Erfahrungsbericht
Don Bosco Wohngruppe als Ort der Gemeinschaft
Vertrauen aufbauen in einer Situation, die zunächst zwangsweise erfolgt – das ist Frederic Zeidler sehr wichtig. Als Leiter einer Außenwohngruppe des Jugendhilfezentrums Don Bosco Helenenberg will er für die Kinder, aber auch die Eltern da sein.
veröffentlicht am 25.10.2022
In unserer Wohngruppe leben Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren, die nicht mehr zu Hause bei ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten leben können. Es handelt sich normalerweise um nicht mehr ganz kleine Kinder, da diese ihr Bindungsbedürfnis eher in einer Pflegefamilie mit gleichbleibenden Betreuungspersonen stillen können. In einer Wohngruppe dagegen gibt es ein professionelles Team, das in den Betreuungszeiten wechselt, und ein institutionelles Umfeld, das Zuständigkeiten klärt. Für Eltern und Kinder bedeutet dies: Die Wohngruppe ist etwas anderes als die Familie. Hier helfen keine „Ersatzpapas“ oder „Ersatzmamas“, sondern Profis, die auch den Auftrag haben, das Kind in das Familiensystem zurückzuführen.
Die im Vordergrund stehende Fachlichkeit der Wohngruppe hilft daher, deutlich zu machen: Wir möchten niemanden ersetzen, sondern einen Ort bieten, an dem man Gemeinschaft erlebt und in seinem Sein respektiert wird.
Du wirst gemocht, egal, wie du bist
Es geht darum, selbstständig zu werden und Gefühle, die ein unangemessenes Verhalten hervorrufen, besser regulieren zu lernen. Wir unterstützen die Kinder und die Eltern, sich selbst und die vorhandenen Fähigkeiten besser kennenzulernen. Es ist wunderbar, wenn es gelingt, dass Kinder erfahren können: Du wirst gemocht, egal, wie du bist.
Da ist zum Beispiel Martin. Innerhalb eines halben Jahres hat er gute Fortschritte gemacht. Er kam als adipöses, schulverweigerndes, verhaltensauffälliges Kind zu uns und konnte durch die spielerischen Sportangebote der Gruppe sowie eine ausgewogene Ernährung sein Gewicht in den normalen Bereich reduzieren. Dies plus die sozialen Kontakte und Strukturen der Gruppe haben ihn sehr in seinem Selbstvertrauen gestärkt, sodass er mittlerweile gerne in die Schule geht und seine Gefühle besser kontrollieren kann. Zudem konnte ein regelmäßiger Kontakt zu den Eltern aufgebaut werden.
Solche Erfolge sind für mich die Motivation, in diesem häufig sehr belastenden Job mit Freude tätig zu sein.