Lange Tradition

Über die Herkunft und Bedeutung der Weihnachtskrippe

Spätestens an Heiligabend wird in den meisten christlichen Familien die Kiste mit der Weihnachtskrippe vom Dachboden geholt. Der Stall mit Maria, Josef und dem Kind gehört zum Fest dazu. Wie die Krippe entstand und was sie bedeutet.

veröffentlicht am 12.11.2022

Wenn pünktlich zum Fest die Weihnachtskrippe aus ihrer Verpackung geholt wird, ist das jedes Jahr ein besonderer Moment. Der Stall mit Maria, Josef und dem Kind hat seinen festen Platz unter dem Baum oder an einer anderen Stelle im Wohnzimmer. Auch das Aufstellen folgt oft einem lange eingespielten Ritual. Aber woher kommt eigentlich die Tradition, zu Hause eine Krippe aufzustellen? Und warum fasziniert sie die Menschen bis heute?

„Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen“, heißt es im zweiten Kapitel des Lukasevangeliums. „Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ Die Szene, die der Evangelist hier beschreibt, bildet die Grundlage für Krippendarstellungen aller Art.

Franz von Assisi erfand das Krippenspiel

Als Erfinder der Weihnachtskrippe wird oft der heilige Franz von Assisi bezeichnet. Genau genommen begründete er allerdings vor allem das Krippenspiel. Am Weihnachtsfest des Jahres 1223 stellte er im italienischen Kloster Greccio anstelle der Predigt das Weihnachtsgeschehen mit Menschen und Tieren nach.

Erste statische Krippen entwickelten sich im 14. und 15. Jahrhundert. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts wurden sie in immer mehr katholischen Kirchen in Europa aufgestellt. Besondere Beachtung fand eine Krippe, wohl mit lebensgroßen Figuren, der Jesuiten in Prag. Als in der Aufklärung öffentliche Krippen verboten wurden, wich man notgedrungen auf den privaten Bereich aus. So landeten die Darstellungen schließlich in Häusern und Wohnungen.

Ab dem 24. Dezember liegt das Kind in der Krippe

Inzwischen gibt es Krippen aus den unterschiedlichsten Materialien. Krippenbauer verlegen die Szenerie in die eigene Heimat. Figuren, die nicht dem üblichen Personal einer Weihnachtskrippe entsprechen, werden ergänzt, ungewöhnliche Interpretationen der biblischen Weihnachtsgeschichte regen zum Nachdenken an.

Aufgestellt werden Stall und Figuren meist zum Weihnachtsfest, manchmal auch bereits zu Beginn der Adventszeit. Ab dem 24. Dezember liegt das Jesuskind in der Krippe. An Epiphanias, dem Fest der Erscheinung des Herrn, am 6. Januar kommen die Heiligen Drei Könige hinzu. Gezeigt werden die Weihnachtskrippen üblicherweise bis zum Ende der Weihnachtsfestzeit am Fest Taufe des Herrn, das am Sonntag nach Epiphanias begangen wird.

In der Heiligen Familie sich selbst entdecken

Ochse und Esel werden in den Evangelien übrigens nicht erwähnt. Allerdings gibt es im Alten Testament beim Propheten Jesaja eine Stelle, die sich mit dem Geschehen in Betlehem in Verbindung bringen lässt. Hirten und Engel kommen im Lukasevangelium vor, die Sterndeuter bei Matthäus.

Dass die Krippe in den meisten Familien zu Weihnachten nicht fehlen darf, liegt sicherlich an der langen Tradition und den Erinnerungen, die Erwachsene und Kinder mit dem Fest verbinden. Die Darstellung des Babys in der Krippe rührt uns an. Der Sohn Gottes, der Messias, kommt als kleines Kind in einem ärmlichen Stall zur Welt! Vor allem aber kann jede und jeder im Bild der heiligen Familie auch ein Stück von sich selbst entdecken – ob als Baby oder Elternteil, als Hirte, Engel, König oder Esel. Durch die Krippe fühlen wir uns dem Geschehen in Betlehem auf eine besondere Weise nahe – und der Zauber der Weihnacht strahlt von dort in unsere Häuser und in unsere Herzen.


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