Besondere Zeit

Warten auf Weihnachten – Menschen bei Don Bosco erzählen

Ordensleute und Mitarbeitende von Don Bosco Einrichtungen erzählen, wie sie als Kind das Warten auf Weihnachten erlebt haben und welchen Wert heute das Warten heute für sie hat.

veröffentlicht am 30.11.2022

Warten lernen

Sr. Gisela Porges

Als Kind konnte mir Weihnachten nicht schnell genug kommen! Der Advent zog sich lange, lange dahin und ewig schien nur eine Kerze am Adventkranz zu leuchten. Und wenn dann schließlich doch der Heilige Abend angebrochen war, dann dauerte es noch einmal eine gefühlte Ewigkeit, bis sich so gegen fünf Uhr am Nachmittag die Familie  vor dem Christkindlzimmer versammelte und endlich (!) das Glöckchen läutete zum Zeichen: Jetzt ist es soweit! Warten fällt mir auch heute noch sehr schwer. Ich möchte Sachen lieber gleich erledigt haben. Zeiten des Wartens verkürze ich gerne, indem ich mich mit anderem ablenke.

Das Jesus-Gebet, das ich mit meinen Mitschwestern täglich übe, hilft mir, bewusster zu leben, indem es mich das Warten lehrt. Ganz in der Gegenwart sein, ins Dunkel hineinlauschen, die Stille aushalten – auf Gott und sein Tun warten, ohne Agenda meinerseits. Das kontemplative Jesusgebet wirkt für den Betrachter von außen vielleicht ereignislos und langweilig, doch als Betende erlebe ich es als intensive und spannende Zeit. Wer warten kann, der lebt aus der Tiefe.

Sr. Gisela Porges, Leiterin der Gemeinschaft der Don Bosco Schwestern in Salzburg

Friedensstifter werden

Josua Schwab

Es war ein magischer Moment, wenn wir als Kinder am Heiligen Abend nach der Christmette vor der Tür gewartet haben, dann irgendwann ein leises Glöckchen zu hören war und schließlich der Ruf unserer Eltern und der Oma: „S’Christkindle war da“. Das gespannte Eintreten in das Wohnzimmer, wo wir unter dem strahlenden Baum „Stille Nacht“ sangen, unsere leuchtenden Kinderaugen in gespannter Erwartung auf die Geschenke gerichtet – ein kindliches Warten.

Heute hat das Warten auf Weihnachten für mich ein ganz anderes Moment, ein befreiungstheologisches: Die Welt im Chaos wartet darauf, in irgendeiner Weise heil zu werden. Die vielen, deren Würde im Staub der Straße zertreten wird, warten darauf. Unser Warten darf kein Abwarten und Teetrinken sein: Weihnachten ist der Ruf, die Ärmel hochzukrempeln und mit ihm, dem Herrn, dem Friedensstifter, gemeinsam anzupacken, Friedensstifter zu werden, Lichtbringerinnen, mit ihm zusammen aufzubrechen, damit die Welt ein Stück heiler wird, friedlicher, gerechter.

Josua Schwarz, Salesianer Don Boscos

„Gedankenzeit“

Melanie Mörmel

Als bekennender „Weihnachtsfan“ ist die Zeit im Advent, das gespannte Warten auf Heiligabend, mit eigenen Kindern nochmals schöner, wichtiger und besonderer.

Für mich ist die Adventszeit aber nicht nur der Duft nach frischgebackenen Plätzchen, Lichter am Adventskranz und Kinderherzen, die höherschlagen. Ich denke an die bedrückenden Ereignisse in diesem Jahr: den Ukraine-Krieg, Hungersnot, die Energiekrise, Corona – und an die Menschen weltweit, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Diese „Wartezeit“ ist für mich deshalb auch insbesondere immer eine „Gedankenzeit“.

Auch bei Don Bosco Bonn schenken wir uns Zeit zum Innehalten und für Reflexion. Im Mittelpunkt unserer Impulse im Advent steht, was uns bewegt, beschäftigt, nachdenklich stimmt, motiviert und Kraft gibt! So ist das Warten auf Weihnachten für mich eine Bereicherung.

Melanie Mörmel, Mitarbeiterin Don Bosco Mission Bonn

Zeit mit der Familie

Patrick Haslinger

Weihnachten war für mich immer ein Familienfest und ist es auch weiterhin. Als Kind prägte die Vorfreude auf Weihnachten die gesamte Adventszeit. Adventkalender und Adventkranz, Kekse- und Lebkuchenbacken sowie der Besuch des Heiligen Nikolaus in unserem Dorf, bei dem jedes Jahr eine andere Jungschargruppe etwas für ihn vorbereitet hatte, gehörten ebenso dazu wie das Erlernen und Singen von Weihnachtsliedern.

Den Heiligen Abend verbrachte ich mit meinen Eltern, meinen beiden Geschwistern, einer Tante meines Vaters und meiner Oma. An diesem Tag war die Aufregung am größten, am Abend beim erleuchteten Christbaum, der immer aus dem eigenen Garten stammt, war sie am Höhepunkt. Die restlichen Weihnachtsfeiertage waren wir bei meinen Großeltern, wo alle Tanten, Onkeln, Cousinen und Cousins zusammenkamen.

Als Erwachsener ist es oft hektisch und das Treffen mit allen ist durch größer gewordene Familien komplexer. Dennoch überwiegt die Vorfreude auf Weihnachten, da sie Zeit mit der Familie bedeutet.

Patrick Haslinger, Salesianischer Mitarbeiter im Don Bosco Heim Amstetten


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