Wichtige Fähigkeit

Wie wird mein Kind sozial kompetent?

Soziale Kompetenz hilft Menschen, sich anderen gegenüber angemessen zu verhalten, gute Beziehungen aufzubauen und erfolgreich zu sein. Schon Kinder können diese Fähigkeit entwickeln und einüben. Wie das funktioniert, weiß Erzieher Christian Huber.

veröffentlicht am 07.11.2024

Wenn ein Kind vor allem dadurch auffällt, dass seine sozialen Kompetenzen noch ausbaufähig sind, ist der Wunsch in jedem Elterngespräch: „Ich will auf keinen Fall, dass er/sie eines von den Kindern wird, die man nicht mag, weil sie sich so danebenbenehmen!“ Nun, die Sorge ist nur allzu gut nachvollziehbar. Wer würde nicht von sich behaupten, dass er sozial kompetent ist? Oder haben Sie schon mal gehört, dass jemand über sich sagt: „Meine Fachkompetenzen sind hervorragend, was meine sozialen Kompetenzen angeht muss ich aber leider sagen, dass ich nicht allzu begabt bin“?

Was bedeutet überhaupt sozial kompetent? Im Allgemeinen verwenden wir das Wort Sozialkompetenz wie eine Art Oberbegriff, der positive Eigenschaften beinhaltet wie zum Beispiel Selbstsicherheit, Selbstvertrauen, Durchsetzungsvermögen, Empathie, Teamfähigkeit, Kontaktfähigkeit und vor allem Kommunikationsfähigkeit. Im beruflichen Kontext ist oft von „Soft Skills“ die Rede.

So wird das Kind eine Bereicherung im sozialen Miteinander – für sich und andere

Soziale Kompetenz ist eine grundlegende Fähigkeit, die es Kindern ermöglicht, in verschiedenen sozialen Situationen angemessen zu agieren, Beziehungen aufzubauen und in ihrem Leben erfolgreich zu interagieren. Eltern und Bezugspersonen stehen vor der Herausforderung, ihr Kind so zu unterstützen, dass es nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere eine Bereicherung im sozialen Miteinander wird. Doch wie lässt sich dies konkret fördern?

Kinder orientieren sich stark an den Verhaltensweisen und Reaktionen der Menschen in ihrer Umgebung. Besonders Eltern, ältere Geschwister und weitere Bezugspersonen wie Großeltern prägen maßgeblich das Verhalten eines Kindes. Diese Vorbilder sind oft die ersten und beständigsten Kontakte im Leben eines Kindes und prägen grundlegende Werte und Normen. Auch Pädagoginnen und Pädagogen nehmen eine zentrale Rolle ein. Durch ihren pädagogischen Ansatz und ihr eigenes Verhalten im Umgang mit anderen Menschen können sie die Entwicklung sozialer Fähigkeiten gezielt unterstützen und fördern. Kinder ahmen häufig das Verhalten nach, das sie beobachten. Pflegen Sie also einen harmonischen und respektvollen Umgang in der Familie und sprechen Sie offen darüber, warum das für Sie wichtig ist!

Lernerfahrungen ermöglichen: Nicht jede negative Erfahrung von Kindern fernhalten

Neben dem Einfluss der Erwachsenen ist es wichtig, dass Kinder frühzeitig lernen, mit anderen Kindern zu interagieren. Dies kann etwa durch den Kindergarten und die Teilnahme an Freizeitaktivitäten wie Vereinssport oder Musikunterricht unterstützt werden. Hier erleben Kinder den Umgang mit Gleichaltrigen und lernen, auf die Bedürfnisse und Gefühle anderer einzugehen. Konflikte, die in diesen sozialen Situationen auftreten, bieten wertvolle Lernmöglichkeiten. Sie zeigen dem Kind auf, wie wichtig es ist, Kompromisse zu schließen und sich in andere hineinzuversetzen. Gerade in diesen Interaktionen mit Gleichaltrigen wird das Verständnis für Gruppenregeln und Fairness trainiert. Wichtig dabei ist natürlich: Lassen Sie Erfahrungen zu! Wenn wir jede traurige oder verletzende Erfahrung von unseren Kindern fernhalten, haben sie keine Möglichkeit, ihren Weg im Umgang mit solchen Themen zu finden.

So wie wir Erwachsenen machen auch Kinder Fehler und agieren gelegentlich sozial unangemessen. Dies ist ein natürlicher Teil des Lernprozesses. Entscheidend ist, wie Erwachsene auf dieses Verhalten reagieren. Ein Kind sollte die Möglichkeit haben, aus seinen Fehlern zu lernen und zu verstehen, dass falsches Verhalten nicht zwingend verurteilt wird, sondern als Chance zur Verbesserung dient. Geben Sie ein konstruktives Feedback! Das kann helfen, die Konsequenzen bestimmter Verhaltensweisen zu verstehen und alternative Handlungsoptionen zu erarbeiten. Wenn ein Kind etwa in einem Konflikt handgreiflich wird, ist es wichtig, ihm zu erklären, warum das Verhalten unangemessen ist und wie es stattdessen friedlich und respektvoll reagieren kann. Diese bewusste Fehlerkultur stärkt das Selbstbewusstsein und das Verantwortungsgefühl des Kindes.

Empathie ist ein zentraler Bestandteil der sozialen Kompetenz

Empathie ist ein zentraler Bestandteil der Sozialkompetenz. Die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und deren Gefühle nachzuvollziehen, erleichtert den Aufbau positiver sozialer Beziehungen. Benennen Sie Ihre eigenen Gefühle! Achten Sie dabei natürlich auf ein angemessenes Maß, um die Kinder nicht zu überfordern.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Entwicklung sozialer Kompetenz ist ein Prozess, der Geduld und viel Übung erfordert. Mit liebevoller Unterstützung, klaren Regeln und einem guten Vorbild können Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen entscheidend dazu beitragen, dass ihr Kind sozial kompetent wird und sich zu einem verantwortungsbewussten, empathischen und kommunikativen Erwachsenen entwickelt. Wir alle wissen: Es lohnt sich!


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