Corona-Krise
„Wir müssen ihnen helfen, ihre Träume weiterzuträumen“
Pater M.C. George Menamparampil koordiniert von Rom aus alle Don Bosco Hilfsmaßnahmen zu Corona weltweit. Im Interview erklärt er, wie die Salesianer junge Menschen unterstützen und was ihm Hoffnung macht.
veröffentlicht am 28.12.2020
Was ist Ihre größte Sorge in der Corona-Krise?
P. M.C George Menamparampil: Wir machen uns vor allem Sorgen um Jugendliche, die eine schwere Kindheit hatten. Sie haben durch uns eine zweite Chance bekommen und damit auch wieder Hoffnung und Zuversicht erhalten. Wir befürchten, dass sie jetzt wieder in ein schwarzes Loch fallen und kein Licht mehr am Ende des Tunnels sehen. Viele unserer Schüler*innen haben nicht die digitalen Voraussetzungen oder auch Geräte, um online zu lernen. Als Salesianer Don Boscos möchten wir vor allem den benachteiligten, sozial und geografisch ausgegrenzten jungen Menschen Perspektiven bieten. Es ist zu befürchten, dass diese jungen Menschen jetzt wieder mutlos und verzweifelt werden. Durch die Corona-Krise rutschen immer mehr Menschen unter die Armutsgrenze, und dann ist auch kein Geld mehr für Bildung da.
Wie wollen Sie den jungen Menschen helfen?
Wir müssen den Kindern und Jugendlichen nahe sein, noch näher als vor der Krise. Wir müssen die Situation gründlich reflektieren, analysieren und kreative Lösungen suchen. Zusammen mit den Jugendlichen, denn die jungen Menschen wissen am besten, was sie brauchen. Wir brauchen innovative Ideen, Programme und Serviceangebote, die junge Menschen ansprechen und sich genau nach ihren Bedürfnissen richten. Unsere Aufgabe ist es, sie finanziell und materiell zu unterstützen, aber vor allem auch, sie aufzumuntern, zu inspirieren und zu motivieren. Wir müssen ihnen helfen, Entscheidungen zu treffen und ihre Aktivitäten voranzutreiben. Wichtig ist, dass die jungen Menschen in dem Prozess federführend sind.
Wir müssen ihnen helfen, ihre Träume weiterzuträumen, hoffnungsvoll und zuversichtlich zu sein, für sich selbst, ihre Familien und die Gesellschaft. Wir sind Berater und Begleiter, die ihnen helfen, ihre Träume zu erneuern. Und wir helfen ihnen dabei, mehr Verantwortung zu übernehmen für sich, aber auch für die anderen. Das ist unsere Rolle, die wir noch intensiver als früher ausfüllen müssen.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Hoffnung macht mir, dass Jugendliche zu Protagonisten werden. Junge Menschen übernehmen mehr und mehr das Kommando, sie sagen, wo es langgeht. Wir nähern uns immer mehr der Realität junger Menschen an. Don Bosco hat die jungen Menschen dazu angeleitet, Lehrer und Vorbild für andere junge Menschen in der Gemeinschaft zu sein. Er forderte die Jugendlichen auf, nach Turin zu gehen und Menschen, die an Cholera erkrankt sind, zu helfen. Das haben sie auch gemacht. Die jungen Menschen heute tun das Gleiche. Sie müssen jetzt früher erwachsen werden, und das scheint zu funktionieren. Sie tragen viel mehr zur Bewältigung der Krise bei, als wir jemals gedacht hätten. In den letzten Jahren haben wir z.B. beim Kampf gegen den Klimawandel beobachtet, wie junge Menschen dort Verantwortung übernehmen. Wir können davon ausgehen, dass die jungen Menschen in Zukunft eine Führungsrolle beim Weltgeschehen einnehmen werden. Und sie werden einen exzellenten Job machen!
Mehr Informationen über die Arbeit der Salesianer Don Boscos und der Don Bosco Schwestern weltweit bei Don Bosco Mission Bonn, Don Bosco Mission Austria und der Missionsprokur der Don Bosco Schwestern.