Gefühle auf Papier
Projekt mit Ausstellung: Junge Menschen malen den Frieden
Mit dem internationalen Friedensprojekt „Pieces for Peace“ brachten die Salesianer Don Boscos Workshops für Kinder und Jugendliche und eine Wanderausstellung nach Wien. Initiatorin Tsipi Ben-Haim aus New York war bei der Vernissage dabei.
veröffentlicht am 25.02.2025
Frieden hören, riechen und anfassen – was ungewöhnlich klingt, konnten Kinder und Jugendliche in Österreich im Projekt „Pieces for Peace“ der New Yorker Non-Profit-Organisation CITYarts erleben, das die Salesianer Don Boscos in Österreich durchgeführt haben. Bereits 2022 begannen sie in Wien mit den ersten Workshops. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Salesianischen Jugendbewegung gingen dazu direkt in die Schulen, damit die Kinder und Jugendlichen das Friedensprojekt unmittelbar in ihrem persönlichen Umfeld erfahren und erleben konnten.
Gemeinsam erarbeiteten die Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer die Bedeutung des Begriffs „Frieden“, von der Wortbedeutung über das dahinterstehende Konzept bis hin zur Emotionalität und der politischen Bedeutung des Wortes. Stückchenweise und kindgerecht näherten sie sich dem Thema, wie auch der Name des Projektes „Pieces for Peace“ („Stückchen für den Frieden“) deutlich macht. So bekamen die jungen Menschen die Möglichkeit, Frieden zu hören, zu sehen, zu riechen, anzufassen, darüber zu sprechen und letztendlich die Summe des Erlebten in einem Kunstwerk auf Papier zu bringen.
Kinder und Jugendliche konnten die Sinnlichkeit von Frieden erarbeiten
Bereits an der ersten „Station der Sinne“ trafen die Kinder und Jugendlichen auf verschiedene Materialien, mit deren Hilfe sie die Sinnlichkeit von Frieden erarbeiten konnten. Wie riecht Frieden? Welche Farbe hat er? Wie fühlt er sich an? Anschließend beschäftigten sie sich mit unterschiedlichen Friedenszitaten, Friedenstieren und Friedenssymbolen. Schließlich erstellten die Kinder und Jugendlichen ihr ganz eigenes Rezept für den Frieden – ähnlich einem Kochbuch. Die „Zutaten“ wurden dazu auch in Form von Zetteln in einem großen Kochtopf gesammelt und anschließend in ihrer allgemeinen, aber auch persönlichen Bedeutung diskutiert.
Dass Frieden kein abstraktes Konstrukt, sondern im realen Leben gewissen Grenzen unterworfen ist, mit denen man sich arrangieren muss, konnten die jungen Menschen auch im kreativen Teil des Projekts spüren. Denn dabei waren das Format für die Bilder und der Zeitrahmen für das Erschaffen der Kunstwerke fix vorgegeben. Nach den ersten Workshops in Wien wurde das Projekt auch auf andere Bundesländer ausgeweitet. So entstanden zwischen 2022 und 2024 mehr als 800 Werke von jungen österreichischen Künstlerinnen und Künstlern zum Thema Frieden.
Wanderausstellung im Showroom „Erlebnis Europa“ des Europäischen Parlaments
Da „Pieces for Peace“ mittlerweile zu einem weltweiten Projekt gewachsen ist, an dem über 100.000 Kinder und Jugendliche aus 124 Ländern teilgenommen haben, beschloss die Initiatorin und Gründerin von CITYarts, Tsipi Ben-Haim, eine Wanderausstellung zu organisieren, um die Kunstwerke einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Die Ausstellung im Showroom „Erlebnis Europa“ des Europäischen Parlaments im Herzen von Wien bildete dabei einen Höhepunkt.
Die Ausstellung präsentierte die Kunstwerke unterteilt in zehn Themen und Motive, deren zugrundeliegende Begriffe die jungen Künstlerinnen und Künstler in den Workshops des Projekts erarbeitet hatten. Gemeinsam mit ihnen entschied Paul Walther, der die Ausstellung kuratierte und organisierte, nach Farben und Motiven wie der Friedenstaube oder Herzen zu sortieren. Eine Ausstellungswand zeigte abstrakte Kunstwerke, eine weitere Motive aus der Natur. Besonders beeindruckend waren auch die Bilder, in denen die Themen Glaube, Gemeinschaft und Neuanfang herausgearbeitet wurden.
Tsipi Ben-Haim aus New York ist Gründerin von „Pieces for Peace“
Die Non-Profit-Organisation CITYarts, die das Projekt „Pieces for Peace“ entwickelt hat, wurde 1989 von Tsipi Ben-Haim mit dem Ziel gegründet, jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, ihren künstlerischen Ambitionen Ausdruck zu verleihen und „am Tisch der Erwachsenen sitzen“ zu dürfen. Es entstanden Wandbilder und Mosaike, die soziale Probleme ansprachen und den Sorgen der Jugendlichen ein Gesicht gaben.
Nach den tragischen Ereignissen vom 11. September 2001 erkannte Ben-Haim die Notwendigkeit, ein größeres Bewusstsein für Frieden unter jungen Menschen zu fördern, und initiierte das Programm „Young Minds Build Bridges“. Es verbindet nicht nur Kinder weltweit, sondern ermöglicht ihnen auch, mit professionellen Künstlerinnen und Künstlern zusammenzuarbeiten, um gemeinsam den öffentlichen Raum zu gestalten und sichtbar zu werden. „Pieces for Peace“ ist das aktuellste Projekt der New Yorker Kunst- und Friedensförderin. Müde ist sie auch nach 35 Jahren harter Arbeit nicht, denn „wenn Kinder etwas erschaffen, zerstören sie es nicht – sie inspirieren uns alle“, schreibt sie auf der Internetseite von CITYarts.
Dass Tsipi Ben-Haim zur Vernissage der Ausstellung in Wien eigens aus New York angereist war, war für die Kinder und Jugendlichen ein besonderes Highlight. Sie führte nicht nur Workshops mit ihnen durch, sondern unterstützte sie auch tatkräftig bei der Planung und dem Aufbau der Ausstellung, wobei sie jede Menge positive Energie versprühte.
Erzdiözese Wien zeichnete das Projekt mit dem Florian-Kuntner-Preis aus
Einem glücklichen Zufall ist die Zusammenarbeit von Tsipi Ben-Haim mit den Salesianern Don Boscos in Österreich zu verdanken. Ein in die USA ausgewanderter Redakteur stellte den Kontakt der Organisatorin mit dem Orden her. Die Salesianische Jugendbewegung zeigte sich sofort begeistert und startete mit den Workshops, bei denen gleich mehrere Werke der Salesianer beteiligt waren. Das Don Bosco Sozialwerk stellte Räumlichkeiten zur Verfügung, die Don Bosco Jugendbildung kontaktierte Lehrende und Schulklassen und die Salesianer Don Boscos unterstützten durch Seelsorge.
Großes Aufsehen in der katholischen Kirchengemeinde erregte „Pieces for Peace“ im April 2024, als die Erzdiözese Wien das Projekt mit dem bekannten Florian-Kuntner-Preis auszeichnete. Alle zwei Jahre vergibt die Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit in der Erzdiözese Wien den nach Weihbischof Florian Kuntner benannten Preis, der für sein engagiertes Eintreten für Frieden und globale Solidarität bekannt war. Besonders die Jugendlichen freuten sich sehr über den Preis und möchten das Preisgeld in weitere Friedensprojekte investieren.
Die Internationale Ausstellung „Pieces for Peace“
CITYarts hat mit dem Projekt „Pieces for Peace“ eine beeindruckende Wanderausstellung ins Leben gerufen, die ausgewählte Kunstwerke junger Menschen aus der ganzen Welt präsentiert. Diese Ausstellung tourt sowohl national als auch international und umfasst über 300 Werke aus mehr als 100 Ländern. Erstmals wurde diese Wanderausstellung in Österreich präsentiert. Neben den internationalen Kunstwerken werden auch in Österreich entstandene Friedensbilder gezeigt. Zudem präsentiert „Pieces for Peace“ Bilder in einer Online-Ausstellung.