Musizieren
10 Dinge, die Kinder lernen, wenn sie ein Instrument spielen
Die positiven Nebenwirkungen des Musikmachens von Freude bis Selbstvertrauen. Und: Die 13-jährige Luise hat den Test gemacht: Klavier lernen per App – funktioniert das? Was gut geklappt hat und was weniger.
veröffentlicht am 15.10.2020
Weil es so viel Spaß macht und gut tut, legt Familie Hasenauer viel Wert aufs Musizieren und Musikschulleiter Tilman Fischer würde am liebsten noch viel mehr Kinder mit dieser Kunst in Kontakt bringen. Die 10 wichtigten positiven Auswirkungen des Instrumente-Lernens im Überblick.
Musikmachen – Was es bringt
- Freude am Musizieren: Musik geht direkt ins Herz! Mit anderen oder alleine Musik zu machen, ist eine unvergleichliche Erfahrung.
- Soziale Kompetenz: Das Zusammenspiel funktioniert nur, wenn alle aufeinander achten. Jeder trägt seinen Teil zum großen Ganzen bei.
- Körperwahrnehmung und Körperbeherrschung: Egal ob Kontrabass, Schlagzeug oder Blockflöte – beim Musizieren ist der ganze Körper im Einsatz.
- Ästhetische Bildung: Einen Sinn für Kunst und Musik haben Menschen von Kindheit an. Wer selbst ein Instrument spielt, bekommt einen intensiveren Zugang zu dieser natürlichen Faszination.
- Selbstreflexion: Sich mit einem Instrument auseinanderzusetzen bedeutet auch, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Davon profitieren Körper und Seele.
- Problemlösung: Dass Musikmachen die Intelligenz fördert, wollen unzählige Studien bewiesen haben. Fest steht: Es fördert die Fähigkeit, selbstständig Probleme zu lösen.
- Mut: Lampenfieber, Auftritt, Applaus, Scheitern, Weitermachen – diese Erfahrungen gehören zum Erwachsenenleben dazu. Wer sie früh übt, indem er vor Publikum auftritt, tut sich später leichter.
- Geduld und Durchhaltevermögen: Anfangs ist es oft nicht einfach, einem Instrument schöne Töne zu entlocken. Später ist oft anstrengende Feinarbeit gefragt. Wer dran bleibt, merkt: Es lohnt sich!
- Selbstverantwortung: Welches Instrument? Wann und wie oft üben? Schulband oder Musikschulorchester? Wenn Kinder Fragen wie diese für sich klären und entscheiden, üben sie, für das eigene Leben Verantwortung zu übernehmen.
- Selbstvertrauen: Beim Musikmachen können Kinder sich ausprobieren, sich in unbekannten Zusammenhängen erleben, neue Seiten an sich entdecken. Alles Erfahrungen, die das Selbstvertrauen stärken.
Klavierlernen per App – ein Selbstversuch
Die Realschülerin Luise (13) hatte nie Instrumentalunterricht, während der Grundschulzeit sang sie in einem Kinderchor. Luise nutzte die App Simply Piano von Joytunes. Hier erzählt sie, was gut geklappt hat und was weniger, und ob sie diese Art des Musikunterrichts empfehlen kann.
Der Beginn
Ich hatte schon lange vor, Klavier zu lernen. Wegen des Corona-Lockdowns hatte ich plötzlich Zeit. Auf Simply Piano bin ich durch Werbung auf YouTube gekommen. Man hat gesehen, dass man innerhalb von ein paar Monaten richtig gut werden kann. Also habe ich mir die App runtergeladen und ausprobiert.
Die ersten Töne
Am Anfang der ersten Lektion geht es um die Handhaltung. Als Nächstes wird gezeigt, wo welcher Ton ist. Das Handy steht quer auf dem Notenständer. Alles wird in einem Video erklärt, dann macht man es nach. Zuerst sollte man mit ein bis zwei Fingern spielen, das C und das D. Irgendwann konnte ich mit allen Fingern der rechten Hand spielen. Man bekommt eine Notenzeile angezeigt. Ob man richtig spielt oder nicht, hört die App und die Noten färben sich blau oder rot. Man übt so lange, bis alles stimmt, dann geht es weiter.
Jetzt kostet es
Ab der nächsten Lektion musste man bezahlen. Wir haben eine dreimonatige „Premiummitgliedschaft“ abgeschlossen, für etwa 40 Euro. Ich habe mit der rechten Hand Songs begleitet, die mir die App vorgespielt hat. Dann kam nach und nach die linke Hand dazu. Auch die Notenwerte lernt man. Viele der Songs kannte ich aus dem Radio. Manchmal habe ich auch Noten zum Üben per E-Mail bekommen.
Die Fortschritte
Anfangs habe ich mehrmals pro Woche am Klavier gesessen. Dass ich dann wegen einer Verletzung drei Wochen gar nicht spielen konnte, war schade. Danach musste ich mich erst wieder motivieren. Insgesamt habe ich schon Fortschritte gemacht. Ich kann jetzt die Basis, zwar nur mit zehn Fingern, aber immerhin.
Das Fazit
Das Lernen mit der App hat mir viel Spaß gemacht. Leider hat die App manche richtig gespielten Töne nicht gehört. Außerdem habe ich nur die Begleitung von vorgegebenen Stücken gelernt. Ohne die App bringt mir das nichts. Ein Lehrer oder eine Lehrerin hätte bestimmt viel genauer zugehört, hätte schauen können, was ich schon gut kann und was als Nächstes dran ist. Ich hätte Fragen stellen können. Ich denke, Klavierlernen mit App funktioniert, wenn man dranbleibt und regelmäßig übt. Dann kann man mit der Zeit auch eigene Stücke spielen. Um in einer Band oder in einem Orchester mitspielen zu können, muss man aber wohl auch mit anderen Methoden üben. Ich habe jetzt Lust, weiterzumachen und richtigen Klavierunterricht zu nehmen.