Kindern. Auch wenn es schwierig ist, mit ihnen über die Krankheit und den möglichen Verlust zu sprechen – Kinder haben oft eine bemerkenswerte Fähigkeit, Veränderungen in der Familie zu spüren. Ihre Unsicherheit und Verwirrung können durch eine klare Kommunikation gemildert werden. Kinder haben das Recht, sich mit dem Gedanken an den Verlust anzufreunden und Abschied zu nehmen. Es ist wichtig, dass sie Raum und Unterstützung haben, um ihre Gefühle auszudrücken und zu verarbeiten. Es ist nachvollziehbar, dass wir versuchen, Kinder vor dem Schmerz zu bewahren, jedoch können unausgesprochene oder unterdrückte Gefühle zu Ängsten und anderen Auffälligkeiten führen.
Wichtig ist: Informieren Sie auch Erzieherinnen und Erzieher oder Lehrkräfte. Meiner Erfahrung nach ist es wichtig, die Situationen mit dem Kind bzw. den Kindern auch in der Einrichtung aufzufangen und gegebenenfalls Auffälligkeiten wahrzunehmen. Häufig suchen Kinder das Gespräch in der Gruppe bzw. Klasse, Das funktioniert noch besser, wenn die Fachkräfte Bescheid wissen. Kinder stellen in solchen Fällen oft Fragen, um Antworten auf ihre Unsicherheiten und Sorgen zu finden. Beispielsweise mit Hilfe der Methode des Perspektivenwechsels, bei der Kinder in eine andere Person oder Figur schlüpfen, können Geschichten oder Rollenspiele Kindern helfen, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
Jedes Familienmitglied reagiert anders
Es kann auch ratsam sein, professionelle Hilfe hinzuzuziehen, sei es in Form von Therapeutinnen, Beratern oder Unterstützungsgruppen. Die Fachleute können der Familie helfen, die richtigen Worte zu finden, um mit den Kindern über die Situation zu sprechen, und ihnen Werkzeuge an die Hand geben, um mit ihren Emotionen umzugehen. Der gemeinsame Besuch bei einem Therapeuten kann auch dazu beitragen, dass die Familie als Ganzes besser versteht, wie sich die Familienmitglieder gegenseitig unterstützen können.
In solchen schwierigen Zeiten ist es wichtig zu erkennen, dass jeder in der Familie auf seine eigene Weise mit der Situation umgeht. Manche Kinder oder Erwachsene ziehen sich zurück, während andere offener über ihre Gefühle sprechen. Es ist entscheidend, eine Umgebung zu schaffen, in der jedes Familienmitglied seine Emotionen auf seine eigene Weise ausdrücken kann, ohne sich beurteilt oder unverstanden zu fühlen.
Die Zeit, in der ein Elternteil unheilbar krank ist, ist zweifellos eine der schwierigsten Phasen, die eine Familie durchmachen kann. Durch Offenheit, Unterstützung und professionelle Hilfe besteht die Möglichkeit, als Familie den Schmerz gemeinsam auszuhalten und zu teilen. Klar ist: Es gibt nicht „den“ richtigen Weg. Jede Familie, jede und jeder Betroffene muss den für sich richtigen Weg finden und vor allem gehen.